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Lernförderlicher Einsatz digitaler Hefte

Eine Grundsatzentscheidung, die im Zuge der 1:1-Ausstattung häufig getroffen werden muss, ist die der Heftführung. Bleibt diese weiterhin analog oder soll eine Umstellung auf eine digitale Heftführung erfolgen? Werden digitale Hefte genutzt, ist eine konsequente Begleitung, Anweisung und Anleitung der Schülerinnen und Schüler von Beginn an unverzichtbar.

Dazu ist es notwendig, dass sich Lehrkräfte, auch in Absprache mit den Fachschaften oder dem gesamten Kollegium, vorab Gedanken machen, welche verbindlichen Strukturen, Vorgaben zur Nutzung und Möglichkeiten der Begleitung benötigt werden, damit eine lernförderliche Heftführung im 1:1-Setting gelingen kann. Transparente Vereinbarungen unterstützen auch die Erziehungsberechtigten bei der häuslichen Lernbegleitung der Lernenden. Hierzu bedarf es einiger Vorüberlegungen und vor allem einer Anleitung der Lernenden zum Erstellen digitaler Einträge auf dem Endgerät. Es lohnt sich, den Einsatz gemeinsam im Kollegium abzustimmen, Erfahrungen zu sammeln und gemeinsam Konzepte zu entwickeln.

Das traditionelle Heft kann nicht 1:1 auf ein digitales Heft übertragen werden. Vielmehr gilt es, die zusätzlichen Möglichkeiten sinnvoll zu integrieren. Zusätzlich besteht häufig die Herausforderung, eine vorhandene Lernplattform mit dem digitalen Heft zu kombinieren. Neben der technischen Bedienkompetenzen benötigt das Kollegium vor allem Impulse und Strukturen für die Nutzung einer digitalen Notizen-App im Unterricht. Aufgabe jeder Lehrkraft ist es, die Lernenden in der Nutzung anzuleiten und zu begleiten.

Neben der technischen Bedienung einer Notizapp, ist es nötig, die Struktur eines Hefteintrages an die veränderten Bedingungen anzupassen und transparent zu machen. Je nach Anwendung stehen unterschiedliche technische Möglichkeiten zur Verfügung, die einzelnen Notizen zu ordnen und zu strukturieren. Einzelne Notizen können separat gespeichert oder zu einer fortlaufenden Notiz hinzugefügt werden.

Im Sinne der Lernenden lohnt es sich, den Einsatz gemeinsam im Kollegium abzustimmen, Erfahrungen zu sammeln und gemeinsam Konzepte zu entwickeln. Nach einer Standortanalyse und der Formulierung eines gemeinsamen Ziels, müssen sich die Steuergruppe fragen, wie sie dieses erreichen können.

Damit die Lehrenden die Möglichkeit bekommen, digitale Heftführung in ihrem Unterricht zu erproben, kann es sinnvoll sein, dass die Fachschaften Vorschläge für den Aufbau und die Struktur vorgeben. Nach einer Reflexionsphase passen die Lehrenden diese dann an ihre Bedürfnisse im Unterricht an. Hilfreich ist es auch, wenn Lehrende die verwendete Anwendung als Unterstützung im eigenen Unterrichtsalltag erleben. Später muss Raum gegeben werden, um Traditionen zu hinterfragen und die Nutzung eines digitalen Heftes im Unterricht dauerhaft zu reflektieren.

Fragen, die sich jede Lehrkraft, die (neu) in einer Klasse mit 1:1-Ausstattung unterrichtet, stellen sollte:

  • Beherrsche ich die Grundfunktionen der Anwendungen (vgl. Schulungskonzept der Lernenden)?

  • Kann ich die Anwendung im Unterricht einsetzen (Split Screen, Projektionsmöglichkeiten, etc.)?

  • Wie bilde ich eine lernförderliche Struktur für den eigenen Unterricht als digitales Heft ab?

  • Wie kann ich die Lernenden in der Nutzung begleiten?

  • Wie übe ich den Workflow ein (Arbeitsblatt öffnen, bearbeiten, speichern, einreichen, etc.)?

  • Welche Vorteile erkenne ich für den eigenen Unterrichtsalltag?

