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Classroom Management: Tipps über den Unterricht hinaus

Die Ausstattung der Lernenden mit digitalen Endgeräten führt nicht nur beim Unterrichten zu einer Veränderung, sondern sie eröffnet auch einige Handlungsfelder der Klassenführung, die über den eigentlichen Unterricht hinausgehen.

Die nachfolgenden Fragen helfen beim Umgang mit neuen Kommunikationswegen und bei der Medienerziehung:

  • Wie stehe ich meinen Schülerinnen und Schülern als Lernbegleiter in angemessenem Umfang zur Verfügung?

  • Wie kann ich die Lernenden dazu ermutigen, Verantwortung für ihr Verhalten und ihren Lernprozess zu übernehmen?

  • Wie binde ich die Eltern im Bereich Medienerziehung ein?

  • Wie gehe ich damit um, wenn etwas nicht gut lief?

Im Folgenden finden Sie 5 Tipps für die Nachbereitung des Unterrichts:    

1. Legen Sie fest, zu welchen Zeiten Sie erreichbar sind!

Digitale Möglichkeiten erlauben es, Unterricht vernetzter und ggf. unabhängiger von Stundenplanrastern zu gestalten. Schülerinnen und Schüler können zeit- und ortsunabhängig mit ihren Lehrkräften sowie untereinander kommunizieren und Materialien austauschen. Rückmeldungen zum individuellen Lernfortschritt ermöglichen eine effektive Zusammenarbeit, erfordern jedoch klare Absprachen zur Erreichbarkeit von Lehrkräften und Lernenden. Offene Kommunikation und klare Regelungen sind dabei unerlässlich.

  • © istock.com/volhah

    „Ich möchte für meine Schülerinnen und Schüler auch über den normalen Unterricht hinaus beim Lernen zur Verfügung stehen. Ich bin also auch am Nachmittag für Fragen erreichbar. Hierbei gilt die Vereinbarung, dass ich um 16.30 Uhr den Messenger checke und bei Bedarf Fragen beantworte. Wichtig ist mir dabei auch, dass die Lernenden Fragen in einer angemessenen Art und Weise, beispielsweise mit Anrede und Grußformel, formulieren. Sollten sie diese Absprachen nicht einhalten, bekommen sie zunächst keine fachliche Antwort, sondern nur den Hinweis auf die abgemachten Umgangsformen.“

  • „Gleich in der ersten Stunde zu Beginn des Schuljahres werden wichtige Regeln zur Kommunikation festgelegt.”

  • „Vor allem bei größeren Arbeitsaufträgen wie der Produktion digitaler Lernprodukte, die über mehrere Stunden oder Wochen gehen, ist es mir wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler wissen, wo und wie sie mich über den Unterricht hinaus kontaktieren können, wenn sie Unterstützung oder ein Zwischenfeedback benötigen."

2. Regeln Sie die Form der Kommunikation!

Innerhalb der Schulfamilie existieren oft verschiedene Kommunikationskanäle für verschiedene Gruppen, was zu Unübersichtlichkeit führt. Regeln Sie hier die Nutzung klar. Zudem sollte eingefordert werden, dass in einer angemessenen Art und Weise kommuniziert wird.

  • © istock.com/Volhah

    „Vor jeder Nachricht sollen meine Schülerinnen und Schüler überlegen, ob die Nachricht an die ganze Klasse gehen soll oder an eine einzelne Person, also meist direkt an mich als Lehrkraft.”

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    „Mir ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler auch bei kurzen Fragen auf eine formal korrekte Anrede und Verabschiedung achten.”

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    „Ich weise meine Schützlinge oft darauf hin, den richtigen Kanal zu verwenden. Das bespreche ich mit ihnen auch zuvor ausführlich im Unterricht.”

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    „Ich erkläre meinen Schülerinnen und Schülern oft die richtige Verwendung der Thread-Funktion und der Reaktionen im Messenger.”

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    „Nicht jede Nachricht erfordert eine Reaktion. Hierfür gebe ich meiner Klasse immer mehrere Beispiele. Wird einmal unangemessen reagiert, bitte ich die Schülerin oder den Schüler die Nachricht zu löschen. So bleibt der Chatverlauf übersichtlich.”

3. Übertragen Sie Verantwortung!

Digitale Endgeräte verändern den Unterricht in der Schule. Lernprozesse werden mehr in die Hand der Lernenden gelegt, sodass sie sowohl während der Unterrichtszeit als auch darüber hinaus eigenständig (weiter) arbeiten können. Vertrauen Sie hier Ihren Schülerinnen und Schülern, übertragen Sie Verantwortung, geben Sie ihnen aber auch regelmäßig zu ihrem Verhalten Feedback.

