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Kinder, Jugendliche und das Internet der Dinge

In unserer modernen digitalisierten Welt sind Menschen bereits sehr umfassend miteinander vernetzt. Zunehmend können sogar immer mehr unserer alltäglichen Gebrauchsgegenstände miteinander kommunizieren. Diese Entwicklungen betreffen auch unsere Kinder und Jugendlichen. Viele dieser Anwendungen erleichtern uns das Leben, schaffen einfachere und niedrigschwelligere Zugänge zum Internet auch für unsere Kleinsten. Sie bringen jedoch zum Teil auch tiefgreifende Eingriffe in unsere Privatsphäre und unsere Selbstbestimmheit mit sich. Dabei muss stets nach einer ausgewogenen Balance zwischen dem Schutz der Privatsphäre, dem funktionalen Nutzen sowie der Selbstbestimmtheit der Heranwachsenden gesucht werden.

Smarte Geräte im Kinderzimmer

Immer mehr Alltagsgegenstände sind smart. Das bedeutet, dass sie mit dem Internet verbunden werden können. Dadurch lassen sie sich auch untereinander vernetzen. Man spricht daher auch vom Internet der Dinge. Die Anwendungen im Haushalt sind vielfältig. Von vernetzten Rollläden und Lampen, die sich via Smartphone steuern lassen bis zu Kühlschränken, Waschmaschinen und Heizungsanalagen, die bequem über das Internet konfiguriert und kontrolliert werden können. Es bleibt dabei nicht aus, dass smarte Gegenstände auch den Weg ins Kinderzimmer finden: der digitale Sprachassistent spielt die Wunschmusik, der Smart TV sucht auf Sprachbefehl nach dem gewünschten Film im Streamingportal, aus dem Teddybären erklingt das von Oma eingesungene Abendlied. Über die Smartwatch können die Eltern jederzeit feststellen, ob das Kind noch in der Schule ist oder sich mal wieder auf dem Heimweg verbummelt hat.

Begriffsbestimmung

Smart TVs sind Fernsehgeräte, die längst nicht mehr auf den linearen Konsum ausgerichtet sind. Sie bieten über das Internet auch Zugriff auf Mediatheken und weitere Internetanwendungen. Digitale Sprachassistenten erfreuen sich in allen Altersklassen zunehmender Beliebtheit. Sie können in Smartphones integriert sein, sind aber auch in separaten Geräte (z. B. Alexa, Siri ) zu erwerben. Bei Letzteren handelt es sich um Lautsprecherboxen, die mit dem Internet verbunden und per Sprachbefehl gesteuert werden. Sie werden auch als Smartspeaker bezeichnet.

Arten von Smarttoys, CC BY-NC 4.0 Bettina Vogl

Darüber hinaus werden viele Spielzeuge inzwischen zu smarten Produkten weiterentwickelt. Sie werden auch Smart Toys genannt. Neben der Verbindung mit dem Internet weisen auch sie meist Funktionen der Sprachsteuerung auf, was besonders die Zielgruppe der Kinder anspricht, die noch nicht Lesen und Schreiben können.

Chancen

Digitale Sprachassistenten zeichnen sich durch ihre einfache Bedienbarkeit aus. Sogar Kinder, die noch nicht Lesen und Schreiben können, können die Geräte mittels Sprachbefehl steuern. Weder ein Display noch eine Eingabemaske ist vorhanden. So können bereits Kindergartenkinder mittels Spracheingabe ihr Lieblingshörspiel abspielen lassen. Sowohl Sprachassistenten als auch Smart TVs bieten Zugriff auf das Internet und alle damit verbundenen Informationsmöglichkeiten. Darüber hinaus ist meist kein zusätzliches teures Endgerät, wie Computer oder Tablet, notwendig.

