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Ich will so sein wie die im Fernsehen

Jeder von uns hat ein anderes Bild und eine andere Vorstellung davon im Kopf, wie Männer und Frauen sind, sein sollen oder sein wollen. Die Entwicklung dieser Vorstellungen beginnt bereits im Kindesalter.

Das Finden der eigenen Geschlechterrolle und die entsprechende Lebensgestaltung sind zentral im jugendlichen Sozialisationsprozess. Hierbei werden die Heranwachsenden nicht mehr nur durch die klassischen Sozialisationsinstanzen wie Familie, Schule und Freundeskreis beeinflusst, sondern auch immer mehr und ganz entscheidend durch die Medien. Besonders Film und Fernsehen präsentieren den Heranwachsenden ein breit gefächertes Angebot an Vorbildern für die eigene Geschlechterrolle.

Das von der Gesellschaft vorgegebene Rollenverhalten wird von Jugendlichen in der Regel nicht einfach übernommen. Die Heranwachsenden akzeptieren die vorgegebenen Rollen nur zum Teil. Sie interpretieren diese für sich neu, ändern sie ab und entwickeln sie in ihrem Sinne weiter. Diesbezüglich bekommen vor allem die Helden und Heldinnen des Films und Fernsehens von den Heranwachsenden große Aufmerksamkeit. Sie dienen als Modell und helfen bei der Suche nach geeigneten Rollenmustern. Vor allem Kinder testen zunächst im Spiel aufgegriffene Handlungsweisen auf ihre Tauglichkeit für ihren Alltag. Die männlichen sowie weiblichen Vorbilder bieten den Heranwachsenden Orientierungsmöglichkeiten auf der einen Seite in Bezug auf gültige Werte und Normen als auch auf der anderen Seite in Bezug auf äußere Merkmale (Outfit), Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften.

Vorbilder, Symbolbilder für James Bond
© istock.com/chipstudio

Jungen und Mädchen interessieren sich jeweils nur für Vorbilder ihres Geschlechts, stimmt das?

Mädchen orientieren sich in der Regel an weiblichen Heldinnen und werden immer noch ganz im klassischen Sinne von der Frage geleitet, wie sie sich soziale Zuwendung und Anerkennung sichern können. Aber auch Jungen orientieren sich bevorzugt an Helden ihres Geschlechts, allerdings beschäftigen sie sich eher mit der Frage nach erlaubten und anerkannten Durchsetzungsmöglichkeiten und wie sie zu Überlegenheit und Stärke gelangen können. Diese schwerpunktmäßige Orientierung an Vorbildern des eigenen Geschlechts schließt aber dennoch nicht aus, dass sich Heranwachsende gelegentlich auch Vorbilder beim anderen Geschlecht suchen.

Harry Potter oder Pippi Langstrumpf

So übernehmen beispielsweise „Harry Potter“ oder „Pippi Langstrumpf“, angesichts ihrer vielseitigen Charaktereigenschaften, auch für das jeweils andere Geschlecht Vorbildfunktionen. Oft fällt es Jungen allerdings schwerer, sich mit weiblichen Vorbildern zu identifizieren, da dies in ihrem sozialen Umfeld in der Regel nicht gutgeheißen wird. Auch geschlechtlich nicht eindeutig einzuordnende Filmfiguren wie zum Beispiel das „Sams“ werden von Heranwachsenden immer wieder gern als Vorbild genommen.

Gibt es genauso viele weibliche wie männliche Helden in Film und Fernsehen?

Trotz des stattfindenden Umbruchs bezüglich der Geschlechterdarstellungen im Film, gibt es immer noch deutlich mehr männliche als weibliche Helden, die das Programm bevölkern. Die Zuschauer werden in der Regel mit sowohl männlichen als auch weiblichen klischeehaften Rollenmustern konfrontiert, die oftmals schwer mit ihren alltäglichen Lebenserfahrungen zu vereinbaren sind. Angesichts der Angebotsvielfalt findet man heutzutage neben den stereotypen zunehmend auch gegensätzliche, emanzipierte und progressive Vorbilder sowohl für das weibliche als auch für das männliche Geschlecht. Wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche im Rahmen ihrer Medienbildung diese überzeichneten Geschlechterrollen erkennen lernen und dass sie Fähigkeiten entwickeln, diesen klischeebehafteten Vorbildern kritisch zu begegnen.

Jung, hübsch und schlank

Vor allem Frauenbilder sind meist vom traditionellen Ideal geprägt, jung, hübsch und schlank zu sein. Die Wissenschaftlerin Dr. Maya Götz, Leiterin des internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI), begründet dies unter anderem mit der in der Mediensparte vorherrschenden Dominanz von Männern, deren Frauenbild unweigerlich das Film- und Fernsehprogramm prägt.

Gefahren durch mediale Vorbilder

Besteht nun angesichts des vielfältigen Angebots an medialen Vorbildern auch die Gefahr, dass sich die Heranwachsenden an zweifelhaften Filmfiguren orientieren? Im Prinzip können Heranwachsenden von allen Sozialisationsinstanzen bedenkliche Vorbilder angeboten werden. Um jedoch etwaigen Gefahren von Seiten der Medien entgegen wirken zu können, ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche einen kompetenten Medienumgang erlernen und kritische Zuschauer werden. Nachdem Kinder in der Regel aber nicht ungeprüft einfach Rollenmuster aus den Medien übernehmen, sondern diese in ihrem Alltag im Rahmen ihrer Familie, Schule und ihres Freundeskreises auf ihre Tauglichkeit hin überprüfen, können Medien in einem gut funktionierenden Netz der Sozialisationsinstanzen keinen allzu großen Einfluss ausüben.

© istock.com/Nadezhda1906

Unterrichtsanregungen

Mittels einer Gesprächsrunde können Schüler zur Reflexion über ihre Vorbilder aus Film und Fernsehen angeregt werden. Folgende Fragen sollen Denkanstöße geben und einen Einstieg in die Diskussion erleichtern.

  • Was bedeutet für die Schüler/innen „Mann-Sein“ und „Frau-Sein“?

  • Welche Charaktereigenschaften, Fähigkeiten und Tätigkeiten (z.B. Hobbys, Alltagsbeschäftigungen) würden die Schüler, aufbauend auf ihren Alltagserfahrungen, jeweils Männern und Frauen zuordnen?

  • Wie werden Männer und Frauen in Film und Fernsehen in der Regel dargestellt?

  • Welche Filmfiguren tanzen in ihrem Verhalten aus der Reihe und welche Charaktereigenschaften haben sie?

  • Welche Art von Filmfiguren werden von Frauen und welche von Männern dargestellt?

  • Welche Filmfiguren bewundern die Schüler/innen?

  • Welche Verhaltensweisen haben die männlichen sowie weiblichen Vorbilder aus den Medien?

  • Was begeistert die Schüler/innen an den einzelnen Charakteren?

  • In wieweit entsprechen die medialen Männer- und Frauenrollen den Alltagserfahrungen der Schüler/innen?

© istock.com/IPGGutenbergUKLtd

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