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Journalistische Falschmeldungen

Bei journalistischen Falschmeldungen handelt es sich nicht um Fake News, sondern um versehentlich falsch veröffentlichte Informationen. Falschmeldungen, im Zeitungsbereich auch als Zeitungsenten bekannt, müssen demzufolge klar von Fake News sowie zugleich Textformen wie Satire oder Witzen unterschieden werden.

Hinweis

Unterrichtsbeispiele finden Sie über folgende Überblicksseite:

 Definition „Journalistische Falschmeldung”

Eine journalistische Falschmeldung entsteht dann, wenn journalistische Medien versehentlich falsche Meldungen veröffentlichen (vgl. Sängerlaub, 2020, S. 101 f.; Wikipedia, 2021): Sie wurde früher umgangssprachlich auch „(Zeitungs-)Ente“ genannt. Die Meldung wird in dem Glauben, sie entspräche den Tatsachen, genauso verbreitet wie andere Informationen. Während bei „Fake News” falsche Meldungen in bewusster und manipulativer Absicht verbreitet werden, ist die journalistische Falschmeldung nicht intendiert bzw. entsteht oft durch unzureichende oder fehlerhafte Recherche und in Unkenntnis der Tatsachen sowie ohne Täuschungsabsicht.

Journalistische Falschmeldungen sollten angemessen korrigiert werden (z.B. durch einen Disclaimer, eine Gegendarstellung). Erfolgt keine Korrektur, kann Absicht unterstellt werden, womit die Falschmeldung dann zur „Fake News” wird.

Urhebende können Journalistinnen und Journalisten , aber auch amtliche Stellen, Politikerinnen und Politiker, Unternehmen oder auch Einzelpersonen sein, die diese Meldung auf verschiedensten Kanälen streuen (z.B. Presseerklärung, Artikel in einem Nachrichtenmedium, in den sozialen Netzwerken).

Begriffliche Abgrenzung

Journalistische Falschmeldungen sind einerseits von Satire sowie Aprilscherzen und Witzen, andererseits von Fake News abzugrenzen.

Satiren sind eine Kunstform, um Missstände zu kritisieren (Sängerlaub, 2020; Wikipedia: Falschmeldungen). Sie wenden bewusst starke Über- oder Untertreibungen als Stilmittel an. Da dadurch die Geschehnisse meist absurd oder lächerlich erscheinen, sind sie durch den geübten, informierten Leser prinzipiell am Inhalt (z.B. überzogene Darstellung) sowie an der veröffentlichenden Plattform (z.B. Satirejournal) erkennbar.

Aprilscherze sind bewusst am 1. April veröffentlichte Meldungen, die genauso wie Witze nicht ernst gemeint sind und in der Regel für Lesende klar erkennbar sind (Sängerlaub, 2020; Wikipedia: Falschmeldungen).

Fake News – wörtlich übersetzt „gefälschte Nachrichten“ – sind Informationen in Form von Texten, Fotos oder Videos, die nicht der Wahrheit entsprechen.

Sie sind mit unbewiesenen Behauptungen gespickt und beziehen sich auf nicht geschehene Ereignisse oder Handlungen.Häufig werden sie über elektronische Kanäle, bevorzugt über soziale Medien, verbreitet.

In ihrer visuellen Gestaltung und ihrem Aufbau ähneln Fake News klassischen Nachrichtenbeiträgen, um über ihren fehlenden Wahrheitsgehalt hinwegzutäuschen. Erkennbar sind sie beispielsweise an reißerischen Überschriften und fehlenden Urheber- und Quellenangaben (vgl. Landesmedienzentrum Baden-Württemberg)

Abbildung in Anlehnung an Sängerlaub, 2020

 Entstehen einer journalistischen Falschmeldung

Journalistische Falschmeldungen gehören in den Bereich des „poor journalism” (Sängerlaub, 2020). Sie können aus verschiedenen Gründen entstehen:

  • Schlechte Recherche aufgrund von Zeitdruck oder aus ökonomischen Gründen oder auch in Kombination: weniger Personal und erhöhter Zeitdruck für das Erscheinen führen zu weniger Sorgfalt und mehr Fehlern

  • Übernahme falscher Agenturmeldungen bzw. fehlende Quellenprüfung

  • Nicht überprüfte oder überprüfbare Manipulationen im Vorfeld

  • Fehlende Unterscheidung von Tatsachen und Meinungen: keine Trennung oder Kennzeichnung in der Berichterstattung

  • Konkurrenzdruck im Journalismus, die Trends wie „Clickbaiting”, Werbeeinnahmen bzw. Käuflichkeit oder reißerische Überschriften schüren

Um Falschmeldungen zu vermeiden, empfiehlt es sich, journalistische Standards einzuhalten und sich an den Richtlinien für journalistische Qualität zu orientieren.

 Beispiel: Die angeblichen Hitler-Tagebücher

Am 25. April 1983 veröffentlichte das Nachrichtenmagazin „Stern”, dass sich Adolf Hitlers geheime Tagebücher in seinem Besitz befänden, und brachte dies auch groß auf das Cover seiner aktuellen Ausgabe, ohne die Echtheitsuntersuchung des Bundeskriminalamts (BKA) abzuwarten. Der Stern hatte 9,3 Millionen DM dafür bezahlt und bereits einige Teile veröffentlicht, als sich die Dokumente zweifelsfrei als Fälschung herausstellten.

Mehr zum Thema

Seufert, M. (2011): Der Skandal um die Hitler-Tagebücher. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch.

Tipp

Berühmte historische Falschmeldungen - Zusammenstellung des Spiegel:

 Vertiefende Literatur

EU-Initiative klicksafe zusammen mit Institut für Digitale Ethik (IDE)/Hochschule der Medien (HdM) Stuttgart & der Bischöflichen Medienstiftung (2021): Ethik macht klick. Meinungsbildung in der digitalen Welt. https://www.klicksafe.de/materialien/ethik-macht-klick-meinungsbildung-in-der-digitalen-welt

Ruß-Mohl, St. (2016): Journalismus. Das Lehr- und Handbuch. Frankfurt: Frankfurter Allgemeine Buch.

Sängerlaub, A. (2020): Im Zeitalter von Fake News. Warum sich der (Nachrichten-)Journalismus neu erfinden muss. In: Köhler, T. (Hrsg): Fake News, Fact-Checking: Nachrichten im digitalen Zeitalter. Bielefeld: transcript Verlag, 100-117.

Seufert, M. (2011): Der Skandal um die Hitler-Tagebücher. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch.

Wikipedia (2021): Falschmeldung. https://de.wikipedia.org/wiki/Falschmeldung

aufgeschlagenes Buch
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