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Schulübergreifende Kollaboration stärken: Ein Erfahrungsbericht der Gymnasien Oberhaching, Kirchheim und des Franz-Marc-Gymnasiums Markt Schwaben

Wie kann schulübergreifende Kollaboration initiiert, gestaltet und etabliert werden? Der folgende Artikel zeigt, wie ein Vernetzungstreffen verschiedener Schulen im Bereich der digitalen Schulentwicklung organisiert und durchgeführt werden kann. Konkret werden die Überlegungen am Beispiel des Vernetzungstreffens dreier Gymnasien aus dem Bezirk Oberbayern Ost illustriert, die ihre Konzepte zur Umsetzung der 1:1-Ausstattung ausgetauscht und gemeinsam Unterrichtsideen entwickelt haben.

1. Kollaboration in der Digitalität

  • „Digitalität eröffnet neue Räume. Daher ist es unser Ziel, Kollaboration nicht nur schulintern zu leben. Der Austausch mit anderen zum Thema 1:1-Ausstattung zeigt, dass alle mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen haben und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, gemeinsam Lösungen zu finden, einander durch neue Ideen und Impulse zu befruchten. Es ist toll zu sehen, wie sich Schulen gegenseitig unterstützen und wie produktiv und bereichernd Zusammenarbeit sein kann.“  

    Anca Paar, Franz-Marc-Gymnasium 

  • „Ähnlich wie die Kooperationen im Kreis der Modusschulen in Oberbayern Ost, die es in dieser Form leider nicht mehr gibt, war der Austausch mit den Gymnasien aus Markt Schwaben und Oberhaching sehr gewinnbringend für alle Beteiligten. Die ausgetauschten Ideen und Konzepte sind wertvolle Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung der Arbeit mit digitalen Endgeräten.“

    Bernd Lemanczyk, Gymnasium Kirchheim

  • „Wir wollen den nächsten Schritt von der ‚Digitalisierung‘ hin zur ‚Digitalität‘ gehen. Neben der Vertiefung der Medienerziehung bedeutet dies für uns die Neugestaltung des Unterrichts durch den Einsatz digitaler Endgeräte, wenn auf diesem Weg neuartige kreative, kollaborative und produktive Aufgabenformate (SAMR-Modell nach Puentedura 2012) ermöglicht werden. Dafür braucht es auch bei den Lehrkräften viel Innovationswillen und den Mut, neue Dinge auszuprobieren. Im Team und besonders im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen auch über die eigene Schule hinaus, können hier zukunftsweisende Ideen entwickelt werden, von denen viele andere Schulen profitieren können.“

    Johannes von der Forst, Gymnasium Oberhaching 

2. Gemeinsame Ziele und Schwerpunkte finden

Obwohl sich die Schulen teilweise in der organisatorischen und technischen Umsetzung unterscheiden, verbindet sie alle das gemeinsame Ziel, die Einführung der 1:1-Ausstattung als Chance zu nutzen, um beispielsweise gezielt und systematisch die Medienkompetenzen der Lernenden zu fördern und Unterricht weiterzuentwickeln.

Allein aus der technischen Realisation werden bereits Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich, die Anknüpfungspunkte für Kollaboration bieten können. Mit Blick auf die Handlungsfelder ergeben sich nun konkrete inhaltliche Schwerpunkte als Orientierung für die Kollaboration.

  • Erfahrungsaustausch über Einsatz mit und ohne MDM

  • Diskussion über Vor- und Nachteile einheitlicher Hardware

  • Ausgestaltung Klassenzimmertechnik

  • Zugang zum WLAN für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte

  • Gestaltung der Erziehungspartnerschaft im Bereich Medienpädagogik und Mediendidaktik

  • Mitwirkung der Schülerinnen und Schüler bei der Ausgestaltung und Umsetzung des Medienkonzeptes

  • Einbindung von externer Expertise

  • Formen fachinterner und fächerübergreifender schulinterner und schulübergreifender Kollaboration

