Automatisiertes Feedback
Zur Unterstützung von Lernprozessen können durch die Verwendung geeigneter digitaler Werkzeuge Aufgaben mit automatisierten Rückmeldungen versehen werden.
In diesem Beitrag erfahren Sie, welche unterschiedliche Arten der Rückmeldung es gibt und wie dieses Feedback lernförderlich gestaltet werden kann.
Feedback und Lernerfolg
Schülerinnen und Schüler, die selbstreguliert lernen, erzielen bessere Leistungen. Das Clearinghouse Unterricht der TUM fasste die Metaanalyse »Effectiveness of learning strategy instruction on academic performance: A meta-analysis« (Donker & Kollegen, 2014) zusammen und sieht beim selbstregulierten Lernen eine mittelgroße positive Effektstärke auf den Lernerfolg. Allerdings müssen zunächst notwendige Fertigkeiten für selbstreguliertes Lernen unter Anleitung durch Lehrkräfte erworben werden.
In der Studie konnte gezeigt werden, dass Feedback die Motivation und den Wissenserwerb fördert. Lehrerinnen und Lehrer sollten sich stets darüber im Klaren sein, dass Selbtslern-Settings für Lernende immer eine große Herausforderung auch bezüglich der Selbstorganisation und Selbstreflexion sind. Dies gilt im Besonderen auch für Selbtslernkurse in Lernplattformen.
Automatische Rückmeldungen können hierbei neben einer klaren und lernförderlichen Struktur die Lernenden unterstützen und fördern. Lernplattformen wie die mebis-Lernplattform bieten dazu ein umfangreiches Instrumentarium, um situationsgerecht und individuell die Lernenden zu unterstützen.
Arten von Feedback
Formativ vs. summativ
Feedback kann auf unterschiedliche Weise, bzw. an verschiedenen Stellen im Lernprozess gegeben werden. Bei einer direkten Rückmeldung nach der Eingabe spricht man typischerweise von formativen Feedback, während die Gesamtbeurteilung am Ende einer Lerneinheit als summatives Feedback bezeichnet wird.
Unter einem formativen Feedback versteht man Rückmeldungen im laufenden Unterricht bzw. zur aktuellen Aufgabe. Schülerinnen und Schüler erhalten direkt nach der Bearbeitung eine Rückmeldung zu ihrer Eingabe. Auf diese Weise erhalten die Lernenden laufend Hinweise auf ihren aktuellen Lernstand und können auf der Grundlage der Rückmeldung entscheiden, wie sie ihren weiteren Lernprozess gestalten.
Somit sind die Steigerung der Lernmotivation und die gezielte Unterstützung der Lernenden typische Vorteile des formativen Feedbacks. Digitale Werkzeuge bieten die Möglichkeit, diese Rückmeldung automatisiert zu geben, sodass Lernende Aufgaben unabhängig von der Verfügbarkeit einer Lehrkraft bearbeiten können.
Lernende können durch Selbstreflexion und -beurteilung anhand bekannter Kriterien formatives Feedback auch eigenständig durchführen. Dabei kann beispielsweise ein Lerntagebuch zum Einsatz kommen. Hierbei ist jedoch zu empfehlen, dass die Lehrkraft bei Unsicherheiten als Ansprechperson zur Verfügung steht.
Erhalten die Lernenden erst am Ende einer Lerneinheit eine Rückmeldung, wird von einem summativen Feedback gesprochen. Häufige Formen sind dabei Abschlusstest, bei denen wesentliche Inhalte und zu erwerbende Kompetenzen der Lerneinheit abgeprüft werden. Oft wird diese Art von summativen Feedback auch als Grundlage der Benotung verwendet. Ein Vorteil besteht in einer klaren Vergleichbarkeit und der Einordnung des Kenntnisstandes in Bezug auf andere Mitglieder der Lerngruppe.
Für Schülerinnen und Schüler ist es aber oft schwer, konkrete Schwächen zu erkennen und aus den Fehlern zu lernen, da durch diese Art von Feedback der Kenntnisstand oft nur bilanziert wird. Um summatives Feedback dennoch zielführend zur Lernförderung einsetzen zu können, ist es wichtig, dass es sich um qualitatives Feedback handelt und die Lernenden anschließend Hilfen passend zum Test erhalten.
Quantitativ vs. qualitativ
Häufig erhalten Lernende bei Aufgaben mit automatisierter formativer Rückmeldung nur ein quantitatives Feedback über die Richtigkeit ihrer Antwort, etwa bei Multiple Choice Aufgaben. Das bedeutet, dass die Lernenden zwar eine Informationen darüber erhalten, ob ein Lerninhalt bereits beherrscht wird oder nicht. Es kann daraus aber nicht abgeleitet werden, weshalb es zu dieser Einschätzung kommt.
Idealerweise wird beim Anlegen der Aufgaben von der Lehrkraft dieses formative Feedback durch qualitative Aussagen ergänzt. Je nach Antwort erhalten die Lernenden somit konkrete Hinweise für die richtige Lösung und Begründungen und Erläuterungen bei typischen Fehlern, beispielsweise „He, she, it – das 's' muss mit!”. Aus Sicht der Lernenden ist der höhere Aufwand bei der Erstellung entsprechender Aufgaben dabei mehr als gerechtfertigt.