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    „Es ist mir wichtig, Schülerinnen und Schülern Verantwortung im digitalen Raum, Umgangsformen in sozialen Medien und selbstgesteuertes Lernen mit digitalen Medien nahezulegen. Dazu gebe ich regelmäßig in der Klassenleiterstunde Feedback in Bezug auf Arbeitshaltung und der Einhaltung der Regeln. Je zuverlässiger sich die Klasse verhält, desto mehr Freiräume ermöglichen wir ihr.”

  • „Wir haben ein Stickersystem eingeführt, nach dem sich die Schülerinnen und Schüler Lernorte außerhalb des Klassenzimmers suchen können, damit sie konzentriert und zielgerichtet arbeiten können. Hier ist ein hohes Maß an Vertrauen und Eigenverantwortlichkeit vorausgesetzt. Um Lernenden regelmäßig Feedback zu Ihrem Arbeitsverhalten und sozialem Umgang auch im digitalen Raum zu geben, nutze ich Teile meiner Unterrichtsstunden für einen Austausch. Hier werden bei gutem Verhalten auch bessere Berechtigungen vergeben oder bei Verstößen wieder entzogen.”

4. Binden Sie bei medienerzieherischen Problemen die Erziehungsberechtigten ein!

Durch die 1:1-Ausstattung gelangen nicht nur zahlreiche digitale Endgeräte in die Schule, sondern auch die private Mediennutzung ändert sich, da die Geräte Eigentum der Schülerinnen und Schüler sind. Medienerziehung ist also gemeinsame Aufgabe von Schule und Elternhaus, daher sollten Lehrkräfte und Erziehungsberechtigte in kontinuierlichem Austausch stehen.

„An meiner Schule gelten verbindliche iPad-Regeln für die Lernenden, deren Missachtung dokumentiert wird. Im Falle des Verstoßes erhalten einerseits die Erziehungsberechtigten einen Hinweis, andererseits wird dieser im digitalen Klassenbuch vermerkt. Das Formular zur Kenntnisnahme des Verstoßes dient als Rückmeldung für das Elternhaus und liefert auch der Klassenleitung einen Überblick, welche Regeln noch nicht von allen immer eingehalten werden. Häufen sich Regelbrüche, können dann auch entsprechende Maßnahmen getroffen werden.“

5. Holen Sie sich Feedback von den Lernenden ein und nutzen Sie den kollegialen Austausch!

Das veränderte Setting im Unterricht trägt dazu bei, dass viele neue Möglichkeiten erprobt werden können. Nicht immer läuft dabei alles reibungslos und Schwierigkeiten müssen behoben oder neue Ansätze verfolgt werden. Nutzen Sie dabei die Rückmeldung der Lernenden und vernetzen Sie sich mit Kolleginnen und Kollegen, um auch von deren Erfahrungen zu profitieren.

„In dem neuen Unterrichtssetting läuft vieles anders, als man es am Schreibtisch plant. Gerade am Anfang ist es gar nicht so leicht, einzuschätzen, wie lange die Schülerinnen und Schüler für einen Arbeitsauftrag brauchen oder wo Schwierigkeiten entstehen. Sowohl ich als auch meine Schüler lernen immer etwas Neues dazu. Daher ist es für mich wichtig:

  • mir selbst Zeit zu geben, Dinge auszuprobieren,

  • mir selbst die Zeit zu nehmen, mich mit anderen darüber austauschen und

  • mir regelmäßig Feedback einzuholen.”

  • „Im Rahmen des Arbeitskreises Unterrichtsentwicklung haben wir gemeinsam mit den Schülerinnen und Schüler einen Fragebogen entwickelt, den Lehrkräfte nutzen können, nachdem sie neue Unterrichtsmethoden ausprobiert haben. Gerade nach der Einführung der 1:1-Ausstattung war es uns wichtig, einerseits Lehrkräfte zu motivieren, Neues zu wagen und andererseits ihnen auch ein Instrument an die Hand zu geben, wie man gemeinsam mit den Lernenden an der Unterrichtsentwicklung arbeiten kann.”

  • „Damit der Einzelne von den Erfahrungen aller Lehrkräfte im Kollegium profitieren kann, haben wir zu Beginn einer jeden Konferenz des Schuljahres das Konzept der „Besten 5 Minuten“ eingeführt. Kolleginnen oder Kollegen stellen hier GoodPractice Beispiele aus ihrem Unterricht vor, welche besonders gut funktioniert haben und erklären, was aus ihrer Sicht der Schlüssel für den Lernerfolg war. So haben wir einen kontinuierlichen Erfahrungsaustausch über das Jahr hinweg und man lernt immer wieder neue Ideen und Ansätze kennen.“

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