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Die Heftführung im 1:1-Setting: vom analogen zum digitalen Heft?

Das Thema „digitale Heftführung“ erweist sich als unglaublich spannend, zieht jedoch nicht ohne Grund ausschweifende Diskussionen nach sich. Grundsätzliche Fragen des Lehrens und Lernens werden durch die Verwendung digitaler Hefte tangiert. Das digitale Heft als reinen Ersatz zum analogen Heft zu sehen, scheint keinesfalls die richtige Antwort zu sein. Bisher fehlen fundierte Erkenntnisse im Hinblick auf digitale Hefte und die damit verbundene Nutzung von Notizen-Apps. Daher lohnt es sich, den Einsatz gemeinsam abzustimmen, Erfahrungen zu sammeln, sich in der Fachschaft oder im gesamten Kollegium auszutauschen und gemeinsame Konzepte zu entwickeln. Dieser Artikel bietet praxisnahe Impulse für die Diskussion unter Lehrenden vor Ort.

3 Personen arbeiten an einem Laptop

Die Heftführung im 1:1-Setting neu gedacht

„Dürfen wir auf dem Tablet mitschreiben?“ Dies ist üblicherweise eine der ersten Fragen, die Schülerinnen und Schüler an die Lehrkraft richten, wenn sie mit Tablets am Unterricht teilnehmen. Diese Frage ist jedoch nicht mit einem einfachen „Ja!” zu beantworten, denn es bedarf einiger Vorüberlegungen und vor allem einer Anleitung der Lernenden zum Erstellen digitaler Einträge auf dem Tablet. Der reine Ersatz des analogen Heftes greift jedoch zu kurz. Eine digitale Unterrichtsdokumentation in Kombination mit der Verwendung einer Lernplattform (Dateienablage) kann neue, ungeahnte Möglichkeiten des Lernens eröffnen und damit eine gewinnbringende Weiterentwicklung des analogen Hefts darstellen. Die Potenziale einer lernwirksamen Nutzung eröffnen sich aber nur dann, wenn man sich bereits im Vorfeld mit möglichen Herausforderungen auseinandergesetzt und diese bei der Einführung und Entwicklung einer digitalen Heftführung berücksichtigt hat.

Bei der Umsetzung der Heftführung im 1:1-Setting ergeben sich verschiedene Varianten. Nach pädagogischen, didaktischen, methodischen und fachspezifischen Gesichtspunkten können sich unterschiedliche Anforderungen an die Unterrichtsdokumentation ergeben, die die Entscheidung zwischen digitalem und analogem Heft beeinflussen:

Die digitale Heftführung wird für die Lernenden fest vorgegeben. Diese Umsetzungsvariante erlaubt sowohl die Verwendung verschiedener Notizen-Apps als auch die Festlegung auf eine Notizen-App, die von allen Schülerinnen und Schülern verpflichtend genutzt wird. Lässt man den Lernenden die Wahl einer Notizen-App, sollten dennoch klare Kriterien formuliert werden, welche die Apps erfüllen müssen.

Die Schülerinnen und Schüler können sich individuell für eine analoge oder digitale Heftführung entscheiden. Für die digitale Heftführung sind beispielsweise mit Blick auf Struktur, Umfang, Verwendung, Sicherung oder Zugriffsmöglichkeiten klare Vorgaben notwendig, um eine reibungslose und vergleichbare parallele Unterrichtsdokumentation gewährleisten zu können.

Man verzichtet bewusst auf eine digitale Dokumentation der Unterrichtsinhalte. Zwar kann im Rahmen einzelner Unterrichtsprojekte eine Notizen-App genutzt werden, aber grundsätzlich dient das Tablet in dieser Umsetzungsvariante als Ergänzung, beispielsweise für Übungsphasen.

Das didaktische Potenzial digitaler Hefte

Das 1:1-Setting schafft technische Voraussetzungen hinsichtlich der Ausstattung, Infrastruktur und Organisation, durch die sich das didaktische Potenzial der digitalen Heftführung entfalten kann:

Einblicke in die Praxis

Lehrkräfte unterschiedlicher Schularten erläutern, warum sie sich für die Nutzung eines digitalen Hefts entschieden haben:

  • „Im digitalen Heft kann ich Unterrichtsinhalte sehr anschaulich darstellen!“

    Das digitale Heft unterstützt die Veranschaulichung von Lerngegenständen. Meine Schülerinnen und Schüler können Bilder und Darstellungen, welche sie selbst oder mit Hilfe anderer Apps produziert haben, in ihre Hefteinträge einbinden. In den Naturwissenschaften kann man beispielsweise Beobachtungen aus Experimenten den Hefteintrag einfügen. Eingebunden als digitales Protokoll kann der Versuch so deutlich besser nachvollzogen werden.

