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Corona-Warn-App | Scrum

In diesem teachSHARE-Kurs erarbeiten die Lernenden auf der Grundlage des agilen Vorgehensmodells Scrum die technischen Hintergründe der Funktionsweise der Corona-Warn-App und setzen sich mit gesellschaftlichen Fragenstellungen zum Datenschutz und zu Persönlichkeitsrechten auseinander.

Der Kurs, der die Lernenden zum selbstorganisierten Lernen auffordert, eignet sich besonders zum Einsatz im Distanzunterricht.

Basisinformationen

  • Autorin: Nadine Kaiser

  • Fach: Medienbildung, fächerübergreifend, Informatik

  • Stufe: 8-12 Jgst.

  • Schulart: übergreifend

CC-BY-SA Nadine Kaiser

Grundinformationen zum Kurs

Die Corona-Warn-App wurde im Jahr 2020 knapp 25 Mio. Mal in Deutschland heruntergeladen. Neben der völlig anonymen Kontaktnachverfolgung zur Unterbrechung von Infektionsketten, ermittelt die App das individuelle Ansteckungsrisiko, übermittelt Testergebnisse und gibt Handlungsempfehlungen. Die App beinhaltet auch ein Kontakt-Tagebuch, in das Nutzer*innen freiwillig ihre Begegnungen notieren können, um diese Informationen bei Bedarf dem Gesundheitsamt zur Verfügung zu stellen, und zeigt Statistiken zum Infektionsgeschehen (wie Neuinfektionen, 7-Tage Inzidenz und R-Wert).

Das Thema „Die Corona-Warn-App” kann nicht nur aus rein technischer Sicht betrachtet werden, sondern fordert auch eine gesellschaftliche Debatte:

  • Warum setzen wir auf Datenschutz und Freiwilligkeit und nicht wie in China auf eine verpflichtende Tracking-App?

  • Wie viel bin ich bereit von mir Preis zu geben und wo sind meine Grenzen in Hinblick auf persönliche Daten?

  • Wie können die scheinbaren Gegensätze, Schutz der Privatsphäre und Unterstützung der Gesundheitsämter bei der Kontaktverfolgung, miteinander in Einklang gebracht werden?

  • Und welche Rolle spielen dabei Apple und Google?

Kenntnisse darüber, wie Smartphones anonym Begegnungsdaten austauschen, wie die Gesundheitsämter und Testlabore angebunden sind und damit auch Ergebnisse von Corona-Tests übermitteln können oder wie positive Corona-Tests über die App gemeldet und andere Kontakte damit gewarnt werden können, sind in dieser Debatte unerlässlich.

Mithilfe des Kurses können sich SuS anhand unterschiedlicher Lernaktivitäten mit den Themen, die im Zusammenhang mit der Corona-Warn-App stehen, auseinandersetzen. Die Themen können fächerübergreifend erschlossen werden, bieten aber auch vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten an die Lehrplaninhalte des Informatikunterrichts der Mittelstufe.

Die Komplexität dieses Themas verlangt dabei nach einem Format, das neben der inhaltlichen Komponente auch den Austausch und die Zusammenarbeit der SuS berücksichtigt. In Scrum wird das eigenverantwortliche Arbeiten im Team durch klare Regeln und Strukturen organisiert.

„Zeitgemäße” Bildung

„Zeitgemäße Bildung strebt danach Wertewandel innerhalb einer Gesellschaft gezielt zu erfassen und innerhalb von Bildungs- und Erziehungskontexten zeitnah aufzugreifen. Teilhabe an demokratischen Prozessen auf breiter Basis erscheint in diesem Zusammenhang unerlässlich.”

Screenshots

Systemarchitektur
Simulation & Statistik

Beschreibung des Inhalts des Kurses

Der Kurs setzt sich aus drei Bausteinen zusammen:

  • Startseite mit Informationen zum Projektablauf

  • 4 Themenabschnitte

  • Kurs-Abschluss mit Feedback und einen Gesamtüberblick

Die Startseite stellt die Basis des Kurses dar. Neben Informationen für Lehrkräfte zur Projektplanung, finden hier die SuS die konkrete Aufgabenstellung, grundlegende Informationen zum Thema Corona-Warn-App, ein Klassenforum sowie ein Glossar und das ScrumBoard.

Alle im Glossar angelegten Fachbegriffe werden im gesamten Kurs als Hyperlink dargestellt, so dass mit einem Klick auf den gewünschten Begriff eine Erklärung eingeblendet wird.

Mithilfe des ScrumBoards als digitale Lerntafel werden transparent für alle sichtbar die einzelnen Aufgaben während eines Arbeitsabschnittes (Sprint) festgehalten. Die Teams organisieren selbstständig die Aufgabenverteilung, so dass jedes Teammitglied seinen Auftrag sowie den aktuellen Arbeitsstand (Zu erledigen - In Bearbeitung - Erledigt) dort festhält.

