Stop-Motion-Videos im Deutschunterricht
Didaktische Hinweise und Ideen zur Erstellung von Stop-Motion-Videos als kreative Umwandlung eines Sachtextes in eine spannende Filmgeschichte
Indem die Schülerinnen und Schüler einen Sachtext in ein Stop-Motion-Video umwandeln, müssen sie den Text vertieft lesen und ihn logisch gliedern. Die Inhalte werden auf das Wesentliche reduziert und visualisiert. Gerade die Umformung eines Sachtextes in ein Stop-Motion-Video ermöglicht auch die kreative Umwandlung eines oft nüchternen Sachtextes in eine spannende Filmgeschichte und motiviert so auch leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler.
Der vorliegende Unterrichtsentwurf bildet den Abschluss einer Unterrichtseinheit, die sich mit dem Erschließen von Sachtexten beschäftigt. Die Lernenden haben eingeübt, wie man gezielt Informationen aus Sachtexten, Grafiken und Diagrammen entnimmt. Verschiedene Techniken wurden vorgestellt und ausprobiert, z. B. die Fünf-Schritt-Lesemethode, das Erstellen einer Mind-Map, Entwerfen von Sketchnotes o. ä. In diesem Zusammenhang können auch die Themen „Erstellen eines Infoplakats“ und „Halten eines Kurzreferats“ angesprochen werden.
Um den Schülerinnen und Schülern einen ganz anderen Zugang zu ermöglichen, soll am Ende der Unterrichtseinheit die kreative Beschäftigung mit pragmatischen Texten auf dem Plan stehen. Die Lernenden müssen sich dennoch vertieft mit einem Text auseinandersetzen (z.B. anhand der Fünf-Schritt-Lesemethode) und ein klarer Themenbezug des Endprodukts zum Sachtext soll erkennbar sein. Die produktive Aufgabe für die Schülerinnen und Schüler aber ist es, den pragmatischen Text, also den sachlichen Inhalt, in einen Stop-and-Motion-Film, eine Geschichte mit (spannender) Handlung, umzuformen.
Dieses Unterrichtsbeispiel ist für die Inhalte des Lehrplans Deutsch des Gymnasiums (D6 Lernbereich 2.3: Lesen – mit Texten und weiteren Medien umgehen / Pragmatische Texte verstehen und nutzen) konzipiert, kann aber auch in anderen Schularten und Jahrgangsstufen zur Arbeit mit Sachtexten verwendet werden.
Der vorliegende Unterrichtsentwurf legt den Schwerpunkt auf eine kreative Umsetzung des Inhalts des pragmatischen Textes. Die Schülerinnen und Schüler müssen sich zwar mit dem Inhalt des Ausgangstextes auseinandersetzen, sollen ihn aber zentral als Impuls für eine kreative Textarbeit nutzen. Natürlich kann bei geeigneten Texten auch der Fokus auf die korrekte Wiedergabe des Textinhalts gelegt werden.
Die Schülerinnen und Schüler lesen und verstehen einen Sachtext, z. B. mithilfe der Fünf-Schritt-Lesemethode. In der Jahrgangsstufe 6 eignen sich Texte zum Themenbereich „Antike“ bzw. „Sagen“ besonders gut als Basis für eine kreative Weiterentwicklung. Die wichtigsten Informationen werden in wenigen Sätzen zusammengefasst und die W-Fragen beantwortet. Dieser Text fungiert dann als Impuls für das Stop-Motion-Video. Der „Basistext“ soll zusammen mit dem Video am Ende dieser Unterrichtseinheit vor der Klasse präsentiert werden. Somit ist auch klar, dass als Bewertungskriterium ein deutlicher inhaltlicher Bezug zu dem „Basistext“ und dem Video gegeben sein muss.
a) Das Stop-Motion-Video planen
Die Schülerinnen und Schüler überlegen sich, wie sie den Basistext mit seinen zentralen Inhalten in eine kurze Geschichte umwandeln können. Dabei sollten sie darauf achten, dass ein Großteil der Antworten auf die W-Fragen des Ausgangstextes und der von ihnen neu entwickelten Story gleich sind. Somit ist ein konkreter Bezug zum Basistext gegeben.
Diese Antworten dienen als Grundlage für das Storyboard des Stop-Motion-Videos.
Die Lernenden brauchen für ihr Video passende Spiel-Figuren, die sie von zu Hause mitbringen können.
Hintergründe können selbst gezeichnet, gebastelt oder auch mit einem Tablet und einem passenden Bild gestaltet werden.
b) Technische Grundlagen vermitteln
Die Lernenden werden in die Technik des Stop-Motion-Films eingeführt. Dies kann entweder durch die Anleitung der Lehrkraft oder durch ein Erklärvideo erfolgen.
Zur Produktion eines Stop-Motion-Videos eignen sich sowohl Handys als auch Tablets. Mithilfe von Stop-Motion-Anwendungen können einzeln fotografierte Bilder leicht zu Filmen zusammengesetzt werden.
c) Tipps zur Erstellung
Je mehr Einzelbilder zur Verfügung stehen, desto flüssiger wirken die Bewegungen im fertigen Film.
Die Arbeiten bei der Videoproduktion können arbeitsteilig erfolgen. Eine Gruppe ist z.B. zuständig für das Legen der Figuren, also für die Bilder. Die andere kümmert sich um den Text und den Ton.
Bei der Erstellung eines Stop-Motion-Videos muss für einheitliche Lichtverhältnisse gesorgt werden und die Kamera muss fixiert sein.
Mittels eines Beurteilungsbogens bekommen die Schülerinnen und Schüler ein Feedback von der Lehrkraft. Im Anschluss sollte eine Überarbeitungsphase zeitlich eingeplant werden.
Die vorliegende Unterrichtseinheit ist auf Sachtexte zugeschnitten. Natürlich können dafür auch epische Texte verwendet werden.
Natürlich kann auch die Aufgabe sein, den Sachtext inhaltlich möglichst genau mit dem Stop-Motion-Video abzubilden. Allerdings dürften die Sachtexte dann nicht zu faktenlastig sein, Reportagen wären besser geeignet.
Denkbar wäre auch, ein Stop-Motion-Video zu einem Unfallbericht als Schulaufgabenvorbereitung erstellen zu lassen.
Es muss bei einem Stop-Motion-Film vor allem darauf geachtet werden, die Fotos im gleichen Licht und aus der gleichen Position zu erstellen. Einfache Hilfen bieten z. B. Notenständer oder aus zusammensetzbaren Bausteinen gebastelte Halterungen für das Tablet oder das Handy. Natürlich funktioniert das noch besser mit höhenverstellbaren und flexiblen Stativen.
Für eine bessere Lichtqualität können zusätzliche Lichtquellen (z. B. Stehlampen) sorgen.
Das Erstellen von Stop-Motion-Videos mithilfe von Spielfiguren ist für einen Großteil der Schülerinnen und Schüler motivierend. Schon das Mitnehmen von eigenen Spielfiguren weckt Interesse. Da mit den Handys bzw. Tablets gearbeitet wird, werden technikaffine Schülerinnen und Schüler angesprochen. Lernende, die sich für Kunst und Musik interessieren, können ihre Vorlieben einbringen. Da in einer Gruppe zusammengearbeitet wird, können leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler schwächere Lernende gerade bei der oft unbeliebten Textzusammenfassung als Vorarbeit für die Videoproduktion unterstützen.
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