  • „Die Übersichtlichkeit des digitalen Hefts erleichtert meinen Unterrichtsalltag!“

    Was ich an der digitalen Heftführung sehr schätze, ist, dass ich immer alles auf Anhieb und an einem Ort parat habe. Die verbindliche Struktur gibt mir eine klare Übersicht über Lerninhalte, sowohl über vergangene als auch über zukünftige. Vor Leistungsnachweisen beispielsweise kann ich damit schnell auf Gelerntes zurückgreifen und Themen wiederholen. Abwesende Schülerinnen und Schüler sehen direkt, welcher Stoff behandelt wurde, und können diesen nacharbeiten.

  • „Seit meine Klasse ein digitales Heft führt, kann ich meine Unterrichtszeit effizienter nutzen!“

    Das digitale Heft erleichtert die Bearbeitung von Materialien und ermöglicht die unkomplizierte Überarbeitung der Produkte, welche die Lernenden erstellt haben. Meine Schülerinnen und Schüler können Übungen und Arbeitsblätter digital ergänzen und verbessern. Das zeitintensive Abschreiben ganzer Sätze ist nicht mehr zwingend notwendig. Tabellen müssen nicht mit dem Lineal feinsäuberlich gezeichnet werden, sondern sind in Windeseile erstellt. Eigene Texte können die Lernenden schnell und sauber überarbeiten. Textpassagen können ganz einfach hin- und hergeschoben werden. Screenshots können mit weiteren Materialien und handschriftlichen Notizen zügig kombiniert werden.

  • „Das digitale Heft wird den individuellen Bedürfnissen meiner Schülerinnen und Schüler gerecht!“

    Mit dem digitalen Heft können Lehrkräfte dem Prinzip der Individualisierung gerecht werden. Die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, innerhalb eines vorgegebenen Rahmens die Gestaltung von Inhalten des digitalen Hefts zu personalisieren und so für sie verständlicher zu machen. Falls notwendig, können zusätzliche Hilfen, Materialien oder grafische Elemente problemlos ergänzt werden. Ebenso kann ich meine Unterrichtsmaterialien individuell gestalten und schnell an die Lernenden anpassen.

  • „Das digitale Heft unterstützt meinen Unterricht mit passgenauem Material!“

    Seit ich das digitale Heft nutze, kann ich meine Übungen noch genauer auf die Unterrichtssituation und meine Lernenden zuschneiden und das mit nur wenig Aufwand. Häufig verwende ich dafür einfach bereits bestehende Materialien und passe sie einfach an die Inhalte meines Unterrichts an.

  • „Das digitale Heft macht es möglich, unterschiedliche Medien leicht miteinander zu verknüpfen!“

    Für meine Schülerinnen und Schüler ist es ein großer Vorteil, dass weitere Medien schnell und unkompliziert in das digitale Heft mit eingebunden werden können. Je nach Notizen-App können ergänzende Quellen, Audio- und Videodateien direkt in das digitale Heft eingepflegt oder alternativ über eingebettete Links aufgerufen und gegebenenfalls weiterbearbeitet werden.

  • „Der Einbau kollaborativer und kooperativer digitaler Hefteinträge hat meinen Unterricht bereichert!“

     Der Einsatz von digitalen Heften bietet vielfältige Möglichkeiten, die Zusammenarbeit zwischen Lernenden zu fördern. Zahlreiche Notizen-Apps machen es möglich, gleichzeitig Ideen zu sammeln, gemeinsam Grafiken zu gestalten, Texte zu verfassen oder Ergebnisse zu sichern. Meine Schülerinnen und Schüler profitieren von den Ideen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler und erhalten neue Impulse für das eigene Denken.