  • Wie bindet man Lernprodukte und andere Medien in die Heftführung ein?

Basiskompetenzen, die an das schulinterne System angepasst sind, sollten über schulinterne Fortbildungen vermittelt und ggf. über Kurzanleitungen gesichert werden.

Fortbildungsangebote der ALP und der regionalen Referentennetzwerke digitale Bildung erweitern die Kompetenzen hin zu einem modernen Einsatz digitaler Medien im (Fach-)Unterricht.

Hilfreich ist es auch, wenn Lehrende die verwendete Anwendung als Unterstützung im eigenen Unterrichtsalltag erleben.

Grundfertigkeiten

  • Die Verwendung eines digitalen Hefts im Unterricht setzt voraus, dass alle Lehrkräfte, die in einer Klasse mit 1:1-Ausstattung unterrichten, die Grundfunktionen der genutzten Anwendung beherrschen. Alle in den Klassen unterrichtenden Lehrkräfte müssen wissen, ob ein einheitliches System an der Schule oder in der Klasse genutzt wird und wie dieses konkret aussieht. Ausgehend von den Inhalten des Schulungskonzepts für Lernende werden die grundlegenden Funktionen festgelegt, die jede Lehrkraft kennen sollte.

Strukturvorschläge

„Damit unsere Lehrkräfte für alle Jahrgangsstufen die digitale Heftstruktur im jeweiligen Fach möglichst einheitlich anlegen, haben wir ein Vorlagen-System dafür eingeführt. Zu Beginn des Schuljahres in der ersten Lehrerkonferenz sowie in den kurz darauffolgenden Fachschaftssitzungen wird fachspezifisch eine beispielhafte Vorlage der digitalen Heftführung vorgestellt. Die Lehrer sollen diese möglichst übernehmen, um eine alle Jahrgangsstufen übergreifende Struktur zu schaffen und somit sowohl den Lehrenden als auch den Lernenden die Handhabung über die Schuljahre hinweg zu erleichtern (Realschule Kösching).”

Neben der technischen Bedienung einer Notizen-App ist es auch nötig, die Struktur eines Hefteintrages an die veränderten Bedingungen anzupassen und transparent zu machen. Je nach Anwendung stehen unterschiedliche technische Möglichkeiten zur Verfügung, die einzelnen Notizen zu ordnen und zu strukturieren. Einzelne Notizen können separat gespeichert oder zu einer fortlaufenden Notiz hinzugefügt werden. Darüber hinaus erfordert eine digitale Heftführung auch jährliche Lösch- und Speicherroutinen.

  1. Ebene: Jahrgang (kann auch im 2. Schuljahr erst angelegt werden)

  2. Ebene: Fächer

  3. Ebene: Fachebene: mögliche Strukturierungen

    • Nach Lehrplaninhalten

    • Nach Kapiteln im Buch

    • In Haus- und Schulheft

    • In Schulheft und Übungsbereiche zu Lehrplaninhalten

    • ….

Damit die Lernenden auch die Möglichkeit haben, Hefteinträge auszudrucken oder der Hefteintrag auch in der Lernplattform und unabhängig von der genutzten Anwendung zur Verfügung steht, sollte man darauf achten, ein PDF als gespeicherte Version zu erzeugen.

  • Strukturvorschlag Gesamtüberblick

  • Strukturvorschlag Deutsch

  • Strukturvorschlag Deutsch

  • Strukturvorschlag Spanisch

  • Strukturvorschlag Englisch

  • Strukturvorschlag Biologie

  • Beispiel Mathematik (I)

    In Mathematik bietet sich eine Gliederung nach Lehrplaninhalten gut an. Der Einsatz von Übungsblätter und eine lose Ablage als Notizen birgt aber die Gefahr, dass wichtige Hefteinträge und Übungen sich vermischen.

  • Beispiel Mathematik (II)

    Daher bietet es sich an, für Hefteinträge einen eigenen Bereich zu erstellen und Übungen sowie Übungsblätter in einem anderen Ordner des Lehrplaninhaltes zu sammeln Dazu kann man sich überlegen, ob die Hefteinträge als einzelne Notiz abgelegt werden, wie hier dargestellt.

