Behaviorismus
Positives Feedback verstärkt erwünschtes Verhalten - auch beim Einsatz digitaler Medien
Von überladenen Textwüsten bis Hochglanzbilder-Show haben sie schon alles gesehen? Sie wollen wissen, wie Folien gestaltet sein sollen, damit alles drauf ist, aber nicht einfach abgelesen wird? Dieser Beitrag liefert einen Überblick zu mediendidaktischen Grundsätzen, die bei der Erstellung von Präsentationen wichtig sind. Die Anregungen können Sie sowohl für Ihre eigenen Vorträge als auch als Tipps für Lernende einsetzen.
Die Bedeutung bildhafter Medien im Vergleich zu Texten hat in den letzten Jahren zugenommen. Das ist auch nicht erstaunlich, denn durch Präsentationen mit visuellen Elementen lassen sich Inhalte leichter verständlich darbieten. Sinnvoll konzipierte Präsentationen können zudem die Interaktion zwischen Erklärenden und Zuhörenden positiv unterstützen.
Beim multimedial gestützten Lernen werden Informationen sowohl über den visuellen Kanal (Sehen) als auch über den auditiven Kanal (Hören) aufgenommen. Über den visuellen Kanal kann in kurzer Zeit mehr Inhalt präsentiert werden als über den auditiven Kanal, etwa durch Texte und Abbildungen. Wegen der längeren Verarbeitung über das Hören ist die Sprechgeschwindigkeit ein limitierender Faktor bei Präsentationen. Das sollte auch bei der Foliengestaltung berücksichtigt werden.
Bilder können dagegen sehr viel schneller wahrgenommen und verarbeitet werden als gesprochene und gelesene Texte. Die geschickte Verknüpfung von visuellen und auditiven Inhalten kann die Verarbeitung erhöhen. Für die Foliengestaltung ergeben sich daraus folgende Empfehlungen:
Was mündlich gesagt wird sollte nicht genauso auf einer Folie stehen. Folien sind kein Skriptersatz!
Gut gestaltete Präsentationen sind nicht selbsterklärend - sie erweitern den mündlichen Vortrag um eine visuelle Komponente.
Texte lesen und gleichzeitig zuhören ist nicht möglich. Zuhörende müssten sich insbesondere bei längeren Texten entscheiden, ob sie sich auf die Folie oder auf den mündlichen Vortrag konzentrieren. Diesen lernhinderlichen split attention effect gilt es zu vermeiden.
Nutzen Sie Hervorhebungen auf der Folie als visuelle Anker und erklären jeweils mündlich dazu, was zu sehen ist. Eine zusätzliche Beschreibung in Textform würde unnötige Aufmerksamkeit binden.
Bei der Auswahl von Bildern für Präsentationen muss zunächst überlegt werden, ob die Bilder notwendig oder entbehrlich für den Vortrag sind:
Einerseits sollte eine unnötige Überlastung des Arbeitsgedächtnis mit rein dekorativen Bildern oder Animationen vermieden werden.
Andererseits kann ein gezielter Einsatz die Motivation erhöhen. Die Steigerung der Wiedererkennung kann hingegen ein Beispiel dafür sein, dennoch dekorative Bilder und Elemente sparsam zu verwenden.
Strukturbilder machen Folien leichter verständlich. Setzen Sie dazu etwa Mindmaps oder Flowcharts ein.
Bestimmte Gestaltgesetze unterstützen die Zuhörenden bei der schnellen Orientierung in Abbildungen. Mehr Informationen dazu finden Sie weiter unten in diesem Beitrag.
Animationen von abstrakten Inhalten (z. B. Diagramme) bieten einen entscheidenden Vorteil gegenüber statischen Abbildungen auf Arbeitsblättern oder Buchtexten: Die visuelle Aufmerksamkeit wird gelenkt.
Das Aufdecken von Inhalten innerhalb einer Folie hilft dabei, Komplexität zu reduzieren. Im nebenstehenden Beispiel wird etwa jeder Abschnitt des Diagramms nacheinander eingeblendet.
Verwenden Sie Hervorhebungen um den Fokus auf bestimmte Bereiche innerhalb einer Folie zu richten. Dieses Signalisieren reduziert die kognitive Belastung (cognitive load) bei den Lernenden messbar: Sie brauchen keine Zeit für die Suche nach relevanten Inhalten und können sofort das Wesentliche erkennen.
Nutzen Sie Getaltungselemente wie Schriftgröße, Kästen und Markierungen um dies zu erreichen. Im Beispiel sehen Sie den Effekt solcher Möglichkeiten.
Visualisierungen machen Inhalte leichter verständlich. Strukturbilder wie Mindmaps oder Flowcharts bedienen sich dabei der Merkmale der Gestaltpsychologie. Diese beschäftigen sich mit der Wahrnehmung von bildlichen Darstellungen. Bestimmte Gestaltgesetze unterstützen dabei, sich leichter und schneller Orientierung bei Abbildungen auf Präsentationsfolien zu verschaffen.
Elemente, die zueinander näher angeordnet sind, werden als zusammengehörig interpretiert.
Elemente, die ähnlich zueinander sind (hier gleiche Farbe), werden als zusammengehörig interpretiert
Elemente, die eine Symmetrie aufweisen, werden leichter erkannt als Elemente, die einzeln stehen.
Flächen, die von einer Linie eingerahmt sind, werden leichter als solche wahrgenommen.
Elemente, die miteinander in Verbindung stehen, werden als Einheit wahrgenommen.
In Präsentationssoftware gibt es häufig vorgefertigte Strukturbilder, die nach den Gestaltgesetzen entworfen sind. Die Verwendung dieser Strukturbilder kann den Betrachter intuitiv beim Nachvollziehen einer Erklärung unterstützen.
Gut erstellte Präsentationen lassen sich direkt um eine Tonspur erweitern. Auf diese Weise lässt sich aus Ihren Folien und dem mündlichen Vortrag ein Erklärvideo erstellen. Dazu benötigen Sie eine Software, die den Bildschirm filmt (screen capture). Alternativ können Sie auch die Präsentationsoftware nutzen: Exportieren Sie die Präsentation in ein gängiges Videoformat (z. B. MP4).
Wenn Sie vorab für jede Folie eingestellt haben, wie lange diese angezeigt werden soll, hat der spätere Film bereits die richtige Länge. Die fertige Datei benötigt nun noch die Audiospur, die sie mit einem Mikrofon aufzeichnen. Über ein Videobearbeitunsprogramm können Sie Film und Audiospur zusammenfügen.
Erfahren Sie alles rund um den Einsatz von Erklärvideos im Unterricht. Neben Informationen zur Lernwirksamkeit und zu Qualitätskriterien für Erklärvideos finden Sie auch Tipps zum Auffinden geeigneter Videos sowie zum Einsatz im eigenen Unterricht.
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