  • Medienkonzept: Ideen, Umsetzung, Überarbeitung

  • Formen interner Evaluation

  • Anwendungen der BayernCloudSchule gezielt nutzen

  • (Weiter-) Entwicklung von Schulungskonzepten für Lehrkräfte, Lernende und Eltern zum Umgang mit dem digitalen Endgerät

  • Chancen und Grenzen von Peer-to-Peer-Konzepten

  • Bewährte schulinterne Formen der Zusammenarbeit und des Austausches

  • Einsatz und Entwicklung von digitalen Lernaufgaben

  • Austausch von Unterrichtsideen (auf der Lernplattform mebis)

  • Umsetzung des Medienführerscheins

  • Anleitung und Bewertung digitaler Lernprodukte

  • Unterrichtsideen zu einem didaktischen Schwerpunkt z.B. Kollaboration, Individualisierung usw.

Wichtig war uns, dass im Vorfeld die Zielsetzung des Vernetzungstreffens festgelegt und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern klar kommuniziert wird. Für das erste Vernetzungstreffen definierten wir folgenden Schwerpunkte:

Schwerpunkte aus den Handlungsfeldern „Schule kooperativ gestalten“ und „Unterricht weiter entwickeln“

  • Austausch von bewährten Methoden und Unterrichtsideen in der 1:1-Ausstattung und gemeinsame Entwicklung von Unterrichtsmaterialien

  • Formen fachinterner und fächerübergreifender schulinterner und schulübergreifender Kollaboration

„Retro, Review, Daily und Planning“ – Agiler Austausch und Begegnung zum ganzheitlichen Einsatz von Medien in der 1:1 Ausstattung

Der Titel der Veranstaltung leitete sich aus dieser Zielsetzung ab und benennt zugleich die Methode des agilen Projektmanagements, mit der die Veranstaltung geplant und durchgeführt wurde. 

3. Organisation und Planung der Veranstaltung

Die Organisation und die Planung der Veranstaltung erfolgte in Videokonferenzen durch ein kleines Team mit jeweils ein bis zwei Vertreterinnen und Vertretern aus jedem der drei Gymnasien. Ergänzend wurden auf einer digitalen Pinnwand die wichtigsten Ergebnisse, Planungsschritte und Aufgaben dokumentiert.

I. Rahmenbedingungen für das Vernetzungstreffen setzen

  • Wer? insg. 20 Lehrkräfte

  • Wann? Di, 28.3.23/29.3.23

  • Wo? Institut für Lehrerfortbildung Gars am Inn

  • Wie? Agile Planung der Veranstaltung in einem Steuerungsteam mit jeweils ein bis zwei Koordinatoren aus einer Schule

II. Festlegung der Tagesordnungspunkte und der Verantwortlichen

  • Die Tagesordnung beinhaltet neben dem gemeinsamen Austausch ebenso einen Vormittag, an dem jede Schule intern arbeitet. Hier werden auch die Zuständigkeiten für die einzelnen Tagesordnungspunkte klar benannt, damit die Vorbereitung der Veranstaltung unter den Schulen aufgeteilt wird.

III. Nutzung digitaler Möglichkeiten zur Begleitung des Treffens

Neben dem Austausch in Videokonferenzen zur Vorbereitung des Treffens bietet es sich an, die inhaltliche Planung in einem kollaborativen Textdokument oder über eine digitale Pinnwand zu gestalten. So können zunächst Ideen gesammelt und dann im Anschluss gemeinsam strukturiert und systematisiert werden.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben auf diese Weise einen Überblick über den Ablauf und alle sind immer über den aktuellen Stand der Planung informiert.

IV. Nutzung digitale Möglichkeiten zur Etablierung der Zusammenarbeit

Für Sammlung und Multiplikation von Unterrichtsmaterial wurde ein gemeinsamer mebis-Kurs eingerichtet.

