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Inklusives Design für alle

Barrierefreie Inhalte berücksichtigen bestmöglich die Bedürfnisse aller Menschen. Nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen profitieren von barrierefreien Materialien: Weniger Kompatibilitätsprobleme, vielfältige Darstellungsweisen und Inhalte, die einfach wahrnehmbar und verständlich sind, erleichtern allen Lernenden die Inhaltsaufnahme. Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie Sie Materialien lernförderlich gestalten und damit vielfältige Menschen optimal ansprechen!

Universal Design for Learning

Das Konzept des Universal Design for Learning (UDL) gibt einen Ansatz zur Gestaltung von Lehr- und Lernsettings, um eine gleichberechtigte Bildungsteilhabe für alle Schülerinnen und Schüler, mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf, zu ermöglichen.

Ausgehend von einer heterogenen Lerngruppe bietet UDL einen (forschungsbasierten) pädagogischen Rahmen, um unterschiedliche Bedürfnisse und individuelle Lernunterschiede zu berücksichtigen.

Bilder unterhalb dieses Akkordeons ändern sich je nach offenem Akkordeon Eintrag.

Informationen sollen Lernenden auf unterschiedliche Weise dargeboten werden: z. B. als Text, Grafik, Animation, Audio, Video, in Leichter Sprache. Hier zeigt sich auch die Wichtigkeit des Zwei-Sinne-Prinzips im inklusiven Unterricht, welches untenstehend noch eingehender erklärt wird.

„Anders sticht gleich!”, heißt eins der Prinzipien von Sharon Bowman (2021). Vielfältige Möglichkeiten, sich einzubringen und Erfolgserlebnisse zu erzielen und sich mit den Lerninhalten auseinanderzusetzen, wirken motivierend und steigern damit das Lernengagement. Vielfalt und Abwechslung bietet dabei nicht nur Lernenden mit Aufmerksamkeitsstörungen eine bessere Möglichkeit zur Aufnahmen und Verinnerlichung.

Schülerinnen und Schüler sollen unterschiedliche Möglichkeiten erhalten, sich auszudrücken und aktiv zu arbeiten, wobei gerade hier assistive Technologien (wie z. B. Screenreader, Bildschirmtastaturen oder spezielle Mäuse und Joysticks), aber auch digitale Angebote, die zum Methodenwechsel beim Lernenden selbst anregen, Unterstützung bieten. 

Multimediale Gestaltungsprinzipien

  • © AdobeStock/Visual Generation

    Die Kombination aus Texten, Bildern, Animationen, Audio- und Videoinhalten bietet viele und vor allem lernförderliche Gestaltungsmöglichkeiten. Basierend auf den theoretischen Ansätzen von John Swellers Cognitive Load Theory und Richard E. Mayers Cognitive Theory of Multimedia Learning haben in der pädagogisch-psychologischen Forschung umfangreiche empirische Studien zu lernhinderlichen und lernförderlichen Effekten stattgefunden, aus denen sich entsprechende Gestaltungsprinzipien ableiten lassen.

Tipps zur Gestaltung lernförderlicher medialer Inhalte

Bei der Gestaltung von Lernmaterialien gilt es, vor allem die lernirrelevante kognitive Belastung so gering wie möglich zu halten. Störungen bzw. Ablenkungen im Lernmaterial, die mit dem eigentlichen Lerninhalt nichts zu tun haben, sollten vermieden werden (vgl. Sie hierzu auch die Cognitive Load Theory von Chandler und Sweller  (Chandler, 1991)).

Nach dem Multimediaprinzip nach Paivio (Paivio, 1986) entlastet die Kombination von Texten mit geeigneten Bildern das Arbeitsgedächtnis, da dieses nicht mit dem Generieren eigener mentaler Bilder zusätzlich belastet wird. Visualisierungen können zentrale Konzepte hervorheben, organisieren somit das Lernmaterial und helfen bei der Integration einzelner Lerninhalte. Dabei sollten Texte und korrespondierende Bilder nach dem Kontiguitätsprinzip in räumlicher und zeitlicher Nähe angeordnet werden, z. B. durch Beschriftungen in unmittelbarer Nähe zu den relevanten Bildelementen.

