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Transparente Kommunikation innerhalb der Schulgemeinschaft vorbereiten

Schulische Veränderungsprozesse basieren auf der Akzeptanz und dem Engagement aller Beteiligten. Wie aber lassen sich Lehrkräfte, Eltern und weitere Akteure in- und außerhalb der Schule für den anstehenden Wandel in einer 1:1-Ausstattung gewinnen? Der vorliegende Artikel beschreibt ausgehend von theoretischen Modellen konkrete Umsetzungsvorschläge, wie die Schulgemeinschaft eingebunden werden kann