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Flipped Classroom: Mehr Zeit für die Klasse

Schülerinnen und Schüler ganz individuell betreuen - auch im Klassenzimmer? Das klappt mit der Methode „Flipped Classroom”. Wie sich Ihre Rolle als Lehrkraft dabei verändert und warum Sie dadurch Ihre Klasse besser kennenlernen, erfahren Sie in diesem Beitrag. Und wenn Sie gleich loslegen wollen, haben wir einen Mini-Workshop am Ende des Artikels für Sie vorbereitet.

Frontalunterricht daheim, Lerncoach im Klassenzimmer

Wie Unterricht funktioniert, hat jede Lehrkraft im Referendariat gelernt: Wir geben der Klasse Input, machen einfache Übungen dazu - und dann ist die Stunde auch schon wieder vorbei. Die vertiefte Auseinandersetzung findet in der Hausaufgabe statt. Und in der nächsten Stunde erfahren die Schülerinnen und Schüler dann, ob sie die Aufgaben richtig bearbeitet haben.

Die Idee des „umgedrehten Unterrichts” ist denkbar simpel: Was sonst in der Hausaufgabe stattfindet, wird im Klassenzimmer erledigt. Und den Input erhalten die Schülerinnen und Schüler nicht im Klassenzimmer, sondern daheim am Schreibtisch, in Form eines Videos. Wie das besonders gut funktioniert, erfahren Sie bei den Tipps.

Drei Gründe, warum sich Flipped Classroom lohnt

Lehrkräfte haben viel zu tun. Neben Unterrichtsvorbereitung und Leistungsnachweisen fallen Gespräche mit Eltern, Organisatorisches wie Geld einsammeln und vieles mehr an. Warum sollten Sie sich das antun, zusätzlich noch eine neue Unterrichtsmethode auszuprobieren?

1. Weil's total einfach ist

Klar können Sie aufwändige Erklärvideos mit Profi-Mikro, Ringlicht und schicken Animationen produzieren. Aber warum sich die Mühe machen? Im Internet gibt es Tausende gut gemachter Erklärvideos, die nur darauf warten, didaktisch sinnvoll von Ihnen eingesetzt zu werden. Ein Videolink dazu ist schnell verschickt oder an die Tafel geschrieben. Und Aufgaben haben Sie ohnehin schon - die hätten Sie ja normalerweise als Hausaufgabe gegeben.

2. Weil ich mehr über meine Klasse erfahre

Als erfahrene Lehrkraft merken Sie im Unterrichtsgespräch oder bei der Hausaufgabenverbesserung, wer die Inhalte verstanden hat und wer noch Unterstützung braucht. Aber noch effektiver klappt das, wenn Sie eine komplette Unterrichtsstunde Zeit dafür haben: Sie gehen von Schülerin zu Schüler, schauen mal hier und mal da über die Schulter, beantworten Fragen oder etwas noch einmal. Durch die Rückmeldung aus der Klasse fällt es ihnen auch leicht, zu entscheiden, ob Sie die Methoden wieder einsetzen möchten, ob das Video geeignet war oder ob mehr Differenzierung hilfreich wäre. Apropos:

3. Weil ich super differenzieren kann

Bei der Hausaufgabe bekommen alle die gleichen Aufgaben. Das ist fair. Niemand muss mehr machen als die anderen. Und es spart Zeit. Im Unterricht muss die Hausaufgabe nur noch kurz verbessert werden, der Rest der Stunde steht noch voll zur Verfügung. Beim „Flipped Classroom” steht genau diese Zeit auch zur Verfügung. Nur wie die Zeit genutzt wird, kann individuell unterschiedlich sein: Manche benötigen leichtere Aufgaben, andere können schwierigere bearbeiten. Und wiederum andere arbeiten zwar an schwierigeren, benötigen aber noch Hilfestellungen. Kurzum: Sie haben die Möglichkeit, jeder Schülerin und jedem Schüler genau die Anforderung zu bieten und die Unterstützung zukommen zu lassen, die für sie passend ist. Niemand muss sich langweilen oder überfordert fühlen. Und weil Sie bei der Aufgabenbearbeitung dabei sind, können Sie auch spontan umplanen: Doch die leichtere Aufgabe für David und die schwierigere für Yalda? Kein Problem!

