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Challenges im Internet

Möchten Sie Challenges in Ihrem Unterricht einsetzen?

Hier erfahren Sie wesentliche Aspekte des Phänomens und erhalten das nötige Hintergrundwissen. Praktische Beispiele zeigen, wie Sie Challenges in Ihrem Unterricht thematisieren und umsetzen können.

Klärung des Begriffs

Eine Challenge ist eine Herausforderung oder Mutprobe im Internet. Über Messenger Dienste oder auf Social Media Plattformen stellen sich Jugendliche Aufgaben und dokumentieren diese durch das „Öffentlich machen" ihres Beitrages oder auch durch das „Liken“ anderer Beiträge. Am Ende steht in der Regel die Aufforderung, andere zu nominieren, sodass sich Challenges rasch verbreiten (vgl. Klicksafe, 2022). Die wichtigsten Social-Media-Plattformen für Schülerinnen und Schüler sind hier WhatsApp, Instagram, YouTube und TikTok (vgl. JIM Studie, 2022).

Es gibt unterschiedliche Typen von Challenges (vgl. Klicksafe, 2022): Geschicklichkeitsaufgaben (z. B. Bottle Flip Challenge, Bottle Cap Challenge), Fitnessübungen (z. B. Plank Challenge), prosoziale Aufgaben (z. B. Doing Good – Challenge), aber auch gefährliche (z. B. Bird Box Challenge) bis hin zu gesundheitsgefährdende Typen (z. B. Tide Pod Challenge).

Faszination von Challenges

Challenges knüpfen an die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler an, denn junge Menschen sind täglich in den sozialen Medien (z. B. TikTok, Instagram) unterwegs. Als Motive für die Nutzung sozialer Plattformen nennen die Jugendlichen häufig Langeweile, Unterhaltung und Spaß sowie den Wunsch, eigene Beiträge zu posten (vgl. JIM Studie, 2021). Ihrem Bedürfnis nach Selbstverwirklichung kommen Challenges insofern entgegen, da sie Neugierde wecken, etwas Neues auszuprobieren. Besonders riskante Herausforderungen gelten als spannend und lassen sich durch das entwicklungsbedingte Risikoverhalten von Jugendlichen erklären (vgl. BZKJ, 2019).

  • © istock.com/Turn around around

    Challenges bieten die Möglichkeit, sich innerhalb der Peergroup zu beweisen und so Aufmerksamkeit und Akzeptanz zu generieren sowie sich von den Eltern abzugrenzen und eigene Räume zu entdecken. Es geht um Anerkennung mittels „Likes“, um direktes Feedback sowie um das sich Messen unter Peers, beispielsweise durch die Nominierung Anderer (vgl. Beck, 2022).

Risiken von Challenges

Der Wunsch nach sozialer Anerkennung kann Jugendliche unter großen Druck setzen. Durch den Aufforderungscharakter von Challenges, beispielsweise sich darzustellen, sich und andere zu bewerten oder auch andere zu nominieren, wird Gruppendruck erzeugt. Dies kann zu einem Mitmachzwang führen (vgl. Jugendschutz, 2023). Richtig problematisch werden Challenges, wenn eigene Ängste überschritten werden und sich die Jugendlichen physischer Gefahr aussetzen. So gibt es Challenges, bei denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu riskantem Verhalten mit Körperverletzung aufgefordert werden, die gesundheitliche Schäden zur Folge haben können (z. B. Cinnamon Challenge). Andere wiederum sind so gefährlich, dass sie sogar zum Tod oder auch Suizid führen können (vgl. Klicksafe, 2020).

Neben Risiken, die die Jugendlichen selbst betreffen, können Challenges auch Folgen für die Gesellschaft haben. So gibt es Challenges, bei denen beispielsweise fremdes Eigentum zerstört werden soll und zur Begehung von Straftaten aufgefordert wird (vgl. May, 2021).

Umsetzung, Beispiele und Checkliste

Das Potential des Einsatzes von Challenges in der Schule ist, durch gezielte aktive, kreative und produktive Medienarbeit die Medienkompetenz der Lernenden zu schulen und Jugendliche zu einer Reflexion des eigenen Handelns anzuregen. Challenges ermöglichen den Schülerinnen und Schülern die Teilnahme unabhängig von Raum (Schule, zu Hause, bei Freunden) und Zeit.

  • © istock.com/Feodora Chiosea

    Sie können insbesondere durch den Vergleich mit anderen motivierend wirken und Eigeninitiative und -verantwortung, Selbst-, Projekt- und Gruppenmanagement, digitale Fertigkeiten sowie Team- und Medienkompetenzen fördern (vgl. Leikhof, 2022).

