Cybermobbing | Studie: Cyberlife III
Dritte empirische Bestandsaufnahme bei Eltern, Lehrkräften und Schülern/innen in Deutschland zum Thema Cybermobbing
Der Verband der bayerischen Wirtschaft untersuchte bereits 2017 die digitale Bildung an bayerischen Schulen. Die Studie umfasste neben der Ausstattung und dem Medieneinsatz von Lehrkräften, auch Faktoren wie Lehrpläne und Engagement von Schulleitungen in diesem Bereich.
Durchgeführt wurden die Studien vom Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die aktuelle Studie zweigeteilt. Der erste Teil beschreibt die Änderungen von 2017 bis 2019 und der zweite Teil der Studie untersucht die spezifischen Auswirkungen der ersten Phase der Schulschließungen während der Corona-Pandemie 2020.
In der ersten Studie 2017 wurden ausschließlich Lehrkräfte an weiterführenden Schulen befragt. Die vbw Studie 2021 umfasste bei beiden Teilstudien zusätzlich Grundschullehrkräfte und Schülerinnen und Schüler und für den zweiten Teil der Studie auch eine Befragung von Eltern während der Corona-Pandemie im Sommer 2020.
Die vbw Studie 2021 untersucht den aktuellen Stand und Entwicklungstendenzen der digitalen Bildung an den Grundschulen und weiterführenden Schulen in Bayern vor und während der Corona-Pandemie. Im Fokus stehen dabei der digital gestützte Unterricht und seine Voraussetzungen. Der digital gestützte Unterricht selbst wird durch quantitative und qualitative Merkmale, vor allem die mediengestützten Lernaktivitäten der Schülerinnen und Schüler, erfasst.
Der Einsatz digitaler Medien wurde in der Studie sowohl hinsichtlich Quantität, als auch Qualität beurteilt. Dabei wurden, ausgehende vom ICAP-Modell, vier verschiedene Lernaktivitäten unterschieden: passive, aktive, konstruktive und interaktive Lernaktivitäten (Chi & Wylie, 2014).
Bei passiven Lernaktivitäten, wie einem präsentationsgestützten Vortrag ohne eigene Notizen, müssen sich die Schülerinnen und Schüler nur auf die präsentierten Inhalte fokussieren.
Aktive Lernaktivitäten erfordern eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Inhalten, beispielsweise durch das Erstellen von eigenen Notizen oder das Kopieren und Einfügen von Texten. Dabei müssen die Lernenden aber weder neue Informationen oder Inhalte erstellen.
Entwickeln Schülerinnen und Schüler eigene Ideen oder lösen Probleme selbst, so spricht man von konstruktiven Lernaktivitäten. Lernende können dieses Wissen normalerweise nun auch in neue Kontexte übertragen.
Interaktive Lernaktivitäten beziehen sich auf sozial-interaktive Verhaltensweisen. Es werden gemeinsam neue Inhalte erarbeitet und diskutiert.
Der Anteil des digital gestützten Unterrichts beträgt über alle Schularten hinweg ca. 50% . An weiterführenden Schulen hat sich innerhalb der zwei Jahre zwischen den Studien der Anteil digital gestützten Unterrichts von 42% auf 53% erhöht. Damit sind digitale Medien bereits vor der Corona-Pandemie ein fester Bestandteil des Unterrichtens.
Auffallend ist die Diskrepanz zur Sicht der Schülerinnen und Schüler. Aus deren Sicht werden nur 26% des Unterrichts digital gestützt, also knapp die Hälfte. Dies lässt sich wohl damit erklären, dass Lernende reine Präsentationsformen seltener als digital gestützten Unterricht wahrnehmen und Sie diesen erst bei der eigenen aktiven Nutzung als solchen klassifizieren.
Diese Erkenntnis deckt sich auch mit den anderen Studien (Fraillon et al., 2020), nach denen Lehrkräfte digitale Medien hauptsächlich zur Präsentation nutzen und weniger zur Aktivierung der Lernenden im Sinnen von interaktiv-kooperativen Lernaktivitäten.
Schülerinnen und Schüler beurteilen dabei konstruktiven Unterricht viel besser im Vergleich zu einem rezeptiven Unterricht. Kooperative Zusammenarbeit wird von Lernenden am besten bewertet. Jedoch sind die Schülerinnen und Schüler laut Studie skeptisch bezüglich deren Effektivität, vor allem für die verlangten Inhalte in Prüfungen.
Die Studie 2021 stellt beim Einsatz von digitalen Medien nach wie vor einen Schwerpunkt bei der Förderung von passiven Lernaktivitäten fest. Dennoch sehen die Studienautoren in diesem Ergebnis, dass die Lehrkräfte die Kompetenzen haben, alle Arten an Lernaktivitäten mit digitalen Medien einzusetzen.
Teilnehmer an der Telefonbefragung
270 Grundschullehrkräfte
470 Lehrkräfte an weiterführenden Schulen
643 Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen
Die digitale Bildung rückte mit Ausbruch der Corona-Pandemie und den dadurch bedingten Schulschließungen in den Vordergrund und beendete die kontinuierliche Entwicklung zur Mediennutzung. Dennoch stellen die Studienautoren fest, dass etliche Maßnahmen, wie ein breites Fortbildungsangebot und die Bereitstellung einer medialen Infrastruktur durch mebis, ein Voraussetzung für das Begleiten der Schülerinnen und Schüler zu Hause darstellte. Dadurch wurden einhellig laut allen Befragungsgruppen die Schülerinnen und Schüler mit digitalen Lernmaterialien und Übungsmöglichkeiten versorgt.
Der Einsatz von digitalen Medien im Unterricht ist deutlich erweitert worden. Formate zur Vermittlung und Einübung von Inhalten, wie mediengestützte Übungen und Lernvideos, machten hierbei einen Großteil aus. Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräften sehen eine Förderung von digitalen Medien. Einerseits gleichen sich hier die Sichtweisen von Lernenden und Lehrkräfte an, andererseits sehen vor allem Lehrkräfte eine Reduktion von interaktiven Lerninhalten.
Bei der Beurteilung des digitalen Unterrichts, sehen alle Gruppen die Digitalisierung als erhaltenswert an. Gegenüber einer Zustimmung von ca. 70% bei den Lehrkräften erhält dieser Aspekt bei den Eltern der Grundschule 31% und bei weiterführenden Schulen 42%. Weitere Aspekte folgen mit deutlichem Abstand. Die niedrigen Zustimmungswerte bei Eltern spiegeln die grundsätzlich schlechtere Beurteilung des digitalen Unterrichts wider.
Alle Beteiligten sehen aber in der Selbststeuerung das größte Problem für ein erfolgreiches Lernen. Hierbei stellt sich die Frage, inwiefern bereits vor der Corona-Pandemie die Vermittlung von entsprechenden Lernstrategien im Unterricht gegebenenfalls zu kurz gekommen ist oder vermittelte Lernstrategien für digitales Lernen ungeeignet gewesen sind.
Teilnehmer an der Telefonbefragung
273 Grundschullehrkräfte
405 Lehrkräfte an weiterführenden Schulen
273 Eltern von Grundschülern und Grundschülerinnen
644 Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen
Laut Studie haben sich die medienbezogenen Kompetenzen bei Lehrkräften an allen Schularten erweitert. Insbesondere die Corona-Pandemie hat dazu beigetragen, dass der sich der Unterricht weg von einem rein präsentationsorientierten Medieneinsatz hin zu einer stärker schüleraktivierenden Mediennutzung weiterentwickelt hat. Die Studie sieht aber bei einer relativ kleinen Gruppe an Lernenden auch klare Nachteile durch das digitale Lernen zu Hause.
Insgesamt bescheinigen die Studienautoren der digitalen Bildung an bayerischen Schulen eine positive Entwicklung. Für die weitere Entwicklung werden folgende zwölf Handlungsempfehlungen formuliert:
Eine robuste und flächendeckende digitale Grundausstattung der Schulen mit Endgeräten und digitaler Infrastruktur ist für einen anspruchsvollen Einsatz digitaler Medien auch im Präsenzunterricht vonnöten; dementsprechend sollte ihr weiterer Ausbau forciert und ihre Nachhaltigkeit sowie Weiterentwicklung gesichert werden.
