Werte - Der „Kitt” für die Gesellschaft
Was ist mir persönlich wichtig? Was für ein Mensch möchte ich sein? In was für einer Gesellschaft möchte ich leben? Wer sich unter anderem diese Fragen stellt und sein Leben nach den Antworten darauf ausrichtet, gilt als „werteorientiert“.
Werte sind somit in einer Gesellschaft mit freiheitlich-demokratischer Grundordnung zunächst etwas Persönliches, sie sind frei wählbar. Verhaltenswirksam werden sie in erster Linie in gesellschaftlichen Normen. In Gesetzestexten sind sie in Verbindlichkeit gegossen (vgl. Gebel/Wütscher 2015, S. 7f.). Auch sind sie der Zeit unterworfen. Gerade in Phasen starker gesellschaftlicher Veränderungen, wie sie im Zuge der digitalen Transformation auftreten, werden sie immer wieder auf den Prüfstand gestellt. Ihre individuelle sowie gesellschaftliche Rangordnung wandelt sich mit, genauso wie die Interpretation einzelner Werte. Maßgebliche Umwälzungen im 19. Jahrhundert haben den Wertebegriff an sich überhaupt erst hervorgebracht, „in einer Zeit, als […] das alteuropäische Gefüge des Denkens, Glaubens und Fühlens auseinanderbrach“ (Sommer 2016, S. 83). Dies ging einher mit einer Verschiebung gesellschaftlicher Prämissen in Richtung Individualität und Liberalismus. So verändern sich Werte und ihre Bedeutung stetig, sie konkurrieren oft miteinander oder verhalten sich zueinander konträr.
Umso wichtiger ist es, dass man sich auf Werte verständigt, die einer freiheitlichen Gesellschaft als Grundpfeiler dienen. Aber nicht, weil man zufällig dieselben Werte vertritt oder auf sozialen oder politischen Druck hin vertreten muss, sondern weil Einigkeit darüber besteht, dass unterschiedliche Werthaltungen nebeneinander bestehen können, solange gewisse Grundwerte, beispielsweise des Friedens, der Sicherheit und der freien Meinungsäußerung, geteilt werden. Nur so erfüllen Werte das ihnen zugeschriebene Potenzial, als „Kitt einer Gesellschaft“ zu fungieren.