Darüber hinaus können sie zur Stärkung sozialer und ökologischer Verantwortung beitragen, zur kritischen Nutzung von Technologien anregen und helfen, Kinder und Jugendliche zu mündigen Bürgern zu erziehen (vgl. Schön, 2022). Challenges, denen man sich innerhalb einer Gruppe stellt, sind zudem gewinnbringend für das soziale Miteinander und fördern beispielsweise adäquates Kommunizieren, gegenseitige Absprachen und Hilfestellungen.

Der Mehrwert von Challenges im Unterricht und in der Schule zeigt sich vor allem im Bereich der produktiven und kreativen Auseinandersetzung mit Inhalten und Produkten. Schülerinnen und Schüler können sich bei Challenges sowohl mit dem Inhalt eines Themas als auch mit dessen Darstellungs- und Gestaltungstechniken beschäftigen und so verschiedene Medienkompetenzen (vgl. Kompetenzrahmen zur Medienbildung) fördern. Am Ende einer Challenge steht eine Form von Veröffentlichung und Bewertung, wie beispielsweise ein Online-Voting, eine Umfrage oder eine Abstimmung unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Umsetzung von Challenges in der Schule

Grundsätzlich können Challenges im Unterricht auf verschiedene Art und Weise thematisiert bzw. aufgegriffen werden:

  • Challenges als eigenständiges Thema im Unterricht ist fach-, stunden- und lehrkraftunabhängig.

  • Es gibt ausgearbeitete Unterrichtsstunden inklusive Ablaufplan und Arbeitsmaterial zum Thema Challenges (vgl. Klicksafe, 2022), welches bei einer 1:1-Ausstattung digital bearbeitet werden kann. Im Vordergrund steht hierbei, das Thema der Challenge umfassend zu beleuchten und den Schülerinnen und Schülern einen knappen Überblick über mögliche Gefahren und den Mehrwert zu geben.

  • An einer Challenge kann man mit einzelnen Klassen, Jahrgangsstufen oder als ganze Schule teilnehmen.

  • Es gibt Challenges, die an ein bestimmtes Fach gebunden sind und auch solche, die fachunabhängig und jahrgangsstufenunabhängig durchgeführt werden können. Dabei gibt es vielfältige methodische Herangehensweisen, z. B. visuell (Erstellen eines Fotoromans, eines Comics, einer Collage, einer Präsentation), auditiv (z. B. Gestaltung eines Podcast, eines Hörbuches, einer schuleigenen Radiosendung) oder audio-visuell (z. B. Produktion eines Erklärvideos, eines Reels). Egal, für welche Herangehensweise sich eine Lehrkraft oder auch die Schülerschaft entscheidet, Ziel und die eigentliche Herausforderung ist es, sich kreativ mit der Thematik auseinanderzusetzen und ein digitales Endprodukt zu erstellen.

Beispiele für Challenges

Die folgende Übersicht zeigt als Orientierungshilfe exemplarisch fachgebundene sowie fächerübergreifende Ideen, welcher Challenge sich Schülerinnen und Schüler stellen könnten. Generell gilt für alle hier aufgeführten Challenges, dass sie am Ende öffentlich gemacht, geliked oder digital bewertet werden sollen.

  • Clean-up Challenge

    Die Schülerinnen und Schüler treten klassenweise gegeneinander an und sammeln in einer vorgegebenen Zeit (z. B. 30 Min.) Müll rund um die Schule/ die Stadt/ das Dorf. Der Müllhaufen wird fotografiert. Welche Klasse am meisten Müll gefunden hat, gewinnt und erhält einen Preis.

    Zielgruppe: 1.-13. Jahrgangsstufe

    Fach: Heimat- und Sachunterricht, Biologie

    Medienteilkompetenzen: 4.2, 4.3

    Ideen zur Abwandlung: Die Schülerinnen und Schüler gestalten Kunstwerke aus Müll, fotografieren diese und das schönste Kunstwerk gewinnt (Abstimmung). Sie reflektieren, ob der gesammelte Müll minimiert werden könnte.

    Mehr zum Thema: Minimalismus Challenge

  • 7 Tage jeden Tag eine gute Tat

    Die Schülerinnen und Schüler praktizieren über einen festgelegten Zeitraum jeden Tag eine gute Tat (z. B. Pausenbrot teilen, Vogelfutter ins Freie stellen). Sie fotografieren ihre Tat und erstellen am Ende eine Fotocollage mit Untertitel eines jeden Fotos.

    Zielgruppe: 1.-13. Jahrgangsstufe

    Fach: Deutsch, Englisch, Fremdsprachen

    Medienteilkompetenzen: 4.2, 4.3

    Ideen zur Abwandlung: Die Schülerinnen und Schüler erstellen Reels zu ihren guten Taten und fügen diese zu einem Gesamtvideo zusammen.