Ideen zur methodischen Umsetzung

  • Als Alternative zu einer klassische Vorstellungsrunde kann man das Kennenlernen spielerisch gestalten. Beim Kennenlern-Bingo geht es darum, sich mit möglichst vielen Personen anhand vorgegebener Fragen auszutauschen. So kommt man auch auf einer persönlichen Ebene ins Gespräch und man schafft gleich zu Beginn der Veranstaltung eine lockere Atmosphäre.

  • Die Methode des World-Cafés bietet sich an, um gemeinsam über Fragen zu diskutieren und unterschiedliche Ideen auszutauschen. Diese werden gesammelt und dienen als Grundlage und Anregungen für die weitere schulübergreifende und interne Weiterentwicklung.

  • © istock.com/Flashvector

    Um die Veranstaltung zu evaluieren, bietet sich ein digitales Feedbacktool an. Durch Rückmeldung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer entstehen wieder neue Impulse.

5. Inhalte und Ergebnisse auf einen Blick

Schulinterne Evaluation und Optimierung des Konzepts zur Einführung der 1:1-Ausstattung für das Schuljahr 2023/24

Am Franz-Marc-Gymnasium fand vor dem Vernetzungstreffen eine Review des Pilotversuchs statt. Diese Ergebnisse wurden schulintern besprochen und aufbereitet. Anhand der Rückmeldungen der einzelnen Teile der Schulfamilie wurden neue Aufgabenbereiche und Arbeitsfelder definiert.

Unterrichtsentwicklung als gemeinsame Aufgabe: Ideen und Anregungen für die weitere Zusammenarbeit der Schulen sammeln

Die Ergebnisse des World Cafés wurden am Ende der Veranstaltung wieder aufgegriffen. In den Schulteams erfolgte in einem „Gallery walk“ eine interne Nachbesprechung der gesammelten Ergebnisse. Durch Symbole wie Haken, Punkte und Ausrufezeichen setzte jede Schule für sich Akzente, welche Bereiche schon reibungslos funktionieren und in welchen noch Handlungsbedarf besteht.

Die Gymnasien benutzten jeweils eine andere Farbe, sodass auch die anderen Schulen sehen konnten, wo diese Punkte bereits (gut) umgesetzt werden, um sich von dieser Schule Ideen und Anregungen holen zu können.

Inhaltlicher Input von jeder Schule: 3×20 min mit anschließender offener Gesprächsrunde

Jede Schule hat sich im Vorfeld bereit erklärt, einen kurzen Input für die anderen zu gestalten. Ziel war es, bewährte Methoden im Bereich Schulentwicklung oder konkrete Anregungen zur Umsetzung des Pilotversuchs zu multiplizieren.

Schulübergreifender fachinterner Austausch und Entwicklung von Unterrichtsmaterialien

Im Vorfeld wurden ausgehend von den Fächerverbindungen der teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen eine Einteilung für den fachinternen Austausch vorgenommen. Vor Ort arbeiteten die Lehrkräfte je nach Fächerverbindung in Kleingruppen zusammen.

6. Fazit: Fünf Argumente für schulübergreifende Kollaboration

  1. Durch den Austausch mit anderen Schulen reflektiert man sein eigenes Konzept und seine Herangehens- oder Vorgehensweise.

  2. Die Ideen anderer Schulen bringen neue Impulse. An Lösungen, die an den anderen Schulen entwickelt wurden, hat man vielleicht bisher gar nicht gedacht.

  3. Projekte kann man gemeinsam (weiter) entwickeln, z.B. Projekttage, Evaluation etc. Verschiedene Impulse werden zusammentragen und jede Schule nimmt neue Ideen zum Weiterdenken mit nach Hause.

  4. Durch Austausch von Material (Evaluation, Unterrichtskonzepte und Materialien etc.) kann man die Arbeit der einzelnen Lehrkräfte reduzieren.

  5. Es lohnt sich, im Schulalltag gezielt Freiräume zu schaffen und sich über einen längeren Zeitraum ausschließlich auf die Weiterentwicklung des Projekts dSdZ zu konzentrieren.  Die Möglichkeit, dies im Austausch mit Teams aus zwei weiteren Schulen zu machen, fördert Kreativität und Motivation.

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