  • Beispiel Mathematik (III)

    Sie können aber auch fortlaufend an die vorhergehende Notiz angehängt werden. Dadurch entsteht für jeden Themenbereich ein eigenes „Heft”.

  • Beispiel Physik

Wie übe ich den Workflow ein?

Wenn es keine einheitlichen Vorgaben von der Schule gibt, ist es sinnvoll, seine Erwartungen an die Lernenden bezüglich des Workflows sowohl den Lernenden als auch den Erziehungsberechtigten mitzuteilen und zum Beispiel in Form von entsprechenden Hausaufgaben zu üben. Ein Schulungskonzept erleichtert den Einstieg, die Nutzung sollte aber nach wie vor angeleitet werden, insbesondere, wenn jede Lehrkraft eigene Strukturen verwendet.

  • Tipps zum Einstieg in die neue Arbeitsweise:

    • Dateien bei der Bereitstellung systematisch benennen

    • Anweisungen zum Workflow in den Arbeitsauftrag integrieren

    • Zeit für die neuen Arbeitsschritte einplanen

    • Ablage zu Beginn regelmäßig kontrollieren

  • Lässiger Mann denkt
    © istock.com/Volhah

    “Sunny side down”

    „Wenn ich etwas Neues erkläre, liegt das Tablet geschlossen auf dem Tisch. Die Aufforderung „Sunny side down!“ kennen unsere Schülerinnen und Schüler mittlerweile. Am Anfang braucht es etwas Zeit, bis sich die neuen Arbeitsabläufe einspielen. Die Lernenden müssen sich erst an das neue Arbeitsmedium gewöhnen. Wenn sie pädagogisch begleitet und angeleitet werden, dann können sich neue Rituale und Arbeitsweisen nachhaltig etablieren.“

    Sebastian, Lehrkraft am Gymnasium

  • “Verlässliche Strukturen und Arbeitsabläufe etablieren”

    „Wir haben eine einheitliche Ordnerstruktur auf zwei Ebenen vereinbart: einerseits die ‚Heftführung‘ durch eine Notiz-App, andererseits einen Ablageort zur Bereitstellung von Unterrichtsmaterial in einer Cloud. Hierbei achten wir auf eine ähnliche Struktur in beiden Systemen, damit den Lernenden immer klar ist, wo das Material zu finden ist und in welchen Ordner es gespeichert wird. In Anfangsklassen bemühen wir uns, Dateien möglichst exakt zu benennen. Das Öffnen der bereitgestellten Dateien am richtigen Ort erfordert zu Beginn Zeit und Kontrolle!”

    Sebastian, Lehrkraft an der Realschule

  • Arbeitsauftrag mit Icons zum Thema Geodreieck
    © Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung

    Arbeitsabläufe visualisieren!

    „Der Umgang mit den mobilen Endgeräten erfordert für die Schülerinnen und Schüler zu Beginn eine kleinschrittige Vorgehensweise. Wir klären zunächst die folgenden Fragen: Wo finde ich die Datei? Wie öffne ich sie? Wo lege ich sie ab?. Dazu verwende ich entsprechende Icons bei den Arbeitsaufträgen, um die Lernenden bei der Orientierung zu unterstützen und ihnen den Arbeitsprozess zu erleichtern.“

    Verena, Lehrkraft an der Realschule

  • Frau hält ein gelbes Buch in der Hand
    © istock.com/Volhah

    Workflow nicht unterbrechen!

    „In der Unterrichtspraxis sieht das so aus: Das Material wird idealerweise am Vortag von der Lehrkraft zur Verfügung gestellt. Dieses laden die Schülerinnen und Schüler am Anfang der Unterrichtsstunde auf ihr Endgerät.“

    Sabine, Lehrkraft am Gymnasium

  • Mann in lässiger Kleidung deutet auf Tablet
    © istock.com/Volhah

    Practice makes perfect!

    „Um Störfälle zu vermeiden, probiere ich die geplanten Arbeitsschritte mit den verwendeten Programmen immer vorher aus. Dadurch geht man einfach sicherer in den Unterricht. Außerdem ist es notwendig, sich vorher zu überlegen, ob das, was von den Lernenden verlangt wird, auch ausreichend eingeübt wurde. Andernfalls kann schnell Frust entstehen. Arbeitsaufträge werden besprochen, bevor das Gerät angeschaltet wird, sonst ist die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler nicht sichergestellt.“

    Maximilian, Lehrkraft an der Mittelschule

Wie kann ich die Lernenden in der Nutzung begleiten?