  • Flachwitz Challenge

    Die Schülerinnen und Schüler schreiben selbst Flachwitze in einem Textverarbeitungsprogramm. Zwei Personen treten gegeneinander an, während eine Person die Flachwitze vorliest. Wer lacht, verliert.

    Zielgruppe: 7.-13. Jahrgangsstufe

    Fach: Deutsch

    Medienteilkompetenzen: 4.2, 4.3, 5.1

    Ideen zur Abwandlung: Die Schülerinnen und Schüler erstellen eigene, kurze Podcasts zum Thema oder erzählen ihre Flachwitze im schuleigenen Radio als Stargäste.

  • Schönster Wanderweg

    Die Schülerinnen und Schüler erstellen kurze Wanderwege bzw. Touren (in Form von Landkarten) im Umkreis von 5 Kilometern um die Schule. Die gelungensten Touren dienen künftig als Wandertagsziele für die eigene Schule.

    Zielgruppe: 11. - 13. Jahrgangsstufe

    Fach: Geographie, Physik, Mathe, Sport

    Medienteilkompetenzen: 4.2, 4.3

    Ideen zur Abwandlung: Die Schülerinnen und Schüler gestalten Flyer (Fächer IT, Deutsch, Englisch) mit den schönsten Ausflugszielen rund um die Schule.

  • #Komplimente Rap Challenge

    Die Schülerinnen und Schüler erstellen Komplimente in Form von Videos, Fotos, Plakaten, Audios, Podcasts, etc. Diese können auf der Schulhomepage veröffentlicht werden.

    Ziel: Komplimente verteilen statt Hass und Hetze

    Zielgruppe: 1.-13. Jahrgangsstufe

    Fach: unabhängig

    Medienteilkompetenzen: 3.2, 3.3, 4.2, 4.3

    Ideen zur Abwandlung: Die Schülerinnen und Schüler treten klassenweise gegeneinander an. Diejenige Klasse mit den meisten Likes gewinnt. Sie veröffentlichen ihre Podcasts im schuleigenen Radio.

  • #My Hero Challenge

    Die Schülerinnen und Schüler machen sich Gedanken, wie man nette Gesten und freundliche Handlungen im Alltag im Netz sichtbar machen kann. Sie gestalten Bilder, Geschichten, Kurzfilme etc. Diese können auf der Schulhomepage veröffentlicht werden.

    Zielgruppe: 1.-13. Jahrgangsstufe

    Fach: unabhängig

    Medienteilkompetenzen: 3.2, 3.3, 4.2, 4.3

    Ideen zur Abwandlung: Die Schülerinnen und Schüler treten klassenweise gegeneinander an. Diejenige Klasse mit den meisten Likes gewinnt. Sie veröffentlichen ihre Podcasts im schuleigenen Radio.

Die Challenge-Liste lässt sich beliebig erweitern, denn fast jedes Thema lässt sich so anpassen, dass es zur Zielgruppe oder zum jeweiligen Fach passt.

Checkliste zur Umsetzung einer Challenge in der Schule

Bevor eine Lehrkraft eine Challenge durchführen kann, ist es ihre Aufgabe, die Rahmenbedingungen zu klären. Hier finden Sie eine Checkliste zur Durchführung einer Challenge in der Schule:

  1. Zielgruppe festlegen

    • durch die Lehrkraft: Klasse, Jahrgangsstufe, Schule, Fach

    • durch die Schülerin bzw. den Schüler: in einer Schulkonferenz, im Klassenverband, …

  2. Challenge (aus-)suchen

  3. (Lern-)Ziele definieren (durch Lehrkräfte oder Schüler)

    • Inhalt: Thema

    • Kompetenzen: z. B. Medienteilkompetenz („Analysieren und Reflektieren“ schulen)

  4. Zeitrahmen festlegen: Unterrichtsstunde, Projekttag, …

  5. Benötigtes Material zur Durchführung organisieren: Tablets, Apps, Programme, Utensilien

  6. Evaluation/ Reflexion der Challenge: mit einem Online-Tool, digitale Umfrage/ Auswertung etc.

Hilfestellung im Umgang mit Challenges

Für weiterführende Informationen und Unterstützung insbesondere im Hinblick auf den Umgang mit gesundheitsgefährdenden oder gefährlichen Challenges können folgende Internetseiten als Hilfestellung dienen.

Die Checklisten unterstützen im Umgang mit problematischen Challenges, in dem sie Fragen aufgreifen, die sich sowohl Schülerinnen, Schüler als auch Eltern im Vorfeld einer Challenge stellen können.

Nützliche Links:

Die Beratungsstellen können Schülerinnen und Schülern sowie Eltern bei problematischen Challenges als Anlaufstelle dienen. Sie geben Kindern und Jugendlichen Tipps für den eigenen Umgang und beraten Eltern persönlich bei Sorgen und Problemen rund um das Thema.

Nützliche Links:

Weiterführende Informationen und Quellen

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