  • „Das digitale Heft erlaubt es den Lernenden, mehr von meinem Feedback zu profitieren.“

    Besonders die Gegenüberstellung meines korrigierten Dokuments mit dem Originaldokument, welche beide nebeneinander im Heft Platz finden, hilft meinen Schülerinnen und Schülern dabei, ihre Fehler besser zu erkennen und von meiner Korrektur zu profitieren. Manchmal erstelle ich eine chronologische Fehler- und Korrekturliste, die die Lernenden zur Selbstkorrektur ihres Textes verwenden. Als besonders hilfreich empfinden sie meine kurzen Audiokommentare zu ihren Hausaufgaben.

    © istock.com/AlisaRut

Schaffung von Rahmenbedingungen

Auch wenn einige Lernende von Anfang an recht geschickt im Umgang mit digitalen Heften sind und die Umstellung vom analogen zum digitalen Heft scheinbar mühelos bewältigen, ist eine konsequente Begleitung, Anweisung und Anleitung der Schülerinnen und Schüler von Beginn an notwendig. Es ist zielführend, dass sich Lehrkräfte, auch in Absprache mit den Fachschaften oder dem gesamten Kollegium, vorab Gedanken machen, welche verbindlichen Strukturen, Vorgaben zur Nutzung und Möglichkeiten der Begleitung benötigt werden, damit eine lernförderliche Heftführung im 1:1-Setting gelingen kann. In diesem Zusammenhang ist außerdem ein Schulungskonzept wichtig.

  • Gemeinsam mit den Lernenden sollte eine verbindliche Grobstruktur für alle Fächer angelegt werden, die den Schülerinnen und Schülern eine Gesamtübersicht über die Jahrgangsstufen und Fächer bietet. Auch auf Ebene der Fächer ist eine Strukturierung nötig. Dabei können sich je nach Fach verschiedene Unterstrukturen ergeben. Bei der Entwicklung struktureller Vorgaben muss berücksichtigt werden, ob ein einheitliches oder offenes Konzept gewählt wurde oder ob eine Notizen-App nur zur Unterstützung des Unterrichts genutzt wird.

  • Um die Vorgaben hinsichtlich der Struktur und Nutzung digitaler Hefte zu vermitteln, empfiehlt sich ein Schulungskonzept für die Lernenden.

    Die Schülerinnen und Schüler erhalten dabei Unterstützung bei der Einrichtung des digitalen Hefts und lernen die Möglichkeiten der digitalen Heftführung kennen. Dabei sind je nach Jahrgangsstufe die unterschiedlich stark ausgeprägten Niveaus der Medienkompetenz zu berücksichtigen.

Zur Verbesserung der digitalen Heftführung ist eine kontinuierliche und altersgemäße Begleitung der Lernenden durch die Lehrkraft notwendig. Die Intensität der Begleitung sollte sich am Kompetenzniveau der Schülerinnen und Schüler orientieren.

Für die Nutzung des digitalen Hefts sollten auch, orientiert an der gewählten Umsetzungsvariante, klare Vorgaben erarbeitet und an die Lernenden sowie Erziehungsberechtigten kommuniziert werden. Diese sollten angepasst werden an pädagogische, didaktische und fachspezifische Bedürfnisse.

Kontroverse Themen der digitalen Heftführung

Damit das digitale Heft lernwirksam genutzt werden kann und sich sein Potenzial voll entfalten kann, müssen sich Lehrkräfte auch mit möglichen Stolpersteinen beschäftigen, die sich im Zuge der digitalen Heftführung ergeben können

  • „Wenn die Schülerinnen und Schüler die Unterrichtsinhalte nicht selbst abschreiben und stattdessen alles abfotografieren und kopieren, lernen sie am Ende nichts!“

     Auch bei der digitalen Heftführung ist es wichtig, die aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten des Unterrichts zu fördern. Einerseits ist das schlichte Abfotografieren von Tafelbildern, das Kopieren von Notizen oder die zu starke Vorstrukturierung wenig lernwirksam. Andererseits bedeutet das nicht, dass das Abfotografieren oder Bereitstellen von Tafelbildern automatisch dazu führt, dass sich die Schülerinnen und Schüler Unterrichtsinhalte schlechter aneignen.  Die Lehrkraft sollte sich bei der Planung des Unterrichts und der Gestaltung der Materialien immer überlegen, wie eine verständnisfördernde Auseinandersetzung und Reflexion mit Unterrichtsmaterialien und -inhalten gelingen kann. Durch das Bilden von Analogien zu bereits bekannten Zusammenhängen, Verknüpfungen mit Alltagsbeispielen oder mit verwandten Inhalten, Fragen stellen oder das Zusammenfassen des neu Gelernten mittels Skizzen oder eigenen Worten wird der Lernstoff mit bereits bestehenden Wissensstrukturen verbunden.

