Zu Inhalt springen Zu Fußbereich springen

Anforderungen an die Klassenführung

Einbettung ins Qualitätstableu

Was versteht man unter Klassenführung?

Erfolgreiche Klassenführung bedeutet, den Unterricht so zu steuern, dass wenige Störungen auftreten, Unterrichtszeit effektiv genutzt wird und ein positives Lernklima herrscht, welches auf einer vertrauensvollen und wertschätzenden Beziehung zwischen der Lehrkraft und ihren Schülerinnen und Schülern aufbaut. Lernwirksame Klassenführung ist gekennzeichnet durch folgende Anforderungen (Facetten):

Für den Unterricht ist an der Schule ein Verhaltensrahmen vorhanden, den alle kennen, der präventiv wirkt und der gleichzeitig hilft, Störungen umgehend zu beheben. Das Ziel ist nicht eine komplette Störungsfreiheit. Die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler sowie deren Fokus auf das Lernen sollen aber – je nach Schülergruppe – bestmöglich gewährleistet sein. Störungen sind erkennbare Beeinträchtigungen des Unterrichts, die durch Abweichungen von Regeln entstehen. Bei Bedarf wird auf diese Regeln in wirkungsvoller Weise Bezug genommen. Dieser Bedarf orientiert sich an der Frage, ob Schülerinnen und Schüler sich selbst oder/und andere in ihrem Lernprozess behindern.

Der zeitliche Rahmen, der dem Unterricht zugeordnet ist, wird unter quantitativen (1.2.1, 1.2.2) und qualitativen Aspekten (1.2.3, 1.2.4) so genutzt, dass für Lernprozesse möglichst viel Zeit zur Verfügung steht. Somit wird der Unterricht einerseits umsichtig geplant und routiniert durchgeführt, andererseits sind Methodeneinsatz, Arbeitsformen und Abläufe bei wechselnden Lernaktivitäten (z. B. im Rahmen von schulinternen Curricula) im Sinne der Zeiteffizienz eingeübt.

Der Unterricht ist durch ein zugewandtes Miteinander gekennzeichnet, das jeden einzelnen Lernenden wertschätzt und eine möglichst angstfreie Lernumgebung unterstützt. Die Lehrkraft ist an der Entwicklung jeder Schülerin und jeden Schülers interessiert und es ist ihr ein Anliegen, die sozial-emotionalen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zu berücksichtigen. Dies befördert einen konstruktiven Lernprozess im Sinne der Kompetenzerweiterung.

Funktionen für das Lernen

Worum geht es?

Eine effektive Klassenführung bleibt auch im technologiegestützten Unterricht von zentraler Bedeutung und sollte nicht als Selbstzweck betrachtet werden. Vielmehr ist sie eine wesentliche Voraussetzung, um anspruchsvollen Unterricht erfolgreich zu gestalten. Kompetente Klassenführung umfasst sowohl die Minimierung von Störungen während des Unterrichts als auch die schnelle Reaktion auf auftretende Störungen. Darüber hinaus ist es wichtig, eine strukturierte Lernumgebung zu schaffen, die die Schülerinnen und Schüler motiviert, sich über längere Zeiträume intensiv mit den Lernaktivitäten auseinanderzusetzen.

Mit dem Einsatz digitaler Endgeräte entstehen jedoch neue Störungsquellen, die sowohl Disziplinprobleme als auch technische Schwierigkeiten umfassen (Brünig/Saum: Klassenführung). Auch die empfundene Herausforderung für einzelne Lehrkräfte kann dazu führen, dass die Klassenführung leidet. Nach Brünig und Saum gefährden folgende Punkte die Reibungslosigkeit bei der Arbeit:

Herausforderungen nach Brünig und Saum

Wissenschaftlich gesichert ist, dass Lehrkräfte, die durch die Klassenführung bereits belastet sind, durch den Einsatz digitaler Endgeräte zusätzlich herausgefordert werden. Dies hat folgende Konsequenzen: a. Lehrkräfte, die bei der Nutzung technischer Geräte Handlungsunsicherheiten zeigen und dabei ihren Unmut offenbaren, wirken weniger kompetent, auch wenn sie fachlich sehr versiert sind. Dies schwächt ihre Autorität. b. Die Lehrkraft selbst kann durch die Nutzung von Apps, Beamer, Tablet und Schülerendgeräten abgelenkt werden, was den störungsfreien Unterricht beeinträchtigt.

