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Modul 1 - Einführung einer Professionellen Lerngemeinschaft

Ziel des Moduls

Mit Hilfe dieses Moduls verschaffen Sie sich einen Überblick über die Form der Zusammenarbeit in einer Professionellen Lerngemeinschaft an Ihrer Schule.

Definition einer Professionellen Lerngemeinschaft

Professionelle Lerngemeinschaften sind "[...] Gruppen von Spezialisten mit Expertise in ihrer Profession und der Notwendigkeit, diese ständig zu aktualisieren und zu erweitern. Ihre systematische Kooperation führt zur Entwicklung von neuem Wissen, das geteilt und in die Ausübung der Profession eingebracht wird.“ (Huber & Hader-Popp 2008, S.33). Professionelle Lerngemeinschaften weisen folgende Merkmale auf:

• Kooperation im Sinne von Wissen teilen und gemeinsam neues Wissen generieren

• Themenbezogene Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum

• Rückbezug zur Ausübung der eigenen Profession

• Gegenseitige Unterstützung, Hilfe und Verantwortungsübernahme

Charta der Lerngemeinschaft

In einer Charta sind gemeinsame Grundsätze und sowie konkrete Selbstverpflichtungen niedergelegt. Die Einigung auf eine gemeinsame Charta führt zum einen zu einem besseren Arbeitsklima in einer Lerngemeinschaft und zum anderen werden dadurch klare Ziele und Wege, um diese Ziele zu erreichen, fomuliert.

  1. Die Lerngemeinschaft entwickelt gemeinsame professionelle Werte und Normen.

  2. Die Lerngemeinschaft legt einen klaren und konsistenten Fokus auf student learning, d. h. Lernprozesse und Lernergebnisse von Schülerinnen und Schülern.

  3. Die Lerngemeinschaft führt einen reflexiven Dialog über Lehren und Lernen (Erproben und Bewerten von neuen Ideen und Handlungen). Was bedeuten die Normen für uns?

  4. Die Lerngemeinschaft „deprivatisiert“ ihren Unterricht (Teilen von professionellen Erfahrungen und von Wissen).

  5. Die Lerngemeinschaft konstruiert ihr Wissen gemeinsam. Wenn eine Person etwas lernt, ist das Wissen Teil der Lerngemeinschaft.

  6. Die Lerngemeinschaft besteht fort. Was wollen wir als Lerngemeinschaft?

Mögliche Aufgabe

Einigen Sie sich auf eine gemeinsame Charta.

Take Home Message I:

Unsere Lerngemeinschaft besteht aus Individuen, die ihren eigenen Blickwinkel in die Lerngemeinschaft einbringen. Wir gehen respektvoll miteinander um und verstehen uns als Expertinnen und Experten auf Augenhöhe. Unser Kommunikationsraum ist ein sicherer Raum.

Take Home Message II:

Unsere Lerngemeinschaft zieht an einem Strang. Dazu benötigen wir gemeinsame Werte und Normen. Wir wissen, wo unsere Schule steht und teilen eine gemeinsame Vision. So können wir herausfinden, was noch fehlt, um der Vision Schritt für Schritt näherzukommen.

Acht Schritte einer Professionellen Lerngemeinschaft

Der Gründungsprozesse einer Professionellen Lerngemeinschaft lässt sich in folgenden acht Schritten darstellen:

  1. Organisatorische Rahmenbedingungen
    Frequenz und Dauer der Zusammenkünfte, Teilnehmerkreis, arbeitserleichternde Maßnahmen

  2. Rollenklärung
    Leitung der Lerngemeinschaft, Aufgabenteilung

  3. Werte und Normen
    Einigung auf eine gemeinsame Charta, Akzeptanz von „Sharing is Caring“ (siehe Modul 5)

  4. Zieldefinition/Bedarfsanalyse
    Definition der erwünschten Ziele der gemeinsamen Unterrichtsentwicklung, Erarbeitung einer gemeinsamen Zukunftsvision

  5. Unterrichtshandeln analysieren
    Hinterfragen der eigenen Vorgehensweisen hinsichtlich Konzeptorientierung (siehe Modul 3) und kognitiver Aktivierung (siehe Modul 4)

  6. Lehre deprivatisieren
    Teilen und gemeinsame Reflexion als Grundsatz verstehen und die Vorteile nutzen – (siehe Modul 5. Sharing is Caring)

  7. Reflektierender Dialog über Lehren und Lernen
    Überprüfung der erreichten Ziele

  8. Zusammenarbeit/Kooperation
    Konservierung bzw. Weitergabe des erreichten Fortschritts innerhalb der Schulgemeinschaft

Womit beschäftigt sich eine Lerngemeinschaft?