Umsetzung in der Lernplattform
Qualitatives Feedback kann bei vielen Aktivitäten in der mebis Lernplattform einzeln abgestuft gegeben werden. Die Rückmeldung kann direkt an die richtige oder falsche Lösung angebunden werden (siehe Screenshot) oder als Rückmeldung am Ende einer Aufgabe gegeben werden, auch summativ am Ende einer längeren Einheit. Damit hat man als Autor eines Selbstlernkurses die Möglichkeit, neben einer gezielten Förderung und Unterstützung, Lernenden auch eine Gesamtrückmeldung zu geben. Somit kann man die Vorteile von formativen und summativen Feedback ausnutzen, um Schülerinnen und Schülern beim selbstgesteuerten Lernen optimal zu unterstützen.
Tipp
Auch beim summativen Feedback, das nicht zur Leistungsmessung sondern zur Lernförderung dient, sollte eine qualitative Einschätzung der Antworten der Lernenden stattfinden. Dies kann automatisiert erreicht werden, wenn in einer Aufgabe Rückmeldungen zu einzelnen Teilaufgaben zwar angelegt werden, diese für die Lernenden aber erst nach Abgabe eines Abschlusstest verfügbar gemacht werden.
Repräsentationsformen von Feedback
Die Möglichkeiten digitalen Feedbacks erschöpfen sich nicht allein auf schriftliche Rückmeldungen. Lehrkräfte können Feedback auch über Multimedia (wie z. B. Grafiken, Animationen, Videos oder Audios) sowohl formativ als auch summativ geben. Ein Audio-Feedback spricht einen weiteren Sinneskanals an und wirkt durch die Modulation der Stimme persönlicher. Feedbackgeben über Videos ist aufwändiger, bietet aber durch die Kombination von Bild und Sprache zusätzliche pädagogische Möglichkeiten. Positives Feedback durch Multimediadateien kann nicht zuletzt auch zur Motivation der Schülerinnen und Schülern eingesetzt werden. Humorvolle Audios und Videos als Belohnung können einen Selbstlernkurs auflockern diesen abwechslungsreich gestalten. Neben selbst erstellten Multimediainhalten kann dabei auch auf ein großes Repertoire frei lizensierter OER-Materialien zurückgegriffen werden.
In der mebis-Lernplattform können Sie den Lernenden multimediale Rückmeldungen oder Hilfen individuell zur Verfügung stellen. Die Verfügbarkeit der Multimediainhalte lässt sich dabei durch Einstellungen zum Aktivitätsabschluss und zu Voraussetzungen steuern.
Beispielsweise könnte ein humorvolles Video als positives Feedback bei erfolgreichem Abschluss einer vorherigen H5P-Aktivität freigeschaltet werden.
Sprachliche Gestaltung von Feedback
Feedback ermöglicht Schülerinnen und Schülern, ihren Leistungsstand besser einzuschätzen. Es ist ein effektives Instrument zum Erzielen von Lernerfolgen. Dabei ist es wichtig, die besondere (auch emotionale) Situation des selbstgesteuerten Lernens zu berücksichtigen.
Lehrkräfte sollten die Lernenden bei einem Selbstlernkurs durch konkrete und konstruktive Kritik umfassend unterstützen. Die Rückmeldungen der Lehrkraft haben idealerweise nicht nur die Fehler im Blick, sondern betonen die Stärken der Lernenden auf wertschätzende und motivierende Weise. Einfache quantitative Aussagen wie „falsch” und „richtig” kann die Lernplattform automatisiert vornehmen. Während die Lehrkraft im Unterricht für Fragen bei Problemen verfügbar ist, sollte typische Problemfelder in einer digitalen Lernumgebung antizipierend in das Feedback integriert werden. Auf diese Weise kann das Feedback von den Lernenden als eine konstruktive Rückmeldung mit dem Ziel einer individuellen Unterstützung wahrgenommen werden.
Technische Umsetzung in der mebis Lernplattform
Die mebis Lernplattform bietet vielfältige Möglichkeiten, den Lernenden individuell Rückmeldung zu geben. Eine klare Kommunikation beginnt bereits vor dem Bearbeiten der Aufgaben durch die Schülerinnen und Schüler. Vorwissen, Lerninhalte und Ziele sollten unmissverständlich formuliert werden. Je nach Alter kann dies auch über einer Audiodatei erfolgen. Eine Aufnahme kann direkt in der mebis Lernplattform erstellt werden.
Interaktive Inhalte mit H5P
Ein denkbarer Einstieg ist etwa über die Aktivität „interaktive Inhalte – H5P” möglich. H5P bietet über 40 verschiedene Inhaltstypen von Multiple Choice Aufgaben über Lückentexte, „Drag and Drop”-Aufgaben bis zu interaktiven Videos.
Differenziertes Feedback über Tests
Die Lernplattform-Aktivität „Test” bietet eine weitere Möglichkeit, das selbstgesteuerte Lernen zu unterstützen. Diese bündelt einzelne Fragen zu einem Gesamttest und bietet 18 unterschiedliche Fragetypen, etwa Multiple Choice, Lückentext, verschiedene Drag and Drop Aufgaben und mathematische Aufgaben mit Zufallszahlengenerator.
Screenshot
Hinweis
Im Allgemeinen setzt die Aktivität „Test” etwas mehr Einarbeitungsaufwand voraus. Dafür bietet sie im Vergleich zur Aktivität H5P mehr Möglichkeiten.
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Welche unterschiedliche Arten der Rückmeldung gibt es und wie kann dieses Feedback lernförderlich gestaltet werden?