Wie funktionieren Smart Speaker? CC BY-NC-ND 4.0 klicksafe

Risiken

Viele Geräte im Smart Home werden durch Sprachbefehle gesteuert. Dazu sind Mikrofone notwendig, die in digitalen Sprachassistenten, Smart Toys, aber auch in mobilen Endgeräten (wie z. B. Smartwatch, Smartphone oder Tablet) verbaut sind. Die Aktivierung der Sprachassistenten erfolgt meist über ein Schlüsselwort. Damit die Anwendung dieses Schlüsselwort auch erkennt, ist das Mikrofon ständig aktiviert. Alle gesprochenen Wörter werden auf dieses Wort hin untersucht.

Somit lässt sich ein Missbrauch unserer Daten nicht sicher ausschließen. Zum einen durch die Anbieter selbst. Zum anderen bieten die Systeme eine Angriffsfläche für Cyberkriminelle.

Ohne wirksame Jugendschutzeinstellungen bieten die internetfähigen Geräte alle Gefahren und Stolpersteine, die auch ein mobiles Endgerät bietet. Erwachsene unterschätzen die Einsatzbereiche solcher Geräte oftmals. So kann es z. B. zu unangenehmen Überraschungen kommen, wenn sich das Kind die Matheaufgaben oder die Englischvokabeln von der netten Frau im Sprachassistenten lösen lässt.

Smarte Geräte gehören also ohne entsprechende Schutzeinstellungen oder -einschränkungen auf keinen Fall unbeaufsichtigt ins Kinderzimmer!

Smarte Uhren (Smartwatches)

© istock.com/Lilanakani

Definition

Eine Smartwatch ist eine Uhr, die am Handgelenkt getragen wird. Anders als eine digitale Uhr, kann sie jedoch mit dem Smartphone, dem Internet und sogar dem Mobilfunknetz verbunden werden. Sie zählt damit zu den Wearables. Das sind kleine, vernetzte Computer, die am Körper getragen werden können. (BSI)

Laut JIM-Studie 2023 haben bereits 33 % der Jugendlichen eine Smartwatch. Beobachtbar ist, dass Smartwatches vor allem bei Grundschulkindern zunehmen. Eltern möchten, dass ihre Kinder in diesem Alter noch kein eigenes Smartphone haben. Sie möchten sie jedoch trotzdem erreichen und kontrollieren können.

Smartwatches ermöglichen es zu telefonieren, Nachrichten zu versenden oder Musik zu hören. Je nachdem, welche Sensoren verbaut sind, bieten die Modelle auch zusätzliche Funktionen an. Die meisten Modelle beinhalten mittlerweile einen Schrittzähler. Aber auch die Registrierung und Dokumentation von Körperdaten ist möglich. Neben der Erfassung der Herzfrequenz gibt es bereits Geräte, die den Blutsauerstoffgehalt angeben, den Blutdruck messen oder eine Analyse der Körperzusammensetzung durchführen können. Im Bereich der digitalen Selbstoptimierung können mit den entsprechenden Smartwatches auch die Schlafqualität oder die Kalorienaufnahme bzw. der Kalorienverbrauch erfasst und überwacht werden.

© istock.com/Anna Terekhova

Via GPS können die Uhren zudem zur Standortbestimmung oder als Navigationsgerät genutzt werden. Modelle, die sich gezielt an Kinder oder Senioren richten verfügen auch über eine GeoFence-Funktion. Dabei wird vorab ein bestimmtes Areal definiert. Verlässt die Trägerin oder der Träger der Uhr diesen Bereich, wird automatisch eine Kontaktperson informiert. Viele Hersteller bieten des Weiteren die Integration eines Sprachassistenten (s.o.) an.