  • „Wenn die Schülerinnen und Schüler Zirkel oder Geodreieck zugunsten des Tablets beiseitelegen, verlernen sie grundlegende instrumentelle Fertigkeiten!“

    Die technische Ausstattung im 1:1-Setting eröffnet den Schülerinnen und Schülern eine Vielzahl an Möglichkeiten, ihre Unterrichtsdokumentation ansprechend zu gestalten. Dabei sollte aber die Schulung grundlegender instrumenteller Fertigkeiten wie das Zeichnen, Messen oder Konstruieren nicht vergessen werden. Das digitale Heft kann hier als Ergänzung und nicht als vollständiger Ersatz der analogen Unterrichtdokumentation eingesetzt werden. So können beispielsweise geometrische Zeichnungen oder Prozesse mit klassischen Hilfsmitteln angefertigt und dann als Foto in das digitale Heft mit eingepflegt werden.

  • „Wenn jeder Text nur noch mit der Tastatur getippt wird, verlernen die Schülerinnen und Schüler das Schreiben mit der Hand und verarbeiten Informationen schlechter!“

    Entscheidet man sich für die digitale Unterrichtsdokumentation, rückt die Frage nach dem Nutzen der Handschrift im Vergleich zum Tastaturschreiben automatisch in den Vordergrund. Auf der einen Seite sollte das Schreiben mit der Hand nicht nur aus pragmatischen Gründen, sondern als Kulturtechnik oder ökonomisches Werkzeug in der Schule vermittelt werden. Außerdem spielt das Handschreiben bei der Entwicklung kognitiver Fertigkeiten eine wichtige Rolle. Auf der anderen Seite können insbesondere die Lernenden, die Schwächen beim Handschreiben aufweisen, von der Nutzung einer Tastatur profitieren, vor allem, wenn sie längere Texte verfassen müssen. Die Wahl zwischen Hand- und Tastaturschreiben im digitalen Klassenzimmer ist letztlich keine Entweder-oder-Frage. Vielmehr sollten Lehrkräfte situationsabhängig entscheiden, welche Technik für die Lernenden und das Lernziel am gewinnbringendsten ist. Es ist dabei sinnvoll, den Schülerinnen und Schülern bewusst zu machen, welche Vor- und Nachteile die jeweilige Art der Mitschrift für das konkrete Beispiel hat. Diese Art der Reflexion auf der Metaebene hilft beim Aufbau von Medienkompetenz.

  • „Wenn alle Materialen im digitalen Heft gespeichert werden, entsteht eine Unordnung, die den Schülerinnen und Schülern das Lernen erschwert!“

    Die digitale Heftführung macht es möglich, den Schülerinnen und Schülern eine Vielzahl an Materialien zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus können die Lernenden ihre Unterrichtsdokumentation mit zusätzlichen Inhalten ergänzen. Auf diese Weise kann das digitale Heft jedoch schnell mit Unterlagen überfrachtet und unübersichtlich werden. Es ist daher wichtig, dass die Lehrkraft bei der Nutzung des digitalen Hefts auf eine klare Strukturierung achtet und den (individuellen) Nutzen der bereitgestellten Unterlagen und verwendeten Apps für die Schülerinnen und Schüler stets kritisch hinterfragt. Die Lehrkraft ist außerdem dafür verantwortlich, die Lernenden beim Anlegen von Strukturen altersgemäß anzuleiten und zu begleiten.

  • „Wenn parallel zur Lernplattform ein digitales Heft geführt wird, verlieren sowohl Lehrkräfte als auch Lernende die Übersicht!“

    Wird bei der digitalen Heftführung parallel mit einer Lernplattform gearbeitet, ist es wichtig, dass die Lehrkraft für ihren Bereich eine geeignete Struktur findet, die ein effizientes Zusammenspiel ermöglicht. In der ersten Unterrichtsstunde sollte mindestens geklärt sein, wo und in welcher Form (z. B. als PDF) Dateien abgegeben und bereitgestellt werden. Eine einheitliche Nomenklatur für Dateien (z. B. HA29.01Musterschülerin) kann hilfreich sein. Es empfiehlt sich, den Prozess der Dateiabgabe und Einbindung ins Heft in der ersten Unterrichtseinheit gemeinsam zu üben.

