Gezeichnete Meinung
Schritt für Schritt und zunehmend eigenständig zur Karikaturanalyse - umgesetzt am Beispiel von Wahlplakaten aus der Weimarer Republik
In der Schule geht es nicht mehr nur um die Vermittlung von Faktenwissen, sondern auch um die Förderung von Teamwork, Selbstständigkeit und anwendungs- und transferfähigem Wissen. Der Konstruktivismus bietet hierfür einen Ansatz, der auf aktivem und selbstgesteuertem Lernen basiert.
Erfahren Sie, wie Lernen im Sinne des Konstruktivismus funktioniert und welche Rolle digitale Medien hierbei spielen können. Sie erhalten zudem praktische Tipps zur Gestaltung konstruktivistischer Lernumgebungen.
Konstruktivistische Ansätze sehen Lernen als einen aktiven und konstruktiven Prozess an, bei dem individuelles Wissen und Verständnis auf Basis von Erfahrungen und Interaktionen mit der Umwelt aufgebaut wird. Der Kontext, das Vorwissen, die Sinneseindrücke und die sozialen Interaktionen werden als bedeutend für das Lernen angesehen. Der Konstruktivismus betont, dass jeder Lernende seine eigene Wirklichkeit konstruiert. Seit Ende der 1980er Jahre spielen konstruktivistische Ansätze eine bedeutende Rolle in der Mediendidaktik.
Beim Konstruktivismus steht die aktive und konstruktive Verarbeitung von Informationen im Mittelpunkt des Lernprozesses. Ähnlich wie beim Kognitivismus werden auch hier die Prozesse der Aufmerksamkeit, Informationsaufnahme und -speicherung berücksichtigt.
Darüber hinaus betont der Konstruktivismus den Kontext des Lernens und die Bedeutung von Erfahrungen und sozialen Interaktionen für das individuelle Wissen und Verständnis. Eine Einbindung in eine authentische Lernsituation (situiertes Lernen) und das kollaborative Lernen mit anderen werden als wichtige Faktoren für die Schaffung von transferfähigem Wissen angesehen.
Bereits seit den 1990er Jahren lassen sich multimediale Materialien wie Audio, Video und 3D-Simulationen im Unterricht einsetzen. Außerdem können Lernende selbstgesteuert nach Informationen und Medien im Internet suchen.
Heute lassen sich auch digitale Lernprodukte durch die Schülerinnen und Schüler erstellen: E-Books, Podcasts, Erklärvideos oder Präsentationen werden zu Ergebnissen handlungs- und produktionsorientierter Aufgabenstellungen. VR- (Virtual Reality) und AR-Anwendungen (Augmented Reality) bieten realistische Einblicke in komplexe Maschinen, historische Orte und Museen. Interaktive Lernumgebungen, Lernspiele und Computersimulationen mit Lebensweltbezug fördern das selbständige Erarbeiten von Inhalten.
Durch eigenständige Lernaktivitäten erschaffen Lernende gewissermaßen ihre eigene Wirklichkeit: Sie verknüpfen neue Lerninhalte und Erlebnisse in der Umwelt mit bereits vorhandenem Vorwissen und „konstruieren” auf diese Weise ihr Wissen.
Lernen findet in der Gemeinschaft mit anderen Lernenden statt. Der Austausch und die Interaktion erlauben, Probleme aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und fördern das Verständnis.
Durch das gemeinschaftliche Lernen kann auch die Motivation von Schülerinnen und Schülern gesteigert werden.
Damit Schülerinnen und Schüler selbstständiges Arbeiten erlernen, sollten sie anspruchsvolle Aufgaben erhalten, die eine selbstständige Zieldefinition, die Entwicklung von Lösungsstrategien und die Erstellung von Arbeitsplänen erfordern.
Dazu gehören auch das eigenständige Suchen von passenden Materialien und Informationen sowie die Reflexion von Zwischenergebnissen und die Präsentation des Ergebnisses.
Eine ideale Lernsituation für Schülerinnen und Schüler besteht darin, dass sie durch authentische Problemsituationen Wissen erwerben, die sich auf ihre Lebenswelt oder das spätere Berufsleben beziehen. Hierbei sollen die Lernenden ein Problem analysieren und Lösungsansätze entwickeln, was auch als „entdeckendes Lernen” bezeichnet wird.
Durch die authentische Lernsituation wird nicht nur die Lernmotivation erhöht, sondern auch die Fähigkeit zum Transfer verbessert.
Im Sinne des Konstruktivismus ist es Aufgabe der Lehrkraft, die Lernenden beim selbstgesteuerten Lernen zu begleiten und zu unterstützen. Dazu stellt sie geeignetes Material zur Verfügung, gibt Feedback und berät bei Unsicherheiten.
Die Lehrkraft agiert dabei oft als Lerncoach, der die Schülerinnen und Schüler bei Bedarf auch durch gezielte Instruktion unterstützt. Eine solche Lehrperson versteht sich nicht allein als Wissensvermittlerin, sondern als Partnerin der Lernenden auf ihrem individuellen Lernweg.