Zur Verbesserung der digitalen Heftführung ist eine kontinuierliche und altersgemäße Begleitung der Lernenden durch die Lehrkraft notwendig. Die Intensität der Begleitung orientiert sich am Kompetenzniveau der Schülerinnen und Schüler.

Für die Nutzung des digitalen Hefts sollten auch, abhängig von der gewählten Umsetzungsvariante, klare Vorgaben erarbeitet und an die Lernenden sowie Erziehungsberechtigten kommuniziert werden. Diese müssen an pädagogische, didaktische und fachspezifische Bedürfnisse angepasst werden.

Peer Feedback und eine regelmäßige Kontrolle unterstützt die Begleitung und den Einsatz eines lernförderlichen Hefts.

Wie bindet man Lernprodukte und andere Medien in die Heftführung ein?

Ein digitales Heft kann den Unterricht mit passgenauen Materialien in unterschiedlicher Darstellungsform, die direkt ins Heft oder das Tafelbild eingefügt werden können, unterstützen. In gängigen Notiz-Apps besteht die Möglichkeit, Links zu Online-Anwendungen, Audio- bzw. Videoaufnahmen und digitale Arbeitsmaterialien direkt ins Heft einzufügen.

Welche Potenziale können durch eine digitale Heftführung entstehen?

Lehrkräfte unterschiedlicher Schularten erläutern, warum sie sich für die Nutzung eines digitalen Hefts entschieden haben:

  • „Im digitalen Heft kann ich Unterrichtsinhalte sehr anschaulich darstellen!“

    Das digitale Heft unterstützt die Veranschaulichung von Lerngegenständen. Meine Schülerinnen und Schüler können Bilder und Darstellungen, welche sie selbst oder mit Hilfe anderer Apps produziert haben, in ihre Hefteinträge einbinden. In den Naturwissenschaften kann man beispielsweise Beobachtungen aus Experimenten den Hefteintrag einfügen. Eingebunden als digitales Protokoll kann der Versuch so deutlich besser nachvollzogen werden.

  • „Die Übersichtlichkeit des digitalen Hefts erleichtert meinen Unterrichtsalltag!“

    Was ich an der digitalen Heftführung sehr schätze, ist, dass ich immer alles auf Anhieb und an einem Ort parat habe. Die verbindliche Struktur gibt mir eine klare Übersicht über Lerninhalte, sowohl über vergangene als auch über zukünftige. Vor Leistungsnachweisen beispielsweise kann ich damit schnell auf Gelerntes zurückgreifen und Themen wiederholen. Abwesende Schülerinnen und Schüler sehen direkt, welcher Stoff behandelt wurde, und können diesen nacharbeiten.

  • „Seit meine Klasse ein digitales Heft führt, kann ich meine Unterrichtszeit effizienter nutzen!“

    Das digitale Heft erleichtert die Bearbeitung von Materialien und ermöglicht die unkomplizierte Überarbeitung der Produkte, welche die Lernenden erstellt haben. Meine Schülerinnen und Schüler können Übungen und Arbeitsblätter digital ergänzen und verbessern. Das zeitintensive Abschreiben ganzer Sätze ist nicht mehr zwingend notwendig. Tabellen müssen nicht mit dem Lineal feinsäuberlich gezeichnet werden, sondern sind in Windeseile erstellt. Eigene Texte können die Lernenden schnell und sauber überarbeiten. Textpassagen können ganz einfach hin- und hergeschoben werden. Screenshots können mit weiteren Materialien und handschriftlichen Notizen zügig kombiniert werden.

  • „Das digitale Heft wird den individuellen Bedürfnissen meiner Schülerinnen und Schüler gerecht!“

    Mit dem digitalen Heft können Lehrkräfte dem Prinzip der Individualisierung gerecht werden. Die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, innerhalb eines vorgegebenen Rahmens die Gestaltung von Inhalten des digitalen Hefts zu personalisieren und so für sie verständlicher zu machen. Falls notwendig, können zusätzliche Hilfen, Materialien oder grafische Elemente problemlos ergänzt werden. Ebenso kann ich meine Unterrichtsmaterialien individuell gestalten und schnell an die Lernenden anpassen.