Schülerinnen und Schüler interagieren in ihrer Freizeit häufig mit Endgeräten: Sie empfangen und beantworten Nachrichten, schauen Filme und kommentieren Inhalte, meist ohne äußere Steuerung. Diese Angebote sind darauf ausgelegt, die Aufmerksamkeit möglichst lange zu binden. Im Unterricht muss dieses Verhalten gezielt angesprochen werden. Der Einsatz digitaler Endgeräte erfordert feste Regeln und Routinen sowie eventuell technische Unterstützung, um dem Ablenkungspotenzial zu begegnen.

Technische Schwierigkeiten bei den Lehrergeräten sowie den Endgeräten der Schülerinnen und Schüler können den Unterrichtsfluss stören. Es ist notwendig, souverän damit umzugehen. Je mehr Unterrichtszeit auf die Behebung störender Aktivitäten verwendet wird, desto weniger Zeit bleibt für aktives Lernen.

Anpassung der Klassenführung an die 1:1-Ausstattung

Beobachtbare Indikatoren der Klassenführung

Um genauer zu erläutern, welche Chancen aber auch Herausforderungen beim Einsatz digitaler Medien im Bereich der Klassenführung zu beachten sind, ist es sinnvoll zu betrachten, woran man eine erfolgreiche Klassenführung im digital unterstützen Unterricht erkennt. Diese Indikatoren aus den Anforderungen einer lernwirksamen Klassenführung unterscheiden sich nicht vom analogen Unterricht. Unter dem Blickwinkel des Einsatzes digitale Medien zu betrachtet, entstehen jedoch folgende neue Herausforderungen, um diese Anforderungen zu erreichen.

Dazu ein Beispiel:

Auf Störungen wird angemessen reagiert

In der 1:1-Ausstattung treten neben alltäglichen Störungen auch andere Arten von Problemen auf, die unter Umständen über die Unterrichtszeit hinaus gelöst werden müssen (z. B. technische Schwierigkeiten oder pädagogische Störungen wie die Verletzung von Persönlichkeitsrechten). Die Lösung solcher Probleme erfordert oft schulinterne Unterstützungssysteme und die Einbindung der Erziehungsberechtigten. Wie im analogen Unterricht ist auch hier eine angemessene Reaktion auf Störungen notwendig.

Diese Reaktion wird in den Erläuterungen zum bayerischen Qualitätstableau wie folgt beschrieben: angemessene Interventionsformen: sofort und kleinstmöglich (möglichst nonverbal, ggf. direkte Ansprache, notfalls Konsequenz), altersgerecht, verhältnismäßig

Das 1:1-Setting erfordert, für diese neue Art der Störungen adäquate Reaktionen zu gemeinsam entwickeln.

  • Der Unterricht wird durch Störungen nicht beeinträchtigt

    Fokus auf die SuS: möglichst alle SuS sind erkennbar mit Lerninhalten beschäftigt, SuS beschäftigen sich nicht unterrichtsfremd, auftretende Lernhindernisse werden beseitigt

    Angemessene Interventionsformen: regelbezogen, nachvollziehbar, einheitlich oder gemäß individuell vereinbarter Regeln (z. B. in FöS); auf Klassen- oder Schulebene (Themenwoche, Monatsmotto etc.)

