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KI im Unterricht - Welche Rollen kann sie übernehmen?

Die rapide Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) eröffnet für den Bildungsbereich neue Potenziale: Von der Automatisierung administrativer Aufgaben über individualisierte Lernangebote bis hin zur Unterstützung von Lehr-Lern-Prozessen. Internationale Organisationen wie die UNESCO sehen in KI-Technologien eine Gelegenheit, die im Rahmen der Agenda 2030 formulierten Bildungsziele („Quality Education for All“) zu unterstützen — insbesondere durch innovatives Lehren und Lernen. Auch die OECD betont, dass KI-Systeme das Potenzial haben, Lehrkräfte in ihren Aufgaben zu entlasten und Lernprozesse neu zu gestalten.

Zugleich ist jedoch klar, dass diese Technologien nicht automatisch „pädagogisch sinnvoll“ wirken, sondern der Einsatz didaktisch reflektiert erfolgen muss. In diesem Beitrag werden drei zentrale Rollen von KI im Unterricht vorgestellt – jeweils mit Blick darauf, wie Lehrkräfte sie gewinnbringend einsetzen können, welche Chancen und Risiken bestehen und wo die Grenzen liegen.

KI als Tutor

Pädagogischer Einsatz

In dieser Rolle unterstützt die KI-Anwendung individualisiertes Lernen, zum Beispiel durch adaptive Szenarien, automatisiertes Feedback oder tutorielle Begleitung von Schülerinnen und Schülern. Die Lehrkraft kann solche Szenarien in der Lernphase einsetzen – etwa als ergänzendes Angebot für Schülerinnen und Schüler, die zusätzliche Übung benötigen, oder als Hilfe bei Lernschwierigkeiten - um z. B. Lücken zu identifizieren und individuell schließen zu können.

  • Personalisierung: KI-Anwendungen können Lernwege und Inhalte an individuelle Lernvoraussetzungen und Lernfortschritte anpassen, wodurch die Differenzierung erleichtert wird.

  • Entlastung: Routine-Feedback (z. B. zu kleinen Übungsaufgaben) kann automatisiert werden, wodurch Lehrkräfte mehr Zeit für hochwertige Interaktionen gewinnen.

  • Hilfe bei Lernschwierigkeiten: KI-gestützte Systeme können früh Hinweise auf Lernbarrieren liefern und Lehrkräfte bei der Planung von Fördermaßnahmen unterstützen.

  • KI-Tutorensysteme können assistieren und individualisieren, aber nicht die pädagogische Begleitung ersetzen.

  • Die Rolle der Lehrkraft bleibt essenziell für Beziehungen, Motivation und Reflexion.

  • Gefahr der Über-Fokussierung: Eine zu starke Individualisierung könnte die soziale Lernumgebung oder das kooperative Lernen schwächen, wenn Lernende vermehrt isoliert arbeiten.

  • Fehlende Transparenz: KI-generierte Entscheidungen (z. B. Empfehlungen) sind mitunter nicht nachvollziehbar, was die professionelle Kontrolle erschwert.

  • Kompetenzentwicklung: Wenn KI-Anwendungen ständig Lösungen liefern, droht eine Schwächung der metakognitiven Fähigkeiten und Selbststeuerung von Lernenden. (Gefahr des Deskillings, dem Verlust von Kompetenzen durch die Auslagerung an KI-Anwendungen)

  • Datenschutz und ethische Aspekte: Die Eingabe von personenbezogenen Daten soll durch entsprechende Hinweise möglichst verhindert werden.

Szenario für den Einsatz im Unterricht:

Geometrische Formen

Rechtwinklige Dreiecke beschreiben, erkennen und zeichnen

Tutor für literarische Charakterisierung

Unterstützung beim Verfassen

Tutor für die Karikaturanalyse

Unterstützung bei der Analyse

Tutor zur Erstellung eines Lernplans

Lernplan und Skript für einen Leistungsnachweis

Tutor für eine Bildbeschreibung

Bildbeschreibung (im Rahmen einer mündlichen Schulaufgabe)

Tutor Stoffsammlung argumentative writing

Einüben von Techniken und Strategien

Tutor Ausarbeitung argumentative writing

Einüben von Techniken und Strategien

KI als Partner

Pädagogischer Einsatz

In dieser Rolle wird die KI-Anwendung als ein Partner verstanden, der gemeinsam mit Lehrkraft und Lernenden Ideen entwickelt, Reflexionsprozesse anstößt, als Diskussions- oder Schreibpartner fungiert oder Problemstellungen kreativ erweitert. Beispielsweise könnten Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit einer KI-Funktion eine Problemlösung skizzieren, die Lehrkraft moderiert und steuert den Prozess.

  • Kreativer Benefit: Durch KI-generierte Impulse lassen sich neue Perspektiven eröffnen (z.B. durch den Chat mit einer Persona) und Lernende werden zum explorativen Denken angeregt.