Digitale Medien können konstruktivistische Lernprozesse auf vielfältige Weise bereichern. Die Grundprinzipien des Konstruktivismus werden im Orientierungsrahmen „Digitale Lernaufgaben” des ISB berücksichtigt: Soziales Lernen, Handlungs- und Produktionsorientierung, Anknüpfung an die (digitale) Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler, individuelles Lernen.
Hier finden Sie einige Beispiele aus verschiedenen Fächern und Schularten:
Schritt für Schritt und zunehmend eigenständig zur Karikaturanalyse - umgesetzt am Beispiel von Wahlplakaten aus der Weimarer Republik
One-Take-Aufnahme oder Schnittprogramm - so produzieren Schülerinnen und Schüler ein Märchenhörspiel.
Sakralarchitektur der Welt - online analysieren und recherchieren, im virtuellen Raum bauen und präsentieren.
Eigene Beobachtungen über das Jahr hinweg dokumentieren und in einem E-Book festhalten.
Zu einem bekannten Sprechstück erarbeiten die Schülerinnen und Schüler selbst einen eigenen Text. Die einzelnen Verse werden mit einem Audioschnittprogramm aufgenommen und zusammengefügt.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten einen Einblick in chemische Reaktionen im Alltag, indem sie selbst einen Versuch zur Gasentwicklung von Kohlenstoffdioxid (CO2) durchführen.
Alles, was man von einer gelungenen Reise erwartet, im Klassenzimmer umgesetzt: Das Internet mit seinen vielfältigen Recherchemöglichkeiten und eine digitale Pinnwand machen es möglich.
Eine Bibelstelle wird in Form eines Comics umgesetzt. Der Bibeltext wird mit Fotos von Spielfiguren dargestellt und mit passenden Texten auf einer digitalen Pinnwand präsentiert.
Noch mehr digitale Lernaufgaben und weiterführende Informationen dazu.
Mehrere Unterrichtsmethoden bzw. -modelle bauen direkt auf den Ansätzen des Konstruktivismus auf. Zwei davon sind in konkreten Beiträgen des mebis Magazins ausführlicher vorgestellt:
Bei dieser Methode nimmt man sich die Handerwerker-Ausbildung zum Vorbild: Der Meister erklärt dem Lehrling Schritt für Schritt sein Vorgehen bei der Lösung einer Aufgabe.
Ein Problem wird in eine Geschichte verpackt. Der Lernende muss verschiedene Aufgaben lösen, um sein Abenteuer erfolgreich zu bestehen...
Kritik hinsichtlich des Konstuktivismus gibt es vor allem am ausschließlich entdeckenden Lernen, da es viele Schülerinnen und Schüler überfordern kann. Bildungsstudien haben gezeigt, dass die direkte Instruktion auch lernwirksam sein kann: Eine professionelle Anleitung durch die Lehrkraft ist insbesondere bei Schülerinnen und Schülern mit wenig Vorwissen wichtig. Problembasiertes Lernen ist erst dann sinnvoll, wenn bereits oberflächliches Grundwissen vorhanden ist. Dann können die Schülerinnen und Schüler Aufgaben auf dem Niveau des Transfers und des Problemlösens bewältigen, was das Tiefenverständnis fördert.
Konstruktivistisches Lernen fördert wichtige Schlüsselkompetenzen wie Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Problemlösekompetenz und selbständiges Arbeiten. In Studien zur Lernleistungsmessung bleibt dies allerdings oft unberücksichtigt.
Behaviorismus, Kognitivismus, Konstruktivismus - Was ist denn nun der „richtige” bildungstheoretische Ansatz? Löst ein neuerer Ansatz die älteren ab und macht diese überflüssig?
NEIN, sagt der „Pragmatismus”: Die Ansätze schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich und setzen jeweils einen unterschiedlichen Fokus auf das Lernen. Je nachdem, welche Bildungsziele man verfolgt, hat der eine oder der andere Ansatz Vorteile.
Gute Lehrkräfte nutzen die Erkenntnisse verschiedener Lerntheorien und suchen abhängig von ihren vorrangigen Lernzielen die jeweils beste Methode und passende Medien aus.
Lernen als Prozess der Informationsverarbeitung und die Bedeutung für den Unterricht mit digitalen Medien.
Positives Feedback verstärkt erwünschtes Verhalten - auch beim Einsatz digitaler Medien
Das iPAC-Modell wurde als theoretischer Unterbau für mobiles Lernen entwickelt.
Tipps zur lernförderlichen Gestaltung von multimedialen Inhalten auf Grundlage lehr-lerntheoretischer Theorien
Ein Beitrag von Prof. Kerres (Mediendidaktik / Uni Duisburg-Essen) zur Bildungsdiskussion um das Thema „Digitalisierung”
Die Rolle von Lernaktivität und Verarbeitungstiefe im Lernprozess
Positives Feedback verstärkt erwünschtes Verhalten - auch beim Einsatz digitaler Medien
Lernen als Prozess der Informationsverarbeitung und die Bedeutung für den Unterricht mit digitalen Medien.