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Klassenführung als Grundlage lernwirksamen Unterrichts

Eine effektive Klassenführung bildet das Fundament des Unterrichtens - dies gilt besonders beim Einsatz digitaler Medien. Bevor spezifische Aspekte der Klassenführung beim Unterrichten mit digitalen Endgeräten betrachtet werden, ist es wichtig, grundlegende Konzepte und Qualitätsmerkmale guter Klassenführung zu verstehen. Dieser Abschnitt vermittelt wesentliche Grundlagen und zeigt auf, wie sich traditionelle Klassenführungskonzepte mit den Anforderungen des digital gestützten Unterrichts verbinden lassen.

Definition

Was versteht man unter Klassenführung?

Effektive Klassenführung bedeutet, den Unterricht so zu gestalten, dass wenige Störungen auftreten, Unterrichtszeit effektiv genutzt wird und ein positives Lernklima herrscht, welches auf einer vertrauensvollen und wertschätzenden Beziehung zwischen der Lehrkraft und ihren Schülerinnen und Schülern beruht.

Damit dies gelingt ist an der Schule ein Verhaltensrahmen notwendig, den alle kennen, der präventiv wirkt und der gleichzeitig hilft, Störungen zu vermeiden oder umgehend zu beheben. Der zeitliche Rahmen wird unter quantitativen und qualitativen Aspekten so genutzt, dass für Lernprozesse möglichst viel Zeit zur Verfügung steht. Somit wird der Unterricht einerseits umsichtig geplant und routiniert durchgeführt, andererseits sind Methodeneinsatz, Arbeitsformen und Abläufe bei wechselnden Lernaktivitäten im Sinne der Zeiteffizienz eingeübt. Der Unterricht ist durch ein zugewandtes Miteinander gekennzeichnet, das jeden einzelnen Lernenden wertschätzt und eine möglichst angstfreie Lernumgebung unterstützt.

Herausforderungen

Herausforderungen beim Unterrichten mit digitalen Endgeräten

Mit dem Einsatz digitaler Endgeräte entstehen neben den weitreichenden Potenzialen für die Gestaltung eines lernwirksamen Unterrichts neue Störungsquellen, die sowohl Disziplinprobleme als auch technische Schwierigkeiten umfassen (Brüning und Saum, 2022). Auch die empfundene Herausforderung für einzelne Lehrkräfte kann dazu führen, dass die Klassenführung leidet. Nach Brüning und Saum (2022, S. 88 ff) gefährden folgende Punkte die Reibungslosigkeit bei der Arbeit:

Lehrkräfte, die durch die Klassenführung bereits belastet sind, werden durch den Einsatz digitaler Endgeräte zusätzlich herausgefordert (Bolick/Bartels 2016, S.482 f). Dies hat folgende Konsequenzen:

  • Lehrkräfte, die bei der Nutzung technischer Geräte Handlungsunsicherheiten zeigen und dabei ihren Unmut offenbaren, wirken weniger kompetent, auch wenn sie fachlich sehr versiert sind. Dies schwächt ihre Autorität.

  • Die Lehrkraft selbst kann durch die Nutzung von Apps, Beamer, Tablet und Schülerendgeräten abgelenkt werden, was den Unterricht beeinträchtigt.

Außerhalb der Schule sind Schülerinnen und Schüler häufig in Interaktion mit ihrem Smartphone: Sie empfangen und beantworten Nachrichten, schauen Filme und kommentieren Inhalte, meist ohne äußere Steuerung. Arbeiten die Lernenden mit eigenen digitalen Endgeräten im Unterricht, erscheinen Meldungen unvermittelt auf dem Bildschirm und lenken Schülerinnen und Schüler ab. Daher erfordert der Einsatz digitaler Endgeräte im Unterricht feste Regeln und Routinen sowie eventuell technische Unterstützung, um dem Ablenkungspotenzial zu begegnen.

Technische Schwierigkeiten bei den Lehrergeräten sowie den Endgeräten der Schülerinnen und Schüler können den Unterrichtsfluss stören. Es ist notwendig, souverän damit umzugehen. Je mehr Unterrichtszeit auf die Behebung störender Aktivitäten verwendet wird, desto weniger Zeit bleibt für aktives Lernen.

Unter dem Blickwinkel des Einsatzes digitaler Medien betrachtet, helfen neue Handlungsmuster dabei, mit diesen Anforderungen souverän umzugehen:

Worauf ist zu achten?

Klassenführung beim Einsatz mobiler Endgeräte

Da der Einsatz digitaler Medien neben vielfältigen Möglichkeiten auch Ablenkungspotenzial bietet, ist eine effektive Klassenführung als Grundlage für einen lernförderlichen, digital gestützten Unterricht unerlässlich. Hierbei sind klare Rituale und Regeln in den Bereichen digitale Kommunikation, Arbeitsweise und Erreichbarkeit erforderlich, die konsequent eingefordert und umgesetzt werden. Sorgfältig aufbereitete und leicht zugängliche digitale Materialien, kombiniert mit etablierten Routinen und zuvor eingeübten Bedienkompetenzen, tragen zu einem reibungslosen Unterrichtsablauf bei und ermöglichen eine konzentrierte Auseinandersetzung mit den Lerninhalten.

Eine effiziente Klassenführung zeichnet sich insbesondere durch folgende Aspekte aus:

Störungsprävention

Präventive Maßnahmen für einen bewussten Umgang mit dem Ablenkungspotenzial digitaler Medien werden in die Unterrichtsplanung und -gestaltung integriert. Regeln in den Bereichen digitale Kommunikation, Arbeitsweise und Erreichbarkeit werden konsequent und angemessen umgesetzt.

