Untertitelte Videos: Barrierefreier Videogenuss und universelles Storytelling
Über 80% des gesamten Internetverkehrs werden über Videoinhalte abgewickelt. Streaming-Dienste und Online-Plattformen stehen hoch im Kurs und zeigen neben (Kurz-)Videos und Filmen auch Erklärvideos und bildungsrelevante Inhalte. Untertitel und Bildbeschriftungen werden mittlerweile auch als Stilmittel zum Storytelling, vor allem im Social-Media-Bereich, verwendet. Erfahren Sie mehr über den Stellenwert untertitelter Videos und wie Sie selbst Untertitelungen hinzufügen können!

Untertitelte Videos: Mehr als nur Barrierefreiheit
Viele Menschen, auch ohne physischen Beeinträchtigungen, sind online ohne Ton unterwegs. Neben lauten Umgebungen oder einer zu geringe Laustärke des Endgeräts wird situationsbedingt oft keine Audioausgabe genutzt. Untertitel und Bildbeschriftungen werden aber auch als Stilmittel zum Storytelling verwendet - gerade soziale Medien setzen auf diesen Effekt. Untertitel tragen zudem zum Verständnis bei Videos in fremder Sprache bei.
Grundsätzlich bieten Videos aus einer didaktisch-pädagogischen Perspektive große Potenziale der Selbststeuerung und Differenzierung. Einerseits die Kombination aus bewegtem Bild und Ton und andererseits das Abspielen der Inhalte in eigener Geschwindigkeit, aber auch die Unabhängigkeit von Zeit und Ort machen die Nutzung von Video in unterschiedlichsten Szenarien zu einem attraktiven Transportmittel für den Austausch von komplexen Informationen. Mit Blick auf den wachsenden Stellenwert von Videoinhalten in unserer digitalen Welt, insbesondere auch im Rahmen von Lernangeboten, stellt sich die Frage, welche Barrieren bestehen und wie diese überwunden werden können. In erster Linie helfen Untertitel jedoch den folgenden Personengruppen:
Hörbeeinträchtigte, Gehörlose, Schwerhörige, Spätertaubte:
Für Hörgeschädigte sind Audioinformationen nicht oder nur schwer zugänglich. Sie benötigen Untertitel oder eine Übersetzung in Gebärdensprache.Zuschauerinnen und Zuschauer mit Sehbeeinträchtigung:
Menschen mit Sehbehinderung können visuell vermittelte Informationen nicht oder nur schwer wahrnehmen. Neben einer Untertitelung hilft hier auch eine akustische Bildbeschreibung (Audiodeskription).Menschen mit fehlenden Sprachkenntnissen:
Insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund und dadurch eingeschränkten Sprachkompetenzen nutzen zum Spracherwerb audiovisuelle Medien mit Untertiteln. Aber auch die bzw. der durchschnittliche Zuschauerin bzw. Zuschauer kann sich bei Fremdsprachenfilmen zusätzlich den Untertitel in seiner Muttersprache einblenden lassen.
Die Kunst der Untertitelgestaltung
Anforderungen an Gestaltung und Qualität
Oberstes Gebot für eine gute Untertitelung ist es, dass Gesprochenes und die davon abgeleiteten Textzeilen möglichst zeitnah ausgestrahlt werden. Daneben sollte die Untertitelung so originalgetreu wie möglich und so vereinfacht wie nötig dargestellt werden. Hierdurch bleibt das Handlungsgeschehen stets nachvollziehbar.
Das Auge kann bei Untertiteln einen linksbündigen Text wesentlich besser aufnehmen.
Gut leserliche, serifenlose Schriften werden besser wahrgenommen, so dass Inhalte besser verarbeitet werden können.
Geeignete Schriftarten sind z. B.: Atkinson Hyperlegible, Lexend oder Open Dyslexic
Um Transparenz zu schaffen, welche Person gerade spricht oder wann ein Wechsel stattfindet, müssen hörgeschädigte Menschen via Untertitel darüber informiert werden:
Eine geeignete Platzierung des Untertitels je nach sprechender Person in Kombination mit einer farblichen Kennzeichnung mit geeigneten Kontrast sind hier hilfreich (Vordergrund- und Hintergrundfarbe sollten sich im Kontrast gut unterscheiden. Hilfreich sind hier Kontrast-Checker, die Sie über eine Erweiterung direkt in Ihren Browser installieren können.). Die Fernsehsender nutzen die Farben Weiß, Gelb, Cyan, Grün und Magenta auf schwarzen Balken.
Falls eine sprechende Person nicht im Bild zu sehen ist, sollte sie namentlich benannt werden (Herr Müller: . . . ).
Tragen Geräusche oder Musik zum Verstehen der Handlung bei, sollte darüber informiert werden:
Schilderung von Geräuschen wie z. B. „Hund bellt“ (keine lautmalenden Wiedergabe „wau, wau“)
Transportieren von Metainformationen wie Rückblenden, Träume, Gedankengänge
Eine Kennzeichnung ist über eine andere Farbgebung oder durch Setzen eines Labels möglich, d. h. der Untertitel wird in weißer Farbe in Klammer gesetzt.
Maximal zwei Zeilen und 37 Zeichen pro Zeile.
Mindestanzeigezeit: 1-2 Sekunden (max. 4 Sekunden). Es kann von ca. 13-24 Zeichen pro Sekunde Lesezeit ausgegangen werden.
Semantisch sinnvolle Einheiten bilden.
Der erste Untertitel sollte erst nach ca. zwei Frames nach Filmbeginn eingeblendet werden.
Szenenwechsel und Schnitte sollten mit den Untertiteln abgestimmt sein. (Keine Untertitel direkt vor und nach Szenenwechsel).
Bei Parasprache (Schnaufen, Husten, Stimmfarbe, Tempo usw.) sollte die Notwendigkeit einer Untertitelung nach Relevanz abgewogen werden.
Zitierter Text sollte in Anführungszeichen gesetzt werden.
Untertitel sollten immer in Originalsprache (auch mit Dialekt) transkribieren.
Es sollte die neue deutsche Rechtschreibung verwendet werden.
Bei verschachtelten Sätzen ist eine Umformulierung für das bessere Verständnis ohne Informationsverlust erlaubt.
Schimpfwörter und Kraftausdrücke sollen wortwörtlich wiedergegeben werden.
Zum Ende der Untertitelung: Name des Untertitelnden, Jahr, ggf. Copyright.
Dateiformate
Die Untertitelung sollte nicht fest mit dem Video verschmolzen, sondern als separate Datei abgelegt werden. Dieser sogenannte Softsub-Ansatz ermöglicht es, dass während eines Videos die Untertitel ein- und ausgeblendet werden können. Videos können so mit mehreren Untertitelsprachen versehen werden. Dabei ist während der Wiedergabe des Videos ein Wechsel zwischen den verschiedenen Sprachen möglich. Ferner ist eine nachträgliche Bearbeitung der Untertitelung möglich.
Untertiteln Sie (automatisch) Ihre Videos
Es gibt eine Vielzahl an Apps für PC und Smartphone, mit denen Sie Untertitel erzeugen können. Hier gibt es - vor allem zur Bearbeitung am Smartphone - für jedes Betriebssystem vielfältige Möglichkeiten: Apps, in denen direkt das Video erzeugt und automatisch untertitelt wird wie „MixCaptions” oder „CapCut” (für iOS und Android) oder „SubCap” bzw. „Add Subtitles Automatic” (für iOS). Beide Apps erkennen eine große Anzahl an Sprachen. Aber auch Apps für eine einfache manuelle Untertitelung wie „SubE” (für Android).