Anpassung Klassenführung
Durch die Ausstattung der Lernenden mit digitalen Endgeräten verändert sich die Unterrichtssituation grundlegend. Dies hat auch Auswirkungen auf die Klassenführung, welche angepasst werden muss. Hier können von der Schulgemeinschaft festgesetzte Vereinbarungen einen verlässlichen Rahmen für den eigenen Unterricht und dessen Gestaltung geben.
Den Rahmen kennen
Einige gesetzliche Regelungen bezüglich der Nutzung privater Geräte im Unterricht geben einen ersten Rahmen.
Wenn Schülerinnen und Schüler ihr Tablet oder Notebook während des Unterrichts unerlaubt verwenden, kann es gemäß Art. 56 Abs. 5 Satz 4 BayEUG als pädagogische Maßnahme gerechtfertigt sein, das digitale Endgerät vorübergehend (d. h. für einen angemessenen Zeitraum) einzubehalten. Die Dauer des Einbehaltens liegt dabei im pädagogischen Ermessen der jeweiligen Lehrkraft, die stets unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes (vgl. Art. 86 Abs. 1 BayEUG) nach den Umständen des Einzelfalls entscheidet.
Gegen den Willen der Betroffenen dürfen Lehrkräfte private Endgeräte von Schülerinnen und Schüler ebenso wie andere private Gegenstände nicht durchsuchen. Dies wäre ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Lernenden und ggf. auch der Erziehungsberechtigten. Schließlich befinden sich auf den Geräten persönliche Daten, die von der Lehrkraft nicht eingesehen werden dürfen. Lehrkräfte können Schülerinnen und Schüler aber dazu auffordern, ihr Endgerät oder Inhalte darauf vorzuzeigen. Die Betroffenen können dies jedoch auch ablehnen.
Neben den gesetzlichen Vorgaben kann jede Schule individuell Regeln zur Nutzung der digitalen Endgeräte erarbeiten.
Regeln für eine sichere Nutzung
Regeln, die die Einsatzbereitschaft der Geräte vorgeben
Regeln für die Nutzung außerhalb des Unterrichts in der Schule
Regeln für die Übernahme von Verantwortung für das eigene Gerät
Regeln für die Nutzung im Unterricht
Regeln für die Kommunikation und Erreichbarkeit
Regeln zum Schutz des Rechts am eigenen Bild
Regeln für das Vorgehen bei Verstößen
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Regeln des Illertal-Gymnasiums Vöhringen
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Regeln der Johann-Turmair-Realschule Abensberg
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Regeln des Gymnasiums Unterföhring
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Plakat des Gymnasiums Unterföhring (9. Klasse)
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Plakat des Gymnasiums Unterföhring (10. Klasse)
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Regeln der Mittelschule Zirndorf
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Regeln des Gymnasiums Burgkunstadt
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Tablet-Vertrag der RMG Haßfurt
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Mittelschule Scheßlitz
Den Rahmen ausgestalten
Für die Lehrenden ergibt sich folglich die Aufgabe, Gestaltungsfreiheiten inner- und außerhalb dieser Rahmenbedingungen zu nutzen, sowie entsprechend getroffene Regeln auch aktiv einzufordern. Folgende Themengebiete sollten im Vorfeld des Unterrichts von jeder Lehrkraft individuell durchdacht werden:
Kenne ich unsere schulischen Vereinbarungen zum Einsatz der Geräte im Unterricht?
Welche eigenen Regeln sind mir wichtig (Nutzung/Nichtnutzung, Workflow, Kommunikation, Erreichbarkeit, etc.)?
Gibt es Vereinbarungen bezüglich der Konsequenzen bei Missachtung?
Mit welchen Störungen rechne ich? Wie will ich darauf reagieren? Welche Chance sehe ich darin?
Wie begleite ich die Kinder aktiv?
Benötige ich weiteres Wissen zum Thema „Recht am eigenen Bild“ o. Ä.?
Wie viel Zeit plane ich für die Implementierung neuer Abläufe oder die Einübung medialer Fähigkeiten ein?
Wie kann ich die neuen Arbeitsweisen unterstützen/anleiten, um den Unterrichtsfluss aufrechterhalten?
Zunächst werden die neuen Arbeitsweisen und Regelungen für alle ungewohnt sein, weshalb es Zeit erfordert, diese in der Praxis zu einzuüben und individuell nachzuschärfen und anzupassen. Die Lehrkraft muss sich bewusst darüber sein, dass der Unterricht durch den Einsatz der Endgeräte anders geplant und strukturiert werden muss und dass es beim Ablauf der Schulstunde zu Störungen sowohl technischer als auch disziplinarischer Art kommen kann. Je konkreter man sich im Voraus in die unterrichtliche Situation und die Eventualitäten hineinversetzt, desto schneller und zielgerichteter kann man im Ernstfall darauf reagieren.
Tipps aus der Praxis
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„Eine klare Strukturierung meines Unterrichts ist im digitalen 1:1-Setting noch wichtiger geworden. Unterrichtseinheiten müssen noch reibungsloser und mit einem klaren roten Faden auf der technischen Seite geplant werden. Für die Lernenden bedeutet das, dass wir eine klare Strukturierung für die Materialverteilung haben. Dieses wird wöchentlich mit einer eindeutigen Benennung im Fachordner der Klasse im BYCS Drive zur Verfügung gestellt und schon im Vorfeld durch die Schülerinnen und Schüler downgeloadet und in der identisch benannten Ordnerstruktur des digitalen Endgerätes abgespeichert. Dieser Workflow nimmt Unsicherheiten, verringert Nachfragen nach dem Speicherort und beugt Leerlaufphasen während des Downloads vor.”
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„Bei der Unterrichtsplanung hat sich für mich durch das Unterrichten im 1:1 Setting besonders im Bereich der Arbeitsaufträge einiges verändert. Diese müssen viel genauer und eindeutiger, dabei aber weiterhin klar und überschaubar formuliert werden. Eine einfache Anweisung eine Aufgabenstellung zu bearbeiten ist nicht mehr ausreichend, dem Lernenden muss auch immer vermittelt werden, ob diese Anweisung digital oder analog, mit einer bestimmten App oder frei bearbeitet werden soll. Dabei muss ich immer im Hinterkopf haben, welche Anwendungen und Programme meine Klassen schon kennen oder ob ich Zeit einplanen muss, den Umgang mit diesen einzuüben.”
Tipps für die Unterrichtsvorbereitung
Für eine souveräne Klassenführung im 1:1-Setting sollten Lehrkräfte bereits bei der Planung des Unterrichts wichtige Vorüberlegungen anstellen, die die veränderte Situation im technologiegestützten Klassenzimmer berücksichtigen. Im Folgenden finden Sie 5 Tipps, Stolpersteinen vorbeugen.
Tipps für die Unterrichtstunde
Betrachtet man die einzelnen Phasen einer Unterrichtsstunde, so sind einige Besonderheiten in der 1:1-Ausstattung zu beachten. Damit der Unterricht möglichst störungsfrei abläuft und die Unterrichtszeit effektiv genutzt wird, helfen folgende Tipps:
Tipps über die Unterrichtsstunde hinaus
Die Ausstattung der Lernenden mit digitalen Endgeräten führt nicht nur im Unterrichten zu einer Veränderung, sondern sie eröffnet auch einige Handlungsfelder, die über den eigentlichen Unterricht hinaus gehen. Die nachfolgenden Fragen helfen beim Umgang mit neuen Kommunikationswegen und bei der Medienerziehung: