Glaubwürdige Inhalte im Netz
Qualitätskriterien für journalistische Arbeit
Fake News, journalistische Falschmeldungen und Verschwörungserzählungen werden heutzutage überwiegend in und über soziale Netzwerke diskutiert und in Umlauf gebracht. Dieser Beitrag umreißt, welche Rolle soziale Medien bei der Verbreitung von Fake News inne haben.
Unterrichtsbeispiele finden Sie über folgende Überblicksseite:
Zu keiner Zeit war es so leicht, d. h. so demokratisch, so niederschwellig, so kostengünstig, wie heute, Zugang zu Wissen zu erlangen, seine eigene Meinung zu teilen, sich weltweit zu vernetzen. Digitale Medien und soziale Netzwerke haben hierbei eine wesentliche Rolle inne, bringen aber neue Herausforderungen mit sich und verlangen neue Kompetenzen. „Zuvor bestand die Herausforderung darin, Quellen zu beschaffen, um Wissen zu erhalten. Heute liegt ein weit höherer Anspruch auf dem Filtern, Auswählen und Bewerten der meist umfangreich vorhandenen Informationen.“ (Moleski, 2011, S. 53)
Jugendliche nutzen soziale Medien nicht mehr nur allein zur Kommunikation sondern auch zur Informationsrecherche. Im Jahr 2020 gaben 25 % aller befragten Jugendlichen im Rahmen der JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest an, dass sie Facebook, Twitter & Co. regelmäßig nutzten, um sich über Nachrichten und aktuelle Themen zu informieren.
Wie verbreitet falsche Informationen in sozialen Medien sind, illustriert eine Auswertung der Internetseite BuzzFeed: Es wurde analysiert, welche Artikel über Angela Merkel von 2012 bis 2017 bei Facebook die meisten Reaktionen von Nutzern bekommen haben. 7 von 10 Beiträgen vollkommen verzerrt oder komplett ausgedacht, wie z. B. die Ankündigung des Rücktritts von Angela Merkel oder Aussagen zu Geflüchteten (vgl. Schmehl, 2017).
Wie man Fake News erkennt und nach welchen Kriterien Internetquellen bewertet werden können, behandelt folgender Beitrag:
Die Ergebnisse der JIM-Studie 2020 können hier nachgelesen werden:
Warum sich falsche Informationen in sozialen Medien so leicht und effektiv verbreiten, lässt sich anhand folgender Aspekte erklären:
Welche Bedeutung die sogenannten Filterblasen und die Mechanismen, die dem Teilen und Liken von Posts, Bildern, Videos und Beiträgen im Informationsbeschaffungsprozess haben, erläutert der Artikel „Fake News und Filterblasen” ausführlich.
Der Illusory Truth Effect oder Wahrheitseffekt wurde erstmals 1977 in einer Untersuchung nachgewiesen. Je häufiger man eine Aussage liest oder hört, desto mehr hält man diese für wahr.
Unter parasozialer Interaktion versteht man die soziale Bindung, die zwischen einer Medienperson, dazu können beispielsweise ein Moderator, ein Influencer oder ein Inhaber eines Profils in einem sozialen Netzwerk zählen, und deren Rezipienten oder Follower entstehen kann.
Das regelmäßige Auftreten der Medienperson sowie die persönliche Ansprache des Rezipienten suggerieren diesem Nähe und er wird sich selbst aktiver in das mediale Geschehen einbringen. Im Fall von sozialen Netzwerken bedeutet das, dass ein Nutzer die Informationen und Posts einer Person, der er folgt, teilt und mit dieser Person in Kontakt treten kann.
Folgender Beitrag informiert ausführlich über den Zusammenhang von Fake News und Filterblasen:
Die Verbreitung von Fake News in sozialen Medien ist nicht nur abhängig von der Anzahl der angemeldeten User im jeweiligen Netzwerk, sondern vielmehr bedingt von der Reichweite eines Posts in einem sozialen Netzwerk.
Prominentes Beispiel ist der Microblogging-Dienst Twitter. Auf Twitter werden Kurznachrichten, sogenannte Tweets, mit maximal 280 Zeichen veröffentlicht. Diese Tweets werden den Followern des jeweiligen Nutzers automatisch angezeigt und können geteilt - „retweetet” - und somit weiter verbreitet werden.
Das Teilen der Nachrichten und Beiträge allein unterscheidet Twitter nicht wesentlich von anderen sozialen Netzwerken. Auch die Anzahl der Nutzer, die für Deutschland aktuell auf 2,8 Millionen wöchentlich und 1,4 Millionen täglich beziffert werden (vgl. Beisch/Koch, 2020), ist nicht ausschlaggebend für die Reichweite eines Tweets. Vielmehr ist es die Art der Multiplikatoren, d. h. der Nutzer, die Twitter zur Verbreitung ihrer Nachrichten aktiv regelmäßig nutzen.
Die Tweets prominenter Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Politik werden auch in anderen reichweitenstarken Medienarten, wie Fernsehen, Radio und Internetseiten, zitiert und so einem weitaus größerem Publikum zugänglich als nur den jeweiligen Followern auf Twitter.
Ein weiteres interessantes Detail: Ungefähr eine halbe Milliarde Menschen weltweit greift monatlich auf Tweets zu, ohne selbst bei Twitter angemeldet zu sein (vgl. Mohsim, 2020).
Welche Maßnahmen soziale Netzwerke, wie der Kurznachrichtendienst Twitter, ergreifen, um gegen die Verbreitung von Fake News vorzugehen, vertieft folgender Beitrag:
Der Messenger-Dienst Telegram ist eine beliebtete Plattform der Anhänger verschiedenster Verschwörungserzählungen. Was macht Telegram so attraktiv?
Der Dienst ist weit verbreitet und wird häufig genutzt. Im Januar 2021 war Telegram die am häufigsten heruntergeladene App.
Telegram bietet die Möglichkeit, sehr große Kanäle für über 200.000 Follower zu öffnen. Im Vergleich: Bei WhatsApp kann ein Gruppenchat mit bis zu 256 eingerichtet werden. Telegram eignet sich daher gut, um viele Informationen gleichzeitig an viele Menschen zu verteilen.
Bei Telegram können Gruppen bzw. Kanäle gesucht werden, was bei anderen Messenger-Diensten nicht möglich ist.
Telegram grenzt sich stark von anderen sozialen Netzwerken wie YouTube ab, die rassistische Beiträge und Posts, die den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllen, löschen. Wer auf anderen Plattformen gesperrt wird, kann meist ungehindert auf Telegram seine Meinungen verbreiten.
Telegram unterliegt bislang nicht dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz, da der Dienst als halb-öffentlicher Kommunikationskanal gilt.
Telegram ist ursprünglich ein russischer Messenger-Dienst, wird aber mittlerweile weltweit genutzt, um ungefiltert Informationen, Meinungen und eben auch Verschwörungserzählungen zu verbreiten und dabei auch neue Anhänger zu rekrutieren. Zu den bekanntesten deutschen Anhängern von Verschwörungserzählen auf Telegram zählen Eva Herrmann, Michael Wendler, Attila Hildmann und Xavier Naidoo, die alle Gruppen mit über 100.000 Followern betreiben. Prominente Anhänger von Verschwörungserzählungen haben eine große Reichweite und beschleunigen so die Ausbreitung von Ideen und Meinungen.
Wer steckt hinter Telegram?
Russischer Messenger-Dienst, von Pavel Durov gegründet. Der Dienst verfügt über kein Impressum, der Firmensitz ist angeblich in Dubai. Über die Finanzierung des Dienstes wird spekuliert.
Pavel Durov gilt als freiheitlich denkender und orientierter Mensch, der bislang den Zugriff der russischen Regierung und Geheimdienste auf Telegram verhindern konnte, was beispielsweise in Belarus freiheitliche journalistische Arbeit und Informationsaustausch möglich macht. Während der Revolution war Telegram das einzige soziale Netzwerk, das erreichbar war und wurde so zum wichtigsten Tool, Proteste zu organisieren und sich zu vernetzen.
Beisch, N., Koch, W. (2020). ARD/ZDF Onlinestudie 2020. URL: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de. [06.05.2021]
Feierabend, S., Rathgeb, Th., Kheredmand, H., Glöckler, S. (2020). JIM 2020. Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Hg. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest. Stuttgart. https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2020/JIM-Studie-2020_Web_final.pdf [26.04.2021]
Mohsim, M. (2020). Twitter Statistik: 10 Fakten, die jeder Marketer 2021 kennen sollte. https://www.oberlo.de/blog/twitter-statistik. [26.04.2021]
Moleski, S. (2011). Das Recht, am Wissen der Menschheit teilzuhaben. Hg. für die Friedrich-Ebert-Stiftung v. Birthe Kretschmer u. Frederic Werner. S. 52-57. https://library.fes.de/pdf-files/akademie/hamburg/08862.pdf [16.02.20221].
Pierre, J. M. (2020). Illusory Truth, Lies, and Political Propaganda: Part 1. https://www.psychologytoday.com/us/blog/psych-unseen/202001/illusory-truth-lies-and-political-propaganda-part-1 [01.03.2021]
Schmehl, K. (2017): 7 der 10 erfolgreichsten Artikel über Angela Merkel auf Facebook sind Fake News https://www.buzzfeed.de/recherchen/der-10-erfolgreichsten-artikel-ueber-angela-merkel-auf-facebook-sind-fake-news-90134855.html#.efNEgGryNl. [26.04.2021]
Qualitätskriterien für journalistische Arbeit
Der Beitrag umreißt die Rolle sozialer Medien bei der Verbreitung von Fake News.
Der Beitrag befasst sich u. a. mit folgendne Fragen: Was sind Verschwörungserzähulungen? Wie verbreitet sind diese? Warum glauben Menschen an Verschwörungserzählungen?