Den Herstellern und Nutzern wurden jedoch auch Grenzen gesetzt. So sind Uhren oder Geräte mit Voice Monitoring-Funktionen mittlerweile verboten. Damit könnten Eltern nämlich auf Knopfdruck die Mikrofonfunktion aktivieren und die Umgebungsgeräusche oder Gespräche ihrer Kinder mitverfolgen. (vgl. klicksafe, 2023)

Chancen

Jugendliche nutzen Smartwatches für ähnliche Zwecke wie Erwachsene. Zum einen können Nachrichten ganz einfach über die Uhr gelesen, vorgelesen oder angehört werden. Zum Tippen von Nachrichten eignen sich die kleinen Displays nicht. Antworten können jedoch recht einfach mittels Spracherkennung oder Sprachnachricht übermittelt werden.

Auch diverse Apps zur Selbstoptimierung erfreuen sich mittlerweile großer Beliebtheit. Am weitesten verbreitet ist hierbei der häufig integrierte Schrittzähler. Je nach verknüpfter App gibt es hier diverse Angebote, die selbstgesetzten Schrittziele durch Anreizsysteme zu erreichen. Aber auch das Tracking von Gewicht und Kalorienaufnahme wird von körperbewussten Jugendlichen genutzt, um in Form zu bleiben. Smartwatches können damit einen Beitrag zur Gesundheitsprävention leisten.

Für Eltern bieten Smartwatches und deren Kontrollfunktionen eine (vermeintliche) Sicherheit. Sie können jederzeit den Standort ihres Kindes nachvollziehen und sie via Anruffunktion erreichen. Die Kinder selbst können in kritischen Situationen sehr einfach und schnell die hinterlegten Ansprechpartner anrufen oder einen Notruf absetzen.

Risiken

Grundsätzlich ist das Sammeln von persönlichen Daten immer kritisch zu sehen. Kommerzielle Anbieter erhalten mittels der entsprechenden Apps gegebenenfalls Zugriff auf eine Vielzahl von sehr sensiblen Gesundheits- und Bewegungsdaten.

Vor dem Hintergrund der Schönheitsideale, die heute vor allem über Influencerinnen und Influencer in den Sozialen Medien verbreitet werden, bieten Wearables und Smartwatches jedoch auch Risiken. Der Drang zur Selbstoptimierung und die sozialen Erwartungen durch den Wettbewerbsdruck in den entsprechenden Communities kann Stress verursachen. Das Nacheifern von nicht zu erreichenden Schönheitsidealen kann zu Essstörungen oder Überlastungen durch sportliche Aktivitäten führen. Wearables verstärken dieses Bedürfnis nach Selbstoptimierung, da sie stetig den aktuellen Zustand bzw. das Verhalten sichtbar machen.

Im Hinblick auf die Nutzung der Überwachungs- bzw. Kontrollmöglichkeiten durch Eltern empfiehlt die Initiative „SCHAU HIN!“, diese Funktionen sehr zurückhaltend einzusetzen. Zum einen stellen sie ein Sicherheitsrisiko dar. Wenn Eltern die Standortdaten abgreifen und die Mikrofonfunktion unbemerkt aktivieren, können die Schnittstellen und Übertragungsprotokolle unter Umständen auch gehackt werden. Zum anderen greifen Eltern damit in die Privatsphäre der Kinder ein. Eine ständige Überwachung und Kontrolle kann zudem bei den Heranwachsenden Stress auslösen und ihr Selbstbewusstsein mindern. Kindern wird der Eindruck vermittelt, dass sie nicht alleine zurechtkommen. Kinder von übertrieben fürsorglichen Eltern können im Erwachsenenalter dazu neigen, überängstlich zu reagieren.

© istock.com/EkaterinaKu

Smartwatches an Schulen

Smartwatches zählen zu den digitalen Endgeräten, die nach Art. 56 Abs. 5 BayEUG im Unterricht und bei Schulveranstaltungen nur gestattet sind, wenn es die Aufsicht führende Person erlaubt. Außerhalb der Unterrichtzeiten gelten die jeweiligen schulspezifischen Regelungen zur Nutzung von privaten digitalen Endgeräten.