  • Reflexionsförderung: Anfragen an KI-Systeme können dazu dienen, Denkprozesse sichtbar zu machen („Was könnte man anders machen?“, „Welche Annahmen liegen vor?“), wodurch Metakognition gefördert wird.

  • Kollaboration: Lehrkraft, Lernende und KI bilden ein „Dreieck“, in dem Rollenwechsel möglich sind – z. B. Lernende geben Feedback an den KI-Chatbot, die Lehrkraft moderiert, die KI-Anwendung liefert Varianten.

  • Abhängigkeit: Wenn KI-Anwendungen als „Ideenquelle“ zu dominant werden, könnte die Eigenständigkeit von Lernenden schwinden.

  • Qualitätssicherung: Die von KI-Anwendungen generierten Impulse müssen pädagogisch sinnvoll und fachlich korrekt geprüft werden; Fehler oder Verzerrungen sind möglich.

  • Motivation und Rollenverwischung: Wenn Lernende die KI-Anwendung als „echten“ Partner wahrnehmen, kann das Verhältnis zur Lehrkraft unscharf werden oder soziale Dynamiken verändern.

  • Es handelt sich um keine echten Reflexionspartner mit Empathie, Kontextwissen oder moralischer Urteilsfähigkeit wie Menschen.

  • Lehrkräfte müssen weiterhin den Rahmen setzen, begleiten und reflektieren.

Szenario für den Einsatz im Unterricht:

Diskutieren mit einer Persona

Geeignet für jegliche Form der Argumentation

Reziprokes Lesen

Texte gemeinsam erschließen

Persona für herausfordernde Gespräche

Vorbereitung auf komplexe Gespräche

Detektivgeschichte aus drei Perspektiven

Analytische Schreibprozesse

Quellenanalyse im Geschichtsunterricht

Beschreiben, erschließen, deuten

Schreibkonferenz

Entwürfe besprechen, verbessern, sichten

Reziprokes Lesen

Texte gemeinsam erschließen

KI als Ghostwriter

Wenn Lehrkräfte mit KI-Anwendungen arbeiten, die etwa Texte generieren, Fragen entwerfen oder Aufgabenblätter erstellen (z. B. auf Basis großer Sprachmodelle), kann dies eine erhebliche Zeitersparnis bedeuten und Kreativität freisetzen. Lehrkräfte könnten etwa einen Rohentwurf mit Vorgaben (Lernziel, Klassenstufe, Thema) eingeben und diesen dann didaktisch überarbeiten lassen. Auf diese Weise bleibt die Lehrkraft im Zentrum der Gestaltung – die KI-Funktionalität fungiert als produktive „Stütze“. Aber auch Lernende können Beispieltexte entwerfen lassen, die sie kritisch bewerten, verbessern oder erweitern können.

  • Effizienzgewinn durch schnellere Erstellung von Materialien, wodurch mehr Raum für individuelle Förderung bleibt.

  • Differenzierung: Mit KI lassen sich rasch Varianten für unterschiedliche Leistungsniveaus oder Lernformen erzeugen.

  • Kreative Impulse: KI-Generierung kann Anregungen liefern, die Lehrkräfte weiterentwickeln.

  • KI-Anwendung ersetzt nicht die pädagogische Urteils- und Überarbeitungskompetenz der Lehrkraft.

  • Die Auswahl geeigneter Inhalte, die didaktische Sequenzierung und die Planung von Lernprozessen bleibt Kernaufgabe.

  • Ein Einsatz von KI als Ghostwriter immer als unterstützendes Element, nicht als Ersatz für Lehrplanung.

Szenario für den Einsatz im Unterricht:

KI als Schreibassistenz

Erstellung eines argumentativen Texts durch eine KI-Funktionalität

Kritische Analyse eines KI-generierten Textes

Hörverstehen mit Audio

Audioformate einfach erstellen

Verfügbare kostenlose Anwendungen

Um rechtssicher und einfach mit KI-Anwendungen im Unterricht arbeiten zu können, stehen Ihnen in Bayern folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

Bilder unterhalb dieses Akkordeons ändern sich je nach offenem Akkordeon Eintrag.

Der Chatbot “telli” des FWU wurde im Rahmen des deutschlandweiten Projektes “AIS” entwickelt. Die Freischaltung erfolgt am 15.12.2025

Sie können den Chatbot kostenlos und rechtssicher nutzen. Voraussetzung ist die Aktivierung durch den ByCS-Administrator an Ihrer Schule - eine Anleitung zur Aktivierung gibt es hier zum Download.

Weiter Infos finden Sie hier.

Ein Symbol für den telli-Button im Dashboard finden Sie hier.

Die KI-Integration in der Lernplattform der ByCS

Diese Anwendung kann direkt in der ByCS in der Lernplattform integriert und freigeschaltet werden. Im Moment steht dieses Angebot nur ausgewählten Schulen zur Verfügung. Sie können sich über das KMS vom 27.11.2025 bewerben.

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