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Einsatz von digitalen Heften an Förderzentren

Im Rahmen der 1:1-Ausstattung bietet sich neben einer analogen auch eine digitale Heftführung an. Doch wie kann ein solches Heft an einem Förderzentrum aussehen und welche Aspekte sind bei der Einführung speziell an Förderschulen zu berücksichtigen? Das soll im folgenden Artikel konkret an den drei Unterrichtsprinzipien Differenzierung, Rhythmisierung und Strukturierung näher erläutert und durch Praxisbeispiele verdeutlicht werden.

Einschätzungen zur digitalen Heftführung

  • „Manchmal kann ich einfach nicht mit dem digitalen Stift schreiben. Das macht mich dann nur noch nervöser. Da brauche ich dann einfach einen richtigen Stift in der Hand und ein normales Heft.“

     Schüler mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung

  • „Mir hilft ein digitales Heft total. Ich kann mir die Aufgaben anhören oder auch selbst etwas aufnehmen. Vor allem dann, wenn ich das Halten von einem Stift zu anstrengend finde. An manchen Tagen flackert der Bildschirm von einem Tablet für mich aber zu viel. Da brauche ich dann schon mein Heft.“

    Schülerin mit dem Förderschwerpunkt motorische und körperliche Entwicklung

  • „Ich habe jetzt immer alle meine Sachen auf dem Tablet dabei und muss sie nicht mehr suchen. In der Bürozeit am Freitagmorgen räumen wir aber auch immer unsere digitalen Hefte auf und schauen, ob alle Aufgaben und Blätter im richtigen Heft sind. Es fällt mir immer leichter, alles im richtigen Heft abzulegen und meine Sachen zu finden.“

    Schülerin mit dem Förderschwerpunkt Lernen

  • „Wir arbeiten von Anfang an in den Klassen mit einer 1:1-Ausstattung in allen Fächern mit einem digitalen Heft. Nach einer intensiven Einarbeitung bis zu den Herbstferien kommen alle Lehrkräfte und Lernende in den Klassen gut damit zurecht. Es vergehen aber auch Unterrichtsstunden, in denen das Tablet auf seinem Platz liegt und analog gearbeitet wird, zum Beispiel in Geometrie.“

    Lehrkraft an einem Förderzentrum

  • „Zu Beginn des Schuljahres habe ich ein digitales Heft in meiner Klasse abgelehnt. In den letzten Monaten habe ich jedoch bemerkt, dass ich den Begriff ´digitales Heft` viel zu eng gedacht habe. Die Kombination von analogen Hefteinträgen mit einem digitalen Heft bzw. Ordner bringt für die Lernenden einen unheimlichen Zugewinn und ich möchte es nicht mehr missen.“

    Lehrkraft an einem Förderzentrum

Der Weg zu individuellen, digitalen Heften

Eine gezielte innere Differenzierung ermöglicht es, die Lernenden individuell zu fördern und zu fordern. Digitale Hefte bieten die Möglichkeit, nach den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen zu differenzieren. Dazu zählen unter anderem Lerntempo, körperliche Einschränkungen, Sinneseinschränkungen, Lern- und Anstrengungsbereitschaft, Vorwissen oder auch ethnisch-kulturelle Voraussetzungen, wie beispielsweise die Sprache.

Die folgenden Anregungen verdeutlichen, wie diese Förderung aussehen kann und wie dabei die unterschiedlichen Förderschwerpunkte berücksichtigt werden können.

  • Sprache (DaZ)

    Individuelles Arbeitsheft mit Verlinkungen zu einem Online-Übersetzer


  • Lernen

    Reduzierter Hefteintrag (Lückentext) in Silbenschrift und Audio als Hilfestellung

  • Lernen

    Analoge und digitale Heftführung greifen ineinander und ergänzen sich.


    (z. B. Hefteinträge zusätzlich fotografieren und auf dem Tablet speichern, um alle Unterlagen an einem Ort zu haben)

  • Geistige Entwicklung

    Individuelles Arbeitsheft in BLO-Praxis zur besseren Orientierung in der Küche

  • Körperliche und motorische Entwicklung

    Zur Erleichterung für das Halten des Stiftes (auch unabhängig vom Förderschwerpunkt eine praktische Hilfestellung!)

