Interview: Selbstgesteuertes Lernen
In diesem Interview erfahren Sie mehr über die Erfahrungen der Realschule Großostheim bei der Elemente das selbstregulierten Lernens im 1:1-Setting.
Die Realschule Großostheim ist eine Schule im nördlichen Unterfranken, welche sich mit ihren knapp 600 Lernenden im Jahr 2019 auf den Weg machte, Tablets in den Unterricht einzubinden. Seit Beginn des Schuljahres 2022/2023 gibt es eine flächendeckende 1:1-Ausstattung mit mobilen Endgeräten. Die Arbeit mit Tablets als eine multimediale Ergänzung im Unterricht hat über die Jahre dazu geführt, dass Elemente das selbstregulierten Lernens als eine vielversprechende Bereicherung des Unterrichts identifiziert wurden. Deswegen hat man sich entschlossen, diese als erstrebenswertes Ziel der Schulentwicklung zu definieren.
Die Tablets sollen also nicht nur zu einer Digitalisierung des vorhandenen Unterrichts dienen. Vielmehr sollen Schülerinnen und Schülern durch von Lehrkräften vorbereitete, selbstgesteuerte Unterrichtssituationen Spielräume geboten werden, um mehr Einfluss auf ihren Lernfortschritt zu haben.
Das bayerische Qualitätstableau nennt zahlreiche Indikatoren, die den Einsatz digitaler Medien zur Unterstützung der individuellen Förderung und Selbststeuerung der Lernenden beschreiben. Es diente daher als Entwicklungsgrundlage für die Schwerpunktsetzung der Realschule Großostheim.
Die zahlreichen Begrifflichkeiten und Definitionen rund um das selbstgesteuerte Lernen machen eine genaue Definition schwer. Entscheidend sind jedoch die einzelnen Faktoren innerhalb des Lernprozesses, auf welche sich die Selbststeuerung auswirken:
Lernorganisation: Die oder der Lernende trifft Entscheidungen über Lernorte, Zeitpunkte, Lerntempo, Ressourcen, Verteilung und Gliederung des Lernstoffs und Lernpartner.
Lernkoordination: Die oder der Lernende übernimmt die Abstimmung des Lernens mit anderen Tätigkeiten und Anforderungen in Beruf und Familie.
Lernzielbestimmung: Die oder der Lernende wählt die Lerninhalte selbst aus und legt die Lernziele fest.
Lern(erfolgs)kontrolle: Die oder der Lernende kontrolliert selbst den Fortschritt seines Lernens und seinen Lernerfolg.
Subjektive Interpretation der Lernsituation: Die oder der Lernende sieht, definiert und empfindet sich als selbstständig im eigenen Lernprozess.
Bei Betrachtung dieser Eckpunkte wurde schnell klar, dass eine ganzheitliche und sofortige Umsetzung dieses Konzepts nicht möglich war. Folglich fokussierte sich die Schule auf einige Punkte:
Lernorganisation: Die Schülerinnen und Schüler treffen die Entscheidung über den Lernort, das Lerntempo, die Verteilung des Lernstoffes innerhalb der Unterrichtseinheit und die Lernpartner.
Lernkontrolle: Die oder der Lernende kontrolliert selbst im Abgleich mit Lernplänen den Fortschritt seines Lernens.
Subjektive Interpretation der Lernsituation: Die oder der Lernende sieht, definiert und empfindet sich als selbstständig im Lernprozess.
Bei der Umsetzung des Unterrichtskonzepts „Selbstgesteuertes Lernen“ entschied sich die Realschule Großostheim dazu, das Konzept in zwei fünften Klassen auszuprobieren. Dabei sollte die Umsetzung einfach unter den in der Schule vorgegebenen organisatorischen Gegebenheiten ablaufen. Eine Beibehaltung der gewöhnlichen Stundentafel, die Verwendung von normalen Klassenräumen, die Durchführung gewöhnlicher Prüfungsformate und die Verwendung der für die gesamte Schule zur Verfügung stehenden Klassenzimmertechnik war dabei Voraussetzung. Ergänzt wurden diese Rahmenbedingungen um einige für das „Selbstgesteuerte Lernen“ als Unterrichtskonzept angesehene Faktoren:
Durch die Verwendung von multimedialen Lernheften entsteht ein leichter und barrierefreier Zugang zu Unterrichtsinhalten.
Durch die Einrichtung einer Lernlandschaft mit flexiblem Mobiliar wurde eine Möglichkeit geschaffen, das Lernen in verschiedenen Gruppenkonstellationen zu unterstützen.
Mit Hilfe von Flurberechtigungen in Form von Aufklebern wurden die Klassenzimmer geöffnet und Schülerinnen und Schülern ist es möglich, an verschiedenen Orten im Schulhaus zu lernen. An den Aufklebern erkennen Lehrkräfte, dass die Lernenden an den jeweiligen Orten auch sein dürfen.
Gerade in den Hauptfächern empfiehlt es sich, Doppelstunden zu nutzen, um Zeit für den individuellen Lernprozess, aber auch für Fragen und Austausch zu bieten.
Zudem sollten für eine erfolgreiche Umsetzung des selbstgesteuerten Lernens einige didaktische Prinzipien als Leitlinien eingehalten werden. Die Realschule Großostheim hat sich folgenden Zehn-Punkte-Plan gesteckt:
Lernende in ihrer Selbstwahrnehmung bestärken und Kompetenzen und Stärken bewusst machen
Chancen für das Erproben, Trainieren und Etablieren neuer Verhaltensweisen ermöglichen
Modularisiert und differenziert gestaltete Lernangebote anbieten, um individuelle Schwerpunkte und Zielsetzungen bei Lernenden zu ermöglichen
Lernende aktiv am Gestaltungsprozess ihres Lernprozesses teilhaben lassen
Offenheit gegenüber neuen Entwicklungen im Lernprozess zeigen
Reflexion der Lernprozesse gemeinsam mit den Lernenden anregen
Entscheidungsfreiheit im Lernprozess für Lernende Schritt für Schritt erhöhen
Chancen für gemeinsames und kooperatives Lernen schaffen
Lernangebote schaffen, die sich an den Bedürfnissen der Lernenden orientieren müssen
Lernangebote so lebensnah und praxisnah wie nur irgendwie möglich gestalten
In diesem Interview erfahren Sie mehr über die Erfahrungen der Realschule Großostheim bei der Elemente das selbstregulierten Lernens im 1:1-Setting.
Im folgenden Beitrag erhalten Sie didaktische Hinweise und Praxisimpulse zum Einsatz multimedialen Bücher und Arbeitsheften
Die Schwerpunktsetzung auf das Unterrichtsprinzip des selbstgesteuerten Lernens hat im Bereich der Fortbildungsplanung zur Folge, dass diese darauf angepasst werden muss. Die Lehrkräfte müssen dazu befähigt werden, diese Vorstellungen des Lernens sicher umzusetzen. Ein passendes Fortbildungskonzept unterstützt hierbei und schafft die Rahmenbedingungen für einen kollegialen Austausch. Wie dieses entstanden ist, berichtet die Schule in folgendem Beitrag:
Fortbildungsplanung der Realschule Großostheim
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Didaktische Hinweise und Unterstützungsmaterialien zum Einsatz von Comics in den MINT-Fächern
Die Kamera bietet die einzigartige Möglichkeit, die Lernenden zu animieren, Dialogaufgaben überzeugend zu gestalten.