Eine Lerngemeinschaft lebt vom Commitment ihrer Mitglieder. Dazu ist es hilfreich, wenn die Verantwortlichkeiten auf Einzelpersonen verteilt werden. Auch ist es hilfreich, sich auf Maßnahmen zu einigen, welche die Einhaltung der Verantwortlichkeiten gewährleisten. Es ist sinnvoll, die Verantwortlichkeiten anhand der Stärken und Schwächen jedes Mitglieds der Lerngemeinschaft zu verteilen.

Mögliche Aufgabe

Klären Sie zu Beginn gemeinsam:  

  • Welche Personen übernehmen verwalterische / organisatorische Aufgaben?

  • Welche Personen überwachen die Einhaltung von Zielen?

  • Welche Personen kümmern sich um die Aufbewahrung von entstandenen Materialien?

  • Welche Personen führen Maßnahmen zur Fortbildung des Kollegiums durch?

  • Welche Personen kümmern sich um eine Revision des Medienkonzepts?

Dabei könnten folgende Fragen als Grundlage verwendet werden:

  • Welche konkreten Ziele nehmen wir uns für dieses Schuljahr vor? (z. B. Wir möchten uns alle 6 Wochen treffen; wir möchte die Unterrichtssequenz/-stunden zu xy weiterentwickeln)

  • Welche Unterrichtsmaterialien/Stundenentwürfe stehen uns als Ausgangspunkt zur Verfügung?

  • Wann sollen mögliche Weiterbildungsmaßnahmen für die Lerngemeinschaft stattfinden?

  • Welche Punkte aus dem Medienkonzept möchten wir umsetzen/weiterentwickeln?

  • Welche Erkenntnisse der Lerngemeinschaft werden wie wem kommuniziert?

  • Wer übernimmt Verantwortung für die Erreichung der jeweiligen Ziele?

Diese Fragen sind allesamt Vorschläge und beliebig kürz- und erweiterbar.

Umsetzung von Professionellen Lerngemeinschaften in der Praxis

Für ein gutes Gelingen sind günstige Rahmenbedingungen zwingend erforderlich. Die Lerngemeinschaft ist auf die Unterstützung der Schulleitung angewiesen. Neben den nötigen zeitlichen und räumlichen Ressourcen für die Zusammenarbeit müssen auch organisatorische Voraussetzungen geschaffen werden: z. B. die Mitglieder der Lerngemeinschaft in den entsprechenden Fächern/Jahrgangsstufen bei der Unterrichtsverteilung einzusetzen, gemeinsame Besprechungsstunde im Stundenplan integrieren.

  • der Schulart (Jahrgangsstufenteams Mittelschule, Fachschaften Gymnasium und Realschule)

  • dem Wissenstand der teilnehmenden Kollegen: Notwendigkeit der Erarbeitung der Inhalte der Module 2 bis 6 überprüfen

  • den gewünschten Zielen (Umfang der zu überarbeitenden Unterrichtseinheiten/Jahrgangsstufen)

  • der vorhandenen digitalen Ausstattung an der Schule (1:1 Ausstattung vs. Medienraumnutzung)

  • der Unterstützung durch Sachaufwandsträger und Systembetreuung – Beschaffung weiterer Ressourcen, Erprobung neuer Ausstattung

  • der Größe der Lerngemeinschaft - Benennung einer koordinierenden Person notwendig (z. B. Fachschaftsleitung)

Take Home Message III

Die Professionelle Lerngemeinschaft definiert ihre Aufgaben selbst, einigt sich auf eine praktikable Form der Zusammenarbeit innerhalb der Schule sowie der dazugehörenden Normen und Werte. Sobald die Aufgaben und Ziele und die benötigten Unterstützungsmaßnahmen identifiziert sind, kann die Unterrichtsentwicklung starten. Hilfestellungen bieten die Module 2 bis 7.

Das Materialpaket „DigitUS. MINT-Unterricht gemeinsam gestalten” von Birgit Brandstetter, Andrea Ludwig, Sebastian Schnurrenberger, Monika Simm, Markus Teubner und Isabel Zengerle, ist eine Bearbeitung des Dokuments: „DigitUS Material. Handreichung für DigitUS-Multiplikatorinnen und Multiplikatoren“, erstellt von den Beteiligten im Projekt DigitUS und lizenziert als CC BY-SA 4.0. Hinweis: Die Logos von DigitUS und seiner Projektpartner sind urheberrechtlich geschützt. Sie sind im Fall einer Bearbeitung des Materials zu entfernen. „DigitUS. MINT-Unterricht gemeinsam gestalten” steht, sofern nicht anders angegeben, ebenfalls unter CC BY-SA 4.0.

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