  • „Wenn der Unterricht digital dokumentiert wird, besteht die Gefahr, dass Inhalte für die Schülerinnen und Schüler verloren gehen oder die Speicherkapazitäten nicht ausreichen!“

    Anders als beim analogen Heft, das am Ende des Schuljahres im Schrank verstaut und aufgehoben werden kann, muss man für das digitale Heft Archivierungsstrategien und Löschroutinen entwickeln und diese den Schülerinnen und Schülern vermitteln. Ein regelmäßiges Backup der Hefte (Gesamtexport aller Mitschriften, idealerweise einmal pro Woche) sollte Standard sein. Ergänzend dazu empfiehlt sich eine Absprache im Klassenteam der Lehrkräfte. Zum Schuljahresende hin sollte ein Gesamtexport inklusive sinnvoller Archivierung erfolgen.

  • „Wenn Unterrichtsinhalte digital festgehalten werden, können Hefte nicht mehr so gut kontrolliert werden!“

    Mit dem digitalen Heft ist das Einsammeln von Heften zur Kontrolle durch die Lehrkraft in seiner klassischen Form nicht mehr möglich. Gleichzeitig eröffnen sich dadurch aber neue und effiziente Möglichkeiten, wie man die Produkte der Lernenden einsehen, verbessern und kommentieren kann. Dabei sollte man sich zunächst grundsätzlich die Frage stellen, welchen Zweck die Kontrolle der Hefte haben soll und ob es überhaupt immer nötig ist, Hefte in ihrer Gänze einzusehen. Daran anknüpfend muss man sich dann überlegen, wie sich die Durchsicht, abhängig von den Möglichkeiten der genutzten Notizen-App, organisieren lässt. Wenn die Lehrkraft nicht ohnehin schon den direkten Zugriff auf die digitalen Hefte der Lernenden hat, wäre beispielsweise denkbar, dass die Schülerinnen und Schüler einzelne Inhalte exportieren oder Screenshots anfertigen, die sie dann auf eine Lernplattform laden oder der Lehrkraft zuschicken.

  • „Wenn die Unterrichtsdokumentation vom klassischen Heft-Format abweicht, müssen die Lernenden umständlich zoomen!“

    Das digitale Heft macht es den Lehrkräften und Lernenden je nach genutzter Notizen-App möglich, sich bei der Unterrichtsdokumentation entweder ganz vom klassischen DIN A4-Format zu lösen oder vorgegebene Seiten stark zu vergrößern, sodass mehr Inhalte dokumentiert werden können. Dadurch entsteht aber die Gefahr, dass der Überblick verloren geht und die Schülerinnen und Schüler die wesentlichen Informationen nicht mehr auf einen Blick erkennen können. Bei der Erstellung der Hefteinträge sollte die Lehrkraft also immer das Endprodukt bedenken und den Fokus der Lernenden darauf lenken. Die Mitschriften sollten so gestaltet werden, dass extremes Zoomen vermieden wird und die Schülerinnen und Schüler bei der Gestaltung altersgerecht angeleitet werden. Je nach Umfang und Komplexität des Unterrichtsgegenstandes kann es beispielsweise auch sinnvoll sein, auf eine digitale Dokumentation zu verzichten und die Inhalte stattdessen analog festzuhalten.

  • „Wenn im 1:1-Setting auch noch das Heft nicht mehr analog geführt wird, müssen die Schülerinnen und Schüler zu viele digitale Medien parallel benutzen!“

    Das digitale Klassenzimmer macht es möglich, dass die Schülerinnen und Schüler ihr Tablet vielseitig einsetzen und damit eine Vielzahl an Unterrichtsmaterialien ersetzen können. Wird das Tablet aber beispielweise gleichzeitig als Buch, Heft und Audioquelle genutzt, kann das die Lernenden schnell überfordern. Die Lehrkraft muss deshalb bei der Konzeption des Unterrichts darauf achten, dass die Schülerinnen und Schüler nicht mit zu vielen aktiven Fenstern arbeiten müssen. So können die Lernenden bestimmte Aufgaben etwa in Partner- oder Gruppenarbeit gemeinsam bearbeiten und dabei ein Gerät als Buch nutzen und mit einem anderen ihre Ergebnisse dokumentieren. Im Anschluss können die Mitschriften geteilt werden.

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