  • Klassen- und schulübergreifende Regeln zum Umgang mit mobilen Endgeräten sowie Richtlinien zur digitalen Kommunikation und Erreichbarkeit sind bekannt, im Alltag sichtbar und werden konsequent von der Lehrkraft eingefordert.

  • Die Lehrkraft ist während digitaler Arbeitsphasen präsent, klärt offene Fragen und achtet auf die Sichtbarkeit der Bildschirme.

  • Die Lehrkraft begleitet die Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler im digitalen Raum, um Probleme frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen ergreifen zu können.

  • In Phasen, die keine Nutzung digitaler Geräte vorsehen, ist klar geregelt, wo diese sich befinden, um das Ablenkungspotenzial zu minimieren.

Effektive Nutzung der Lernzeit

Sorgfältig aufbereitete, leicht zugängliche digitale Materialien, kombiniert mit etablierten Routinen und vorab eingeübten Bedienkompetenzen, fördern einen effektiven Unterrichtablauf und eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Lerninhalten.

  • Einheitliche Strukturen – ggf. festgelegt für eine Jahrgangsstufe oder die gesamte Schule – ermöglichen den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften eine gute Orientierung (z. B. verwendete Software, Systematik zur Dateiablage, Benennung von Dokumenten).

  • Eine vorbereitete digitale Lernumgebung unterstützt reibungslose Arbeitsabläufe (z. B. Verteilen und Einsammeln von Materialien und Aufgaben über eine Lernplattform, klare Bearbeitungsfristen).

  • Digitale Arbeitsweisen werden schrittweise und systematisch eingeführt, so dass Routinen entstehen können und der Fokus auf den Lerninhalten bleibt.

  • Die Lernenden sind erkennbar mit den Lerninhalten beschäftigt und auftretende Lernhindernisse werden schnell beseitigt.

Ein lernförderliches Unterrichtsklima, das durch ein zugewandtes Miteinander gekennzeichnet ist, jeden einzelnen Lernenden wertschätzt und eine möglichst angstfreie Lernumgebung unterstützt, bleibt auch im digitalen Raum eine wesentliche Anforderung der Klassenführung.

Abschnitt 5

Wie gelingt eine Anpassung der Klassenführung beim Lernen mit digitalen Medien?

Die Multifunktionalität digitaler Endgeräte eröffnet sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die Klassenführung. Sie ermöglicht es Lehrkräften einerseits, die Unterrichtsorganisation zu optimieren und den Unterricht stärker zu individualisieren. Andererseits bietet sie den Lernenden auch neue Möglichkeiten zur Ablenkung. Viele potenzielle Störungen lassen sich jedoch durch gezielte medienerzieherische Maßnahmen und durchdachtes pädagogisches Handeln vermeiden.

  • Verlässliche Rahmenbedingungen unterstützen die Klassenführung, müssen aber von jeder Lehrkraft individuell ausgestaltet werden.

  • Eine souveräne und reibungslose Unterrichtsgestaltung minimiert Ablenkungspotenzial und Störungen. Etablierte Regeln, Routinen und Rituale ermöglichen eine effektive Nutzung der Lernzeit.

  • Digitale Werkzeuge können die Umsetzung einer effektiven Klassenführung maßgeblich unterstützen.

  • Das veränderte Unterrichtssetting erfordert von Lehrkräften spezifische Kompetenzen.

Wie kann man das Kollegium vorbereiten?

Materialien zur Vorbereitung auf die veränderte Klassenführung

Um sich auf die veränderte Situation im Klassenzimmer vorzubereiten, ist es sinnvoll,

  • die Anforderungen an eine effektive Klassenführung zu kennen und beschreiben zu können.

  • die neuen Anforderungen durch die Arbeit mit den digitalen Endgeräten zu verstehen und Strategien für einen erfolgreichen Umgang damit zu entwickeln.

  • sich der Rahmenbedingungen sowie der eigenen Kompetenzen im Umgang mit den digitalen Werkzeugen bewusst zu werden.

Dazu finden Sie folgende Materialien:

  • Reflexionsbogen zur Klassenführung

    Zielgruppe: Einzelne Lehrkraft

    Zur individuellen Vorbereitung finden Sie hier Reflexionsfragen, mit deren Hilfe Sie sich auf die veränderte Situation einstellen und daraus konkrete Handlungsideen entwickeln können.

  • Kartendeck zur Klassenführung

    Zielgruppe: Team aus Lehrkräften

    Wenn Sie schon (erste) Unterrichtserfahrung bei der Arbeit mit mobilen Endgeräten gesammelt haben, können die vorliegenden Karten und die konkreten Tipps weitere wichtige Impulse für die Reflexion der eigenen Klassenführung im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen bieten.

  • Themenheft Klassenführung

    Zielgruppe: Projektverantwortliche, Multiplikatoren und interessierte Lehrkräfte

    Der Reflexionsbogen und das Kartendeck sind in ein umfassendes Themenheft integriert, das zusätzlich folgende Angebote bereitstellt:

    • Hintergrundinformationen zur Klassenführung (Klassenführung in der 1:1-Ausstattung)

    • Erfahrungen aus der Praxis (Vorbereitung auf die veränderte Unterrichtssituation)

    • Präsentationsvorlagen, Checklisten und weiterführende Angebote zur Schaffung förderlicher Rahmenbedingungen für die Klassenführung (Materialien zur Multiplikation)

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