Im ersten Themenabschnitt informieren sich die Lernenden über die Coronavirus-Erkrankung und das Infektionsgeschehen:

  • Wie kann ich mich anstecken?

  • Welche Symptome können auftreten und wie ist der Infektionsverlauf?

  • Wie breitet sich das Virus aus?

  • Was heißt in diesem Zusammenhang exponentielles Wachstum und welche Rolle spielt dabei der R-Wert?

Der zweite Abschnitt erklärt in einem Video das Grundprinzip der Corona-Warn-App und behandelt die einzelnen Funktionen der App:

  • Übermittlung von Testergebnissen und Meldung eines positiven Tests

  • Risikobewertung und Handlungsempfehlungen

  • Statistiken zu Neuinfektionen, Anzahl der warnenden Personen, 7-Tage-Inzidenz, R-Wert

  • Kontakt-Tagebuch

Hier finden Lernende einen Überblick über die gesamte Systemarchitektur:

  • Welche Technik kommt auf dem Smartphone zum Einsatz?

  • Wie funktioniert der Austausch verschlüsselter Kennungen zur Kontaktspeicherung?

  • Wie sind Gesundheitsämter und Testlabore angeschlossen?

  • Wie kann ich mit der App Status und Ergebnis eines Corona-Tests abrufen?

  • Wie werden andere Personen über die App gewarnt?

Im Abschnitt Datenschutz & Urheberrecht erfahren die Lernenden mehr über Datenschutz, Persönlichkeitsrechte und dem Urheberrecht:

Was sind personenbezogene Daten?

Was bedeutet Recht auf informationelle Selbstbestimmung?

Könnte ich wie in China verpflichtet werden die App zu nutzen?

Welche Rolle spielt der Open-Source-Ansatz bei der App-Entwicklung?

Außerdem finden sie hier einen Vergleich des zentralen und dezentralen Ansatz sowie Informationen über die anonyme Übermittlung von Testergebnissen.

Der letzte inhaltliche Abschnitt befasst sich mit den politische Entscheidungen für die App-Entwicklung und der öffentlichen Debatte um den eigentlichen Sinn einer App bei der der Datenschutz scheinbar über den wirklichen Nutzen gestellt wird:

  • Experten vom Chaos Computer Club lieferten im Frühjahr 2020 zehn Prüfsteine, die aus gesellschaftlicher und technischer Sicht die Grundlage für die Corona-Warn-App Entwicklung bildeten.

  • Welche Potentiale hat die App ohne dabei auf Datenschutz verzichten zu müssen

  • Wie kann das Vertrauen in die App und deren Nutzen in der Bevölkerung verbessert werden, damit sie von möglichst vielen Menschen genutzt wird?

Ebenfalls finden SuS hier diverse Statistiken und eine Umfrage zu Chancen und Nutzungsverhalten der App, an der sie selbst teilnehmen können.

Im letzte Baustein des Kurses können SuS anonym und freiwillig an einer Befragung zur Lerneinheit teilnehmen und Feedback zu Inhalt und Aufbau des Kurses und zum eigenen Lernverhalten abgeben sowie ihre persönlichen Erfahrungen zur virtuellen Lerneinheit mitteilen.

Zudem wurde hier für Lehrkräfte ein Überblick zur Lerneinheit hinterlegt, um damit ein schnelles Erfassen des strukturellen und inhaltlichen Aufbaus des Kurses zu unterstützen.

Screenshots

Ansicht des Kurseinstiegs

Didaktische Einordnung

Das didaktische Design dieser Lerneinheit folgt in Grundzügen dem Vorgehensmodell Scrum, einem Rahmenwerk für agiles und selbstorganisiertes Lernen im Team. Die Lerneinheit ist von einer konstruktivistischen Position inspiriert und kombiniert das Modell des problembasierenden Lernens mit der direkten Instruktion. Ziel ist es die bereitgestellten Inhalte mit eigenen Ideen und Recherchen zu erweitern und in einen neuen Kontext zu stellen, indem SuS ein eigenes, digitales Produkt erstellen.

Die Projektarbeit basiert auf der Interaktion im Team. Die SuS müssen sich miteinander vernetzen, ihre Kompetenzen einbringen sowie Ideen austauschen und weiterentwickeln damit Neues und Innovatives entstehen kann. Neben der Selbstorganisation von Arbeitsprozessen, ist Transparenz und stetiges Überprüfen und Anpassen Bestandteil agilen Handelns. Feedback ist ein zentrales Element innerhalb der Organisation der gemeinsamen Arbeitsprozesse in Scrum und bezieht sich sowohl auf das Erreichen der Lernziele als auch auf die Zusammenarbeit im Team. Neben dem (persönlichen) Lernzuwachs ist auch die Kompetenz- und Persönlichkeitsentwicklung der SuS von zentraler Bedeutung.