    Angemessene Interventionsformen: sofort und kleinstmöglich (möglichst nonverbal, ggf. direkte Ansprache, notfalls Konsequenz), altersgerecht, verhältnismäßig

    Interventionen führen umgehend zu erkennbaren Verhaltensänderungen (Beendigung des störenden Verhaltens, Aufmerksamkeit, Mitarbeit)

  • Die Lernzeit wird effizient genutzt

    Fokus auf die SuS: möglichst alle SuS sind erkennbar mit Lerninhalten beschäftigt, SuS beschäftigen sich nicht unterrichtsfremd, auftretende Lernhindernisse werden beseitigt

    Vorhandener Zeitrahmen wird voll ausgefüllt, angemessenes Unterrichtstempo, nachvollziehbare Zeitvorgaben

    Lernorganisation: Standardabläufe sind eingeübt, Übergänge erfolgen flüssig. Die SuS können ohne nachgeschobene Erläuterungen arbeiten, Anstrengungsbereitschaft, Aufmerksamkeit und Konzentration bei den SuS erkennbar

    Unterrichtsmittel: vorbereitet, funktionsfähig, ausreichender Umfang, am geeigneten Ort übersichtlich angeboten

Gelingensbedingungen für diese Arbeitsweise

Wann funktioniert es und wann nicht?

Brünig und Saum zeigt:

Erfolgreiche Klassenführung ist nicht ausschließlich das Resultat des Handelns der Lehrkräfte im Unterricht. Sie entfaltet sich vielmehr innerhalb einer Schule, die sich der wechselseitigen Beziehung zwischen Klassenführung und Schulmanagement bewusst ist. Die Schulleitung spielt dabei eine entscheidende Rolle, indem sie spezifische Maßnahmen initiiert und koordiniert, die die Klassenführung unterstützen.

Um die Klassenführung effektiv an die sich ständig verändernden Rahmenbedingungen anzupassen, ist es einerseits unerlässlich, schulweite Absprachen zu treffen und förderliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Diese bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Unterrichtsentwicklung und umfassen unter anderem:

  • Gemeinsame Absprachen zum Umgang mit technischen Geräten: Einheitliche Regeln und Erwartungen fördern ein reibungsloses und effektives Arbeiten.

  • Festgelegte Ansprechpersonen für technischen Support: Klare Ansprechpartner für Lehrkräfte und Lernende gewährleisten eine schnelle Hilfe bei technischen Schwierigkeiten.

  • Eine stabile technische Infrastruktur: Zuverlässige Technik ist fundamental, um eine störungsfreie Lernumgebung zu schaffen.

  • Einarbeitungskonzepte für Lernende: Durch gezielte Schulungen wird sichergestellt, dass alle Schülerinnen und Schüler die erforderlichen Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Medien erwerben.

  • Absprachen zum Workflow: Geregelte Abläufe und Kommunikationswege optimieren die Zusammenarbeit im Unterricht.

Andererseits ergeben sich aus den veränderten Anforderungen an die einzelne Lehrkraft im Bereich der Klassenführung zahlreiche Bereiche (Materialien bereitstellen, Workflow mit den Lernenden einüben etc.), in denen sie verschiedene Fertigkeiten, Fähigkeiten sowie Einstellungen und Wissen erwerben müssen und dabei Unterstützung benötigen. Diese Unterstützung sollte den Lehrkräften möglichst frühzeitig in geeigneten Fortbildungsformaten vermittelt werden.

  1. Kenntnis über unterrichtliche Vereinbarungen, beispielsweise Leitlinien zur einheitlichen Nutzung von Lernumgebungen oder digitalen Heften.

  2. Wissen, das Lehrergerät und die Technik im Klassenzimmer sicher zu handhaben.

  3. Fertigkeit, den Workflow anzupassen: Beginnend bei der Verteilung von Lernmaterialien, dem Bearbeiten und Einreichen von Aufgaben sowie der Überprüfung von Lernständen inklusive der Möglichkeit, Feedback zu geben.

  4. Fertigkeit, ein digitales Heft auf reflektierte Weise zu nutzen.

  5. Fertigkeit, bestehende Unterrichtsmaterialien anzupassen und digital zu erweitern.

  6. Fertigkeit, Kommunikationsmittel zur Unterstützung des Lernprozesses einzusetzen.

  7. Fertigkeit, Strukturen kollegialer Zusammenarbeit zu nutzen.

Zu Seitenstart springen Über mebis