Die Qualifizierung der Lehrkräfte für ihre Aufgaben in einer digitalen Schule sollte über alle Phasen der Lehrerbildung hinweg noch systematischer verankert werden. Ansätze dazu sind in der ersten Phase des Lehramtsstudiums bereits vollzogen; jetzt geht es darum, den entsprechenden Akteuren der Lehrerbildung an den Universitäten die dazu notwendigen Ressourcen nachhaltig bereitzustellen.
Die Verankerung der digitalen Bildung in der zweiten Phase der Lehrerbildung (Referendariat) sollte sich auch in der entsprechenden Prüfungsordnung (LPO II) als einem maßgeblichen Instrument der Output-Steuerung niederschlagen.
Die medienbezogene Qualifizierung der Lehrkräfte sollte auf unterschiedliche Szenarien (Präsenzunterricht, Blended Learning, Distanzunterricht) abgestimmt werden.
Die Lehrkräfte benötigen eine noch besser auf die Anforderungen einer „digitalen Didaktik“ zugeschnittene Qualifizierung, die Schülerinnen und Schüler eine noch bessere Qualifizierung für das selbstgesteuerte Lernen mit digitalen Medien.
Die Lehrkräfte sollten systematisch auch für solche Anforderungen in einem digitalen Unterricht qualifiziert werden, die über die Planung und Durchführung von Unterricht hinausgehen und die Reflexion und Begründung von Unterricht, die systematische Diagnose, Evaluation und den kollegialen Austausch digitaler Lernangebote umfassen.
Die digitale Bildung sollte nicht nur als fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsaufgabe, sondern auch systematisch und möglichst einheitlich in den Fachlehrplänen der unterschiedlichen Schularten verankert werden.
Die Etablierung innovativer und für den Kompetenzerwerb nachweislich besonders lernförderlicher Unterrichtsformen sollte durch entsprechende Prüfungsformate unterstützt werden.
Die soziale Interaktion und Integration im digital gestützten Unterricht sollte über die gezielte Schaffung von digitalen Begegnungs- und Sozialräumen sowie durch sozial- kooperative digitale Lernformate gestärkt werden.
Elternhäuser und Schulen sollten dabei unterstützt werden, sich nicht nur als Erziehungspartner, sondern auch als Lernpartner zu verstehen und diese Lernpartnerschaft systematisch – und im Alltag machbar – auszugestalten.
Im digitalen Unterricht können sich soziale Benachteiligungen aufgrund der medientechnischen Ausstattung der Schülerinnen und Schüler sowie ihrer Lernsituation zuhause einstellen und verschärfen; diese Benachteiligungen sollten gezielt ausgeglichen werden.
Bereits heute kann die Nutzung der Digitaltechnologien dazu beitragen, die Schülerinnen und Schüler individuell beim Lernen und die Lehrkräfte gezielt beim Lehren zu unterstützen; die damit verbundenen Möglichkeiten werden sich durch neu entwickelte Technologien auf der Basis künstlicher Intelligenz (KI) in naher Zukunft noch enorm erweitern und an Leistungsfähigkeit gewinnen; diese Entwicklung sollte gezielt zur Entwicklung von schulischen Lernräumen der Zukunft genutzt werden.
Chi, M., & Wylie, R. (2014). The ICAP framework: Linking cognitive engagement to active learning outcomes. Educational Psycho-logist, 49(4), 219–243. https://doi.org/10.1080/00461520.2014.965823
Fraillon, J., Ainley, J., Schulz, W., Friedman, T., & Duckworth, D. (2020). Preparing for Life in a Digital World: IEA International Computer and Information Literacy Study 2018 International Report. Springer International Publishing. https://doi.org/10.1007/978-3-030-38781-5
Dritte empirische Bestandsaufnahme bei Eltern, Lehrkräften und Schülern/innen in Deutschland zum Thema Cybermobbing
Die Studie „Digitale Bildung an bayerischen Schulen” des vbw vergleicht die Digitalisierung vor und während der Corona-Pandemie mit der Studie aus dem Jahr 2017.
Wie steht es um den Digitalisierungsgrund der deutschen Gesellschaft?
Die Kim-Studie untersucht den Stellenwert von Medien im Alltag von 6- bis 13-jährigen Kindern in Deutschland.
Aufbereitung wissenschaftlicher Grundlagen für die Lehrerbildung
Datenbank mit Studien und Modellen zur Medien-und Digitalkompetenz.