  • Emotionale und soziale Entwicklung 

    Ideen aus der Praxis, für den Fall, dass digitales Arbeiten manchmal einfach nicht möglich ist oder es diverser Unterstützung bedarf

  • Raum-Lage-Orientierung

    Angebot von Orientierungspunkten auf dem Tablet oder im digitalen Heft

Rhythmisierung durch digitale Heftführung

Das Prinzip der Rhythmisierung wird von Lehrenden in Form von wiederkehrenden Elementen und Ereignissen bewusst genutzt, um den Schulalltag zu strukturieren und Orientierungspunkte zu setzen. Diese wiederkehrenden und gleichbleibenden Handlungen können zu Ritualen werden. Eine Ritualisierung von Lernsituationen und Lernmaterialien im Zusammenhang mit dem digitalen Heft kann Lernende am Förderzentrum dabei unterstützen, das Ziel, den Umfang und den Ablauf einer Aufgabe besser verstehen zu können.

  • Einübung („Ankern“):

    Symbole und Visualisierungen, die von den Beteiligten sofort verstanden werden, wirken auf das Verhalten signalhaft. Durch die regelmäßige Abfolge und Visualisierung der Handlungsschritte wird den Lernenden beim Ausführen der Lernhandlung geholfen („Macht der Gewohnheit“). Ablaufpläne bieten Informationen darüber, was zu tun ist. Instruktionspläne zeigen den Lernenden, wie etwas getan werden soll. Symbole und Rituale haben eine entlastende Funktion, weil sie, wenn sie erst einmal bekannt sind, nicht jedes Mal neu eingeführt werden müssen.

  • Asynchrone Feedbackschleifen:

    Rückmeldungen und Fragestellungen können über die Unterrichtsstunden hinaus mit einem digitalen Heft den Lernerfolg steigern. Eine Möglichkeit stellt das verbale Feedback anhand von QR-Codes dar. Die Lernenden scannen den QR-Code und erhalten ein verbales Feedback ihrer Lehrkraft.

  • Ganzheitlichkeit:

    Arbeitsergebnisse werden nicht nur über die Schriftsprache festgehalten, sondern erleichtern mit Hilfe von individuellen Erklärvideos, QR-Codes und Fotos das Verständnis und helfen zusätzlich beim ortunabhängigem Lernen. Das digitale Heft kann um einen digitalen Ordner erweitert werden, in dem vielfältige Materialien abgespeichert werden.

  • Konzentrationsförderung:

    Eingeübte Abläufe fördern die Konzentration und können zu einer Entspannung in einem hektischen Schulalltag beitragen. Das digitale Endgerät kann als Motivator wirken. Zudem kann das Musikhören in der Lernzeit (Hausaufgabenzeit bzw. Wochenplanarbeit) zur Unterstützung bzw. Steigerung der Konzentration erlaubt werden.

    Wertvoll und entschleunigend können auf der anderen Seite auch angeleitete Entspannungsangebote (digital off), die Einrichtung eines Sorgen-Killer-Raums oder analoge Arbeitsphasen wirken. Manchmal muss hier auch innerhalb der Lerngruppe differenziert werden.

Strukturen bieten Orientierung und Sicherheit

Strukturierung für Lernende

  • Um sich auch in einem digitalen Heft leichter orientieren zu können, sollten die Symbole für die jeweiligen Hefte zu denjenigen, die in Tafelbildern oder bei Arbeitsaufträgen Verwendung finden, identisch sein. Sofern sich die Hefte farblich gestalten lassen, ist es hilfreich, die gleichen Farben zu verwenden, wie bei den analogen Heften.

Strukturierung für Lehrende

Es erleichtert den Einstieg sehr, wenn sich Lehrende vorab über die Ordnerstruktur, die Aufmachung der digitalen Hefte und über den zeitlichen Rahmen der Einführung grundlegende Gedanken machen. Die angefügte Timeline dient als Anregung und kann gerade zu Beginn eine Strukturierungshilfe darstellen.

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