Audioproduktion im Unterricht anleiten, begleiten und bewerten
Hier finden Sie wichtige Hinweise und Praxisimpulse, wie Sie Lernende anleiten, bei der Erstellung eines Audioprodukts begleiten und das Produkt bewerten können.
Als nächste Unterrichtssequenz steht die Behandlung einer Klassenlektüre an? Besonders für leseschwache Lernende ist das Lesen eines Ganztexts häufig mit großer Überwindung verbunden, weil sie durch Schwierigkeiten beim sinnentnehmenden Lesen und eine geringere Lesegeschwindigkeit oftmals den Anschluss an die Klasse verlieren. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, wie durch die Methode des begleitenden Lautlesens mittels Audioaufnahmen die Lesefreude aller Lernenden, der leseschwachen und auch der lesestarken, gesteigert werden kann.
„An meiner Schule in Abensberg wurde das bundesweit ausgezeichnete INSL-Konzept zur Sprach- und Leseförderung im Unterricht aller Fächer entwickelt. Daher wird dieses Thema selbstverständlich bei uns sehr hoch gehalten. Klar, dass ich da auch im Deutschunterricht meinen Beitrag leiste und alle Möglichkeiten ausschöpfe. Der Einsatz digitaler Medien ist hierbei äußerst gewinnbringend. Für meine Schülerinnen und Schüler war es sehr motivierend, sich durch Hörbeiträge beteiligen und andere damit unterstützen zu können.“
Corinna, Realschule Abensberg
Das Lesen eines dickeren Buches bzw. längeren Textes birgt für leseschwache Schülerinnen und Schüler häufig ungeahnte Hürden: Bedingt durch die mit dem Lesen einer Klassenlektüre verbundenen Aussicht, entweder sehr viel mehr Zeit als ihre Mitlernenden investieren zu müssen oder den Anschluss recht bald zu verlieren, fehlt ihnen oft die Motivation, weiterzulesen und voranzukommen. In der Folge hinken sie auch mit der Bearbeitung eines geforderten Leseportfolios hinterher. Umgekehrt ist bei literaturinteressierten Schülerinnen und Schüler oftmals der Wunsch gegeben, den Lesefluss nicht durch begrenzte Leseaufträge unterbrechen zu müssen, denn häufig wollen sie wissen, wie es weitergeht und vorauslesen.
Hörbeiträge einzelner Kapitel, die freiwillig von Lesestärkeren für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler produziert werden, können in diesem Zusammenhang Abhilfe schaffen. Bei den Viellesern sorgen sie für Abwechslung und mit Blick auf die Unterstützung, die sie ihren Mitschülern und Mitschülerinnen zukommen lassen können, für ein wachsendes Verantwortungsbewusstsein. Für die leseschwächeren Lernenden wird dagegen durch die zusätzliche Audiounterstützung zum einen der Leseanteil reduziert und das „Durchhalten“ bis zum nächsten Hörabschnitt erscheint nicht so lange. Zum anderen bleiben sie auf diese Weise nicht zurück und es wird gewährleistet, dass sie den Lektüreunterricht ebenfalls durch gewinnbringende Beiträge bereichern können.
Dieses Unterrichtsbeispiel ist für die Inhalte des Lehrplans Deutsch der Realschule (D6 Lernbereich 2.2 Literarische Texte verstehen und nutzen) konzipiert, kann aber auch an anderen Schularten und im Fremdsprachenunterricht zur Arbeit mit literarischen Texten verwendet werden.
Während der Behandlung einer Klassenlektüre kann ein Großteil des Lesens zu Hause, in Form von zeitlich abgegrenzten Leseaufträgen (z. B. kapitelweise, Seite X bis Y, ...) erfolgen. Der Unterricht wird vornehmlich dazu genutzt, die Inhalte der Lektüre zu besprechen und durch geeignete Aufgaben in Form eines Leseportfolios zu vertiefen.
Eine Form der Differenzierung stellen Audiobeiträge dar. Von den (lesestärkeren) Lernenden werden Kapitel aus der Lektüre für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler eingesprochen. Dazu signalisieren Schülerinnen und Schüler, die eigenständig schon etwas voraus lesen wollen, ihre Bereitschaft, einen zuvor festgelegten Abschnitt als kleines Hörspiel aufzunehmen.
Die Aufnahmen werden der Klasse z. B. über eine Lernplattform zur Verfügung gestellt. Die Lehrkraft entscheidet, ob die Hörspielautorinnen- und autoren ihren Beitrag selbsttätig hochladen dürfen, oder ob der jeweilige Audiobeitrag zuvor möglicherweise einer Qualitätsprüfung unterzogen werden soll. Im zweiten Fall lädt die Lehrkraft im Anschluss an die Prüfung die entsprechende Datei hoch.
Die von den Freiwilligen produzierten Hörspiele schaffen Entlastung: Durch die Möglichkeit des „simultanen Lesens und Hörens“ (Vgl. S. Gailberger, S. 201) können die Schülerinnen und Schüler die „aufgesparte“ Zeit in die Bearbeitung der Portfolioaufgaben investieren.
Für die Aufnahme der Audiobeiträge genügt die standardmäßige Anwendung zur Sprachaufnahme auf dem digitalen Endgerät. Kleinere Bearbeitungen (Schnitt etc.) können auch hier vorgenommen werden.
Es darf kein ausgereiftes Hörspiel mit musikalischer Untermalung etc. erwartet werden, vielmehr geht es um eine „einfache“, aber gelungene Vertonung des lauten Vorlesens zur Unterstützung des Mitlesens während der Lektürearbeit.
Technisch versierten Schülerinnen und Schülern ist selbstverständlich eine weitere Ausgestaltung ihres Audiobeitrags gestattet.
In Bezug auf die hier beschriebene Vorgehensweise erscheint es nicht zielführend, das gesamte Buch zu vertonen, sondern lediglich gelegentlich eine Passage, sodass im Wechsel gelesen und gehört werden kann und ein Fortschreiten im Textverlauf auch für leseschwächere Schüler und Schülerinnen leichter möglich ist.
Auch leseschwachen Lernenden sollte natürlich die freiwillige Möglichkeit einer Audioaufnahme eingeräumt werden. Hier empfiehlt es sich, den Hörbeitrag vor einer Veröffentlichung auf der Lernplattform in jedem Fall auf seine Qualität hin zu überprüfen. Gegebenenfalls wird die Aufnahme (beispielsweise bei mangelhafter Qualität des Lesevortrags) nicht für alle verfügbar gemacht, der oder die Lernende erhält jedoch zur Belohnung seiner Anstrengungen ein individuelles Feedback.
Materialien zur Förderung der Lesekompetenz: https://www.lesen.bayern.de/materialien/good-practice-projekte/
Steffen, Gailberger (2013). Zur Wirkung von lektürebegleitenden Hörbüchern und Lesebewusstmachungsstrategien. Weinheim u.a.: Beltz Juventa.
Hier finden Sie wichtige Hinweise und Praxisimpulse, wie Sie Lernende anleiten, bei der Erstellung eines Audioprodukts begleiten und das Produkt bewerten können.
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