Die Lehrkraft setzt den inhaltlichen und zeitlichen Rahmen und unterstützt den Lernprozess ihrer SuS. Sie ist Coach und Mentor*in, moderiert und gibt Feedback bzgl. der Arbeitsergebnisse und der Zusammenarbeit als Team. Gearbeitet wird in sogenannten Sprints, das sind kurze zeitlich festgelegte Arbeitsabschnitte, im Zuge derer das Produkt ständig weiterentwickelt, getestet und optimiert wird. Jedes Team plant also selbstständig, welche Aufgaben zum Erreichen des Sprintziels notwendig sind. Dabei wählt jedes Team eine/einen Teamsprecher*in, den sogenannten Scrum Master, der auch die täglichen Besprechungen (Daily Standups) zur Überprüfung des Fortschritts und zur Tagesplanung moderiert.

Grundsätzlich ist die Lerneinheit als hybrides Lernarrangement, also als Kombination aus Präsenz- und Distanzunterricht (vgl. auch Blended Learning), gedacht, wäre jedoch auch ausschließlich virtuell im kompletten Online-Format denkbar.

Was ist Scrum?

„Wissenstransfer steht im Vordergrund, anstelle von Wissenshortung. Miteinander anstelle von Konkurrenz. Um gemeinsam weiterzukommen, braucht es neben einer offenen, wertschätzenden Kommunikation und Fehlerkultur auch tragfähige, sich auf Augenhöhe begegnende Beziehungen zu den Lehrenden.”

Mehr zu Scrum

Mittelbach (2020)

Einsatz im Unterricht

Der Kurs stellt die inhaltliche und organisatorische Basis für die Projektarbeit dar. Die vier Themengebiete sind als Selbstlerneinheit konzipiert, die von den SuS zeit- und ortsunabhängig bearbeitet werden können. Der Kurs stellt auch asynchrone Kommunikationsmöglichkeiten (Klassenforum sowie die Lernaktivitäten Glossar und Datenbank mit Kommentarfunktion) bereit, für den synchronen Austausch können schuleigene Lösungen genutzt werden. Mithilfe einer digitalen Lerntafel werden für alle sichtbar die Aufgaben der Projektbeteiligten mit aktuellem Arbeitsstand (zu erledigen - in Bearbeitung - erledigt) festgehalten.

Bei der Teambildung ist darauf zu achten, dass die Gruppen im Hinblick auf Wissen, Kompetenzen und individuellen Fähigkeiten etwa gleich stark sind und nach Möglichkeit ein ausgeglichenes Verhältnis der Geschlechter herrscht. Für eine ausgewogene Gruppenbildung wäre die folgende Vorgehensweise denkbar: Die SuS teilen sich selbst in 2-er bzw. 3-er Teams ein, die Lehrkraft bildet daraus wiederum vier- bis fünfköpfigen Teams.

Ziel ist es, dass jedes Team die bereitgestellten Inhalte mit eigenen Ideen und Recherchen erweitert und in einen neuen Kontext stellt, indem es ein eigenes, digitales Produkt erstellt und am Ende den anderen Teams präsentiert. Denkbar wären:

  • ein (Experten-) Interview als Podcast mit Vertreter*innen z. B. aus dem Gesundheitssektor, der Politik, dem Handel oder IT-Fachleuten,

  • ein Video zur Corona-Warn-App, ggf. auch im Vergleich mit Corona-Apps anderer Länder,

  • ein Plakat zur Systemarchitektur mit Erklärungen/Exkursen zu allen Fachbegriffen,

  • eine Online-Umfrage erstellen und auswerten,

  • eine Analyse sozialer Medien wie Twitter, Instagram, YouTube und Co.

Das Team steht während der gesamten Projektarbeit, die in mehrere Arbeitsabschnitte unterteilt ist, im ständigen Austausch miteinander. Die Teammitglieder treffen sich zu täglichen Kurzbesprechungen (Daily Standup) und planen eigenverantwortlich, welche Aufgaben von wem und bis wann erledigt werden müssen. Die Lehrkraft begleitet die Projektarbeit und legt die Aufgabenpakete während eines Arbeitsabschnitts fest. Jeder Arbeitsabschnitt endet, bevor ein neuer beginnt, mit einer Feedback-Runde, in der die Ergebnisse und die Arbeitsweise überprüft werden. Das gesamte Feedback fließt entsprechend in die Planung des nächsten Abschnitts ein, so dass das bisher erreichte Lernergebnis sowie die Zusammenarbeit im Team kontinuierlich verbessert werden.

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Digitale Lerntafel
Timeline
Multimediale Inhalte
H5P-Aktivität zur Funktionsweise

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