  • „Das digitale Heft unterstützt meinen Unterricht mit passgenauem Material!“

    Seit ich das digitale Heft nutze, kann ich meine Übungen noch genauer auf die Unterrichtssituation und meine Lernenden zuschneiden und das mit nur wenig Aufwand. Häufig verwende ich dafür einfach bereits bestehende Materialien und passe sie einfach an die Inhalte meines Unterrichts an.

  • „Das digitale Heft macht es möglich, unterschiedliche Medien leicht miteinander zu verknüpfen!“

    Für meine Schülerinnen und Schüler ist es ein großer Vorteil, dass weitere Medien schnell und unkompliziert in das digitale Heft mit eingebunden werden können. Je nach Notizen-App können ergänzende Quellen, Audio- und Videodateien direkt in das digitale Heft eingepflegt oder alternativ über eingebettete Links aufgerufen und gegebenenfalls weiterbearbeitet werden.

  • „Der Einbau kollaborativer und kooperativer digitaler Hefteinträge hat meinen Unterricht bereichert!“

     Der Einsatz von digitalen Heften bietet vielfältige Möglichkeiten, die Zusammenarbeit zwischen Lernenden zu fördern. Zahlreiche Notizen-Apps machen es möglich, gleichzeitig Ideen zu sammeln, gemeinsam Grafiken zu gestalten, Texte zu verfassen oder Ergebnisse zu sichern. Meine Schülerinnen und Schüler profitieren von den Ideen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler und erhalten neue Impulse für das eigene Denken.

  • „Das digitale Heft erlaubt es den Lernenden, mehr von meinem Feedback zu profitieren.“

    Besonders die Gegenüberstellung meines korrigierten Dokuments mit dem Originaldokument, welche beide nebeneinander im Heft Platz finden, hilft meinen Schülerinnen und Schülern dabei, ihre Fehler besser zu erkennen und von meiner Korrektur zu profitieren. Manchmal erstelle ich eine chronologische Fehler- und Korrekturliste, die die Lernenden zur Selbstkorrektur ihres Textes verwenden. Als besonders hilfreich empfinden sie meine kurzen Audiokommentare zu ihren Hausaufgaben.

    © istock.com/AlisaRut

Impulse zur gemeinsamen Reflexion

  • „Wenn die Schülerinnen und Schüler die Unterrichtsinhalte nicht selbst abschreiben und stattdessen alles abfotografieren und kopieren, lernen sie am Ende nichts!“

     Auch bei der digitalen Heftführung ist es wichtig, die aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten des Unterrichts zu fördern. Einerseits ist das schlichte Abfotografieren von Tafelbildern, das Kopieren von Notizen oder die zu starke Vorstrukturierung wenig lernwirksam. Andererseits bedeutet das nicht, dass das Abfotografieren oder Bereitstellen von Tafelbildern automatisch dazu führt, dass sich die Schülerinnen und Schüler Unterrichtsinhalte schlechter aneignen.  Die Lehrkraft sollte sich bei der Planung des Unterrichts und der Gestaltung der Materialien immer überlegen, wie eine verständnisfördernde Auseinandersetzung und Reflexion mit Unterrichtsmaterialien und -inhalten gelingen kann. Durch das Bilden von Analogien zu bereits bekannten Zusammenhängen, Verknüpfungen mit Alltagsbeispielen oder mit verwandten Inhalten, Fragen stellen oder das Zusammenfassen des neu Gelernten mittels Skizzen oder eigenen Worten wird der Lernstoff mit bereits bestehenden Wissensstrukturen verbunden.