Tipps und Tricks von Profis

Wenn Sie noch wenig erfahren mit der Methode „Flipped Classroom” sind, haben wir ein paar Tipps für Sie zusammengestellt:

Thema auswählen: Setzen Sie Flipped Classroom bei einem Thema ein, zu dem Sie bereits ein gutes Video haben oder zu dem es Ihnen leicht fällt, selbst ein kurzes Video zu erstellen. Wählen Sie für den Anfang kein zu großes und zu komplexes Thema - auch Ihre Schülerinnen und Schüler müssen sich erst einmal an die neue Methode gewöhnen!

Videolänge beachten: Die optimale Länge eines Erklärvideos sollte laut Studien nicht über 6 Minuten liegen. Das scheint wenig, ist bei dichten Informationen aber ganz schön viel. Im Zweifelsfall darf ein Video sogar noch kürzer sein - dann können die Lernenden es auch mehrfach ansehen, wenn ihnen das hilfreich erscheint.

Übung ergänzen: Ergänzen Sie das Video mit einer Aufgabe, die sich nur lösen lässt, wenn man es angesehen hat. Das erhöht die Motivation zum Anschauen und verbessert das Verständnis. Multiple-Choice-Fragen, leichte offene Fragen oder Aufgaben tragen dazu bei, etwa „Versuche den Inhalt des Videos in drei Sätzen zusammenzufassen.” oder „Erstelle eine Gliederung des Videos mit wenigen Spiegelstrichen.” In Naturwissenschaften und Sprachen eigenen sich je nach Video auch einfache Rechenaufgaben oder Grammatikübungen.

Nicht „ausflippen”: Die große Stärke der Unterrichtsmethode liegt darin, Zeit für individuelle Betreuung zu schaffen. „Flipped Classroom” eignet sich aber nicht als Grundlage für Ihren kompletten Unterricht. Entscheiden Sie, wann der Einsatz passt und wann ein Methodenwechsel mehr Sinn macht.

Mini-Workshop: So legen Sie sofort los!

Sie finden „Flipped Classroom” interessant? Dann zögern Sie nicht. Mit diesem Mini-Workshop legen Sie sofort los. Das Ziel ist nicht die perfekte Stunde, sondern einfach, die Methode einmal auszuprobieren. Sie brauchen dafür nicht mehr Zeit als für eine normale Stundenvorbereitung.

  1. Recherche: Suchen Sie nach einem kurzen Video, das zu einer der nächsten Unterrichtsstunden passt. Unser Tipp: Schauen Sie mal in der mebis Mediathek nach. Dort finden Sie unter mebis Tube selbst gemachte Erklärvideos von bayerischen Lehrkräften. Andere gute Quellen sind Mundo oder die Mediatheken von ARD und ZDF. Dort finden Sie beispielsweise die gut gemachten Videos aus der Reihe musstewissen.

  2. Video-Link: Entscheiden Sie, wie Sie Ihrer Klasse das Video zur Verfügung stellen. Wenn Sie es per E-Mail oder Chat weiterleiten, können Sie die URL direkt verwenden. Wenn Sie die URL an die Tafel schreiben, empfiehlt sich ein Link-Shortener wie Kurzlinks.

  3. Begleitaufgaben: Erstellen Sie eine oder wenige kurze Aufgaben. Hier empfehlen wir Ihnen, selbst etwas zu erstellen, das zum Video passt und in kurzer Zeit ohne große Mühe bearbeitet werden kann. Ganz simpel wäre zum Beispiel: „Was sind für dich die drei wichtigsten Dinge, die du im Video erfahren hast?” Geben Sie die Aufgabe(n) zusammen mit dem Video-Link an die Klasse weiter.

  4. Übungsaufgaben: Suchen Sie genügend Aufgaben heraus, die die Lernenden in der nächsten Unterrichtsstunde bearbeiten sollen. Optimalerweise sind das Aufgaben mit unterschiedlichen Schwierigkeitsleveln. Überlegen Sie, welche Hilfestellungen Sie den Schülerinnen und Schüler zusätzlich zu den Aufgaben geben könnten.

Übrigens: Wussten Sie schon, dass sie gestufte Hilfestellungen zu Aufgaben auch in Kursen der mebis Lernplattform erstellen können?

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