Die Präsentation von Informationen in Form von lerngerechten Abschnitten im Vergleich zur Präsentation als durchgängige Einheit hat lernförderliche Wirkung.

Wird dabei auf zentrale Punkte, die für die lernrelevante Organisation der zu verarbeitenden Informationen besonders bedeutsam sind, ausdrücklich hingewiesen, führt dies zu einem tieferen Verständnis.

Die persönliche Ansprache z. B. durch die Lehrkraft anstelle einer informellen Sprache vermittelt menschliche Präsenz als Lernbegleitung und Ansprechperson bei Fragen und Schwierigkeiten und kann somit auch den Wissenserwerb fördern.

Vier Merkmale der Verständlichkeit

  • © AdobeStock/Visual Generation

    Das Hamburger Verständlichkeitskonzept geht vor allem auf den deutschen Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun zurück und beschreibt vier wichtige Kriterien, die Texte verständlicher machen.

Einfachheit

Diese Dimension bezieht sich auf die Wortwahl und den Satzbau. Kurze Sätze mit bekannten Wörtern sind einfach zu verstehen. Hingegen sollten lange Sätze mit Fremd- und Fachwörtern vermieden werden. Auch trägt die Auswahl anschaulicher Wörter, die konkret und bildhaft sind, zum Textverständnis bei. Lassen sich ungewöhnliche Ausdrücke nicht vermeiden, so werden diese erklärt.

Gliederung & Ordnung

Damit Lesende besser Zusammenhänge erkennen können, sollten Texte sowohl eine äußere Gliederung im Hinblick auf den Aufbau des Textes als auch eine innere Ordnung im Sinne eines „roten Fadens“ aufweisen. Eine verständnisfördernde Struktur wird durch Vorerklärungen (Worum geht es?), Überleitungen sowie Überschriften und Zwischenüberschriften erreicht.

Kürze & Prägnanz

Texte sollten weder zu kurz und gedrungen noch durch unnötige Details und Füllwörter zu lang und weitschweifig sein, aber dennoch den Inhalt mit passenden Erläuterungen und Beispielen veranschaulichen.

Anregende Zusätze

Eine maßvolle Verwendung von stimmungsbelebenden und motivierenden Elementen macht den Sachverhalt lebendig, vermeidet damit das Aufkommen von Langeweile und schafft Aufmerksamkeit. Beispielhafte Elemente sind: witzige Formulierungen, Scherze oder Comics, illustrierende Beispiele, narrative Elemente, Fragen zum Mitdenken, wörtliche Rede, direkte Ansprache des Lesenden.

Zwei-Sinne-Prinzip

  • © AdobeStock/Visual Generation

    Nach dem Zwei-Sinne-Prinzip sollten alle Informationen durch mindestens zwei der drei menschlichen Sinne Hören, Sehen und Tasten dargestellt werden. Damit ist es möglich einen großen Anteil aller Betroffenen mit sensorischen Einschränkungen Informationen zu vermitteln.

Alltagsbeispiele

  • Das Rot-Grün-Signal der Fußgängerampel (Sehen) wird durch ein zusätzliches akustisches Geräusch (Hören) oder ein haptisches Signal in Form von Vibrieren (Tasten) ergänzt.

  • Die Anzeige der Haltestellen im Bus (Sehen) wird durch eine (Tonband-)Durchsage ergänzt.

  • Die Stockwerkanzeige eines Aufzugs (Sehen) wird durch eine Tonband-Durchsage (Hören) ergänzt.

Video

In einem Video wird Gesprochenes (Hören) durch Untertitel wiedergegeben (Sehen). Mittels Audiodeskription (Hören) werden Informationen zu Handlung, Personen, Schauplätzen etc., welche normalerweise über das bloße Bild transportiert werden, in Worten beschrieben.

Digitale (mobile) Endgeräte

Mithilfe von assistiven Technologien wie z. B. einem Screenreader können Inhalte (Texte, Bilder mit Alternativtexten) sprachlich ausgegeben werden. Die Bedienung von Touchoberflächen (z. B. beim Smartphone) kann durch haptische Signale (z. B. vibrieren) unterstützt werden. Die Navigation lässt sich nicht nur durch Maus oder Gesten, sondern auch mithilfe von Screenreader, Sprache oder Tastatur durchführen.

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