Im Alltag kommt es immer wieder vor, dass Eltern darauf bestehen, dass Schülerinnen und Schüler ihre Smartwatch auch im Unterricht tragen. In einigen Fällen kann dies auch sinnvoll begründet sein. Zum Beispiel in Fällen, in denen die Smartwatch als medizinisches Hilfsmittel (z. B. für das Ablesen von Blutzuckerwerten) eingesetzt wird. Die Schulleitung kann in diesen Fällen ohne Weiteres eine Ausnahmegenehmigung erteilen. Der Sachverhalt sollte jedoch innerhalb des Klassenverbandes besprochen werden, damit sich die anderen Schülerinnen und Schüler, denen das Tragen der Uhr nicht gestattet ist, nicht benachteiligt fühlen.

Einige Grundschulkinder tragen Smartwatches, weil Eltern sich damit eine erhöhte Sicherheit versprechen. Die Kinder können so auf dem Schulweg geortet werden und im Notfall die Eltern anrufen oder einen Notruf absetzten. Diese Funktionen werden während des Unterrichts jedoch nicht benötigt, da immer eine Lehrkraft als Ansprechperson vor Ort ist. Die Smartwatch sollte dann, wie das Smartphone, ausgeschaltet in der Schultasche verbleiben.

Weiterführende rechtliche Hinweise zur privaten Nutzung digitaler Endgeräte in der Schule finden Sie hier:

Unterrichtsmaterialien

Mit folgenden Materialien können Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern die Funktionen sowie die Chancen und Risiken von digitalen Sprachassistenten erarbeiten:

  • Smart Speaker und digitale Sprachassisstenten

    Dieses umfangreiche Komplettpaket von Mediasmart enthält diverse Unterrichtsvorschläge zum Thema digitaler Sprachassistent, die neben kurzen Animationsvideos auch Arbeitsblätter und ein interaktives Quiz enthalten. Flankierend werden Materialien für die Elternarbeit angeboten.

    Zielgruppe: 5.-10. Jahrgangsstufe

    Art des Materials: Unterrichtsmaterial + Materialien für die Elternarbeit

    Medienteilkompetenzen: 5.4

  • Digitaler Sprachassistent

    In diesem 10-minütigen Video des WDR erklärt Ralph Caspers kindgerecht die Funktion eines Sprachassistenten und klärt dabei auch über die Chancen und Risiken auf.

    Zielgruppe: 1.-4. Jahrgangsstufe

    Art des Materials: Video

    Medienteilkompetenzen: 5.4

  • Alexa, Siri & Co.: Chancen und Risiken von Sprachassistenten

    Dieses ca. 3-minütige Video von klicksafe stellt anhand von Alltagsbeispielen dar, welche Chancen und Risiken die Nutzung von Sprachassistenten bieten. Zudem werden Begleitmaterialien für die Arbeit im Rahmen von Peer to Peer-Projekten angeboten. Diese finden Sie hier.

    Zielgruppe: 5.-10. Jahrgangsstufe

    Art des Materials: Video + Begleitmaterial für Peer to Peer-Projekte

    Medienteilkompetenzen: 5.4

    Hinweis: Das Youtube-Video ist im 1:1-Kontext nicht datenschutzkonform einsetzbar.

  • Belauscht? Was Sprachassistenten von uns wissen

    Mit Projekt 1 (S. 15-19) der klicksafe-Handreichung „Wie wir leben wollen – Chancen und Risiken der digitalen Zukunft“ können Sie die Vorteile und Gefahren der digitalen Vernetzung am Beispiel von Sprachassistenten näherbringen. Ein Arbeitsblatt mit Beispielen von Smarthome-Anwendungen bildet den Einstieg in die 45-minütige Unterrichtseinheit. Anschließend wird anhand einer Grafik die Funktion von Sprachassistenten erarbeitet, woran sich die Gegenüberstellung von Chancen und Risiken der Nutzung anschließt.

    Zielgruppe: 7.-10. Jahrgangsstufe

    Art des Materials: Unterrichtsmaterial

    Medienteilkompetenzen: 5.4

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