  • „Wenn die Schülerinnen und Schüler Zirkel oder Geodreieck zugunsten des Tablets beiseitelegen, verlernen sie grundlegende instrumentelle Fertigkeiten!“

    Die technische Ausstattung im 1:1-Setting eröffnet den Schülerinnen und Schülern eine Vielzahl an Möglichkeiten, ihre Unterrichtsdokumentation ansprechend zu gestalten. Dabei sollte aber die Schulung grundlegender instrumenteller Fertigkeiten wie das Zeichnen, Messen oder Konstruieren nicht vergessen werden. Das digitale Heft kann hier als Ergänzung und nicht als vollständiger Ersatz der analogen Unterrichtdokumentation eingesetzt werden. So können beispielsweise geometrische Zeichnungen oder Prozesse mit klassischen Hilfsmitteln angefertigt und dann als Foto in das digitale Heft mit eingepflegt werden.

  • „Wenn jeder Text nur noch mit der Tastatur getippt wird, verlernen die Schülerinnen und Schüler das Schreiben mit der Hand und verarbeiten Informationen schlechter!“

    Entscheidet man sich für die digitale Unterrichtsdokumentation, rückt die Frage nach dem Nutzen der Handschrift im Vergleich zum Tastaturschreiben automatisch in den Vordergrund. Auf der einen Seite sollte das Schreiben mit der Hand nicht nur aus pragmatischen Gründen, sondern als Kulturtechnik oder ökonomisches Werkzeug in der Schule vermittelt werden. Außerdem spielt das Handschreiben bei der Entwicklung kognitiver Fertigkeiten eine wichtige Rolle. Auf der anderen Seite können insbesondere die Lernenden, die Schwächen beim Handschreiben aufweisen, von der Nutzung einer Tastatur profitieren, vor allem, wenn sie längere Texte verfassen müssen. Die Wahl zwischen Hand- und Tastaturschreiben im digitalen Klassenzimmer ist letztlich keine Entweder-oder-Frage. Vielmehr sollten Lehrkräfte situationsabhängig entscheiden, welche Technik für die Lernenden und das Lernziel am gewinnbringendsten ist. Es ist dabei sinnvoll, den Schülerinnen und Schülern bewusst zu machen, welche Vor- und Nachteile die jeweilige Art der Mitschrift für das konkrete Beispiel hat. Diese Art der Reflexion auf der Metaebene hilft beim Aufbau von Medienkompetenz.

  • „Wenn alle Materialen im digitalen Heft gespeichert werden, entsteht eine Unordnung, die den Schülerinnen und Schülern das Lernen erschwert!“

    Die digitale Heftführung macht es möglich, den Schülerinnen und Schülern eine Vielzahl an Materialien zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus können die Lernenden ihre Unterrichtsdokumentation mit zusätzlichen Inhalten ergänzen. Auf diese Weise kann das digitale Heft jedoch schnell mit Unterlagen überfrachtet und unübersichtlich werden. Es ist daher wichtig, dass die Lehrkraft bei der Nutzung des digitalen Hefts auf eine klare Strukturierung achtet und den (individuellen) Nutzen der bereitgestellten Unterlagen und verwendeten Apps für die Schülerinnen und Schüler stets kritisch hinterfragt. Die Lehrkraft ist außerdem dafür verantwortlich, die Lernenden beim Anlegen von Strukturen altersgemäß anzuleiten und zu begleiten.

  • „Wenn parallel zur Lernplattform ein digitales Heft geführt wird, verlieren sowohl Lehrkräfte als auch Lernende die Übersicht!“

    Wird bei der digitalen Heftführung parallel mit einer Lernplattform gearbeitet, ist es wichtig, dass die Lehrkraft für ihren Bereich eine geeignete Struktur findet, die ein effizientes Zusammenspiel ermöglicht. In der ersten Unterrichtsstunde sollte mindestens geklärt sein, wo und in welcher Form (z. B. als PDF) Dateien abgegeben und bereitgestellt werden. Eine einheitliche Nomenklatur für Dateien (z. B. HA29.01Musterschülerin) kann hilfreich sein. Es empfiehlt sich, den Prozess der Dateiabgabe und Einbindung ins Heft in der ersten Unterrichtseinheit gemeinsam zu üben.

  • „Wenn der Unterricht digital dokumentiert wird, besteht die Gefahr, dass Inhalte für die Schülerinnen und Schüler verloren gehen oder die Speicherkapazitäten nicht ausreichen!“

    Anders als beim analogen Heft, das am Ende des Schuljahres im Schrank verstaut und aufgehoben werden kann, muss man für das digitale Heft Archivierungsstrategien und Löschroutinen entwickeln und diese den Schülerinnen und Schülern vermitteln. Ein regelmäßiges Backup der Hefte (Gesamtexport aller Mitschriften, idealerweise einmal pro Woche) sollte Standard sein. Ergänzend dazu empfiehlt sich eine Absprache im Klassenteam der Lehrkräfte. Zum Schuljahresende hin sollte ein Gesamtexport inklusive sinnvoller Archivierung erfolgen.

  • „Wenn Unterrichtsinhalte digital festgehalten werden, können Hefte nicht mehr so gut kontrolliert werden!“

    Mit dem digitalen Heft ist das Einsammeln von Heften zur Kontrolle durch die Lehrkraft in seiner klassischen Form nicht mehr möglich. Gleichzeitig eröffnen sich dadurch aber neue und effiziente Möglichkeiten, wie man die Produkte der Lernenden einsehen, verbessern und kommentieren kann. Dabei sollte man sich zunächst grundsätzlich die Frage stellen, welchen Zweck die Kontrolle der Hefte haben soll und ob es überhaupt immer nötig ist, Hefte in ihrer Gänze einzusehen. Daran anknüpfend muss man sich dann überlegen, wie sich die Durchsicht, abhängig von den Möglichkeiten der genutzten Notizen-App, organisieren lässt. Wenn die Lehrkraft nicht ohnehin schon den direkten Zugriff auf die digitalen Hefte der Lernenden hat, wäre beispielsweise denkbar, dass die Schülerinnen und Schüler einzelne Inhalte exportieren oder Screenshots anfertigen, die sie dann auf eine Lernplattform laden oder der Lehrkraft zuschicken.

  • „Wenn die Unterrichtsdokumentation vom klassischen Heft-Format abweicht, müssen die Lernenden umständlich zoomen!“

    Das digitale Heft macht es den Lehrkräften und Lernenden je nach genutzter Notizen-App möglich, sich bei der Unterrichtsdokumentation entweder ganz vom klassischen DIN A4-Format zu lösen oder vorgegebene Seiten stark zu vergrößern, sodass mehr Inhalte dokumentiert werden können. Dadurch entsteht aber die Gefahr, dass der Überblick verloren geht und die Schülerinnen und Schüler die wesentlichen Informationen nicht mehr auf einen Blick erkennen können. Bei der Erstellung der Hefteinträge sollte die Lehrkraft also immer das Endprodukt bedenken und den Fokus der Lernenden darauf lenken. Die Mitschriften sollten so gestaltet werden, dass extremes Zoomen vermieden wird und die Schülerinnen und Schüler bei der Gestaltung altersgerecht angeleitet werden. Je nach Umfang und Komplexität des Unterrichtsgegenstandes kann es beispielsweise auch sinnvoll sein, auf eine digitale Dokumentation zu verzichten und die Inhalte stattdessen analog festzuhalten.

  • „Wenn im 1:1-Setting auch noch das Heft nicht mehr analog geführt wird, müssen die Schülerinnen und Schüler zu viele digitale Medien parallel benutzen!“

    Das digitale Klassenzimmer macht es möglich, dass die Schülerinnen und Schüler ihr Tablet vielseitig einsetzen und damit eine Vielzahl an Unterrichtsmaterialien ersetzen können. Wird das Tablet aber beispielweise gleichzeitig als Buch, Heft und Audioquelle genutzt, kann das die Lernenden schnell überfordern. Die Lehrkraft muss deshalb bei der Konzeption des Unterrichts darauf achten, dass die Schülerinnen und Schüler nicht mit zu vielen aktiven Fenstern arbeiten müssen. So können die Lernenden bestimmte Aufgaben etwa in Partner- oder Gruppenarbeit gemeinsam bearbeiten und dabei ein Gerät als Buch nutzen und mit einem anderen ihre Ergebnisse dokumentieren. Im Anschluss können die Mitschriften geteilt werden.

3 Personen arbeiten an einem Laptop

Die Heftführung im 1:1-Setting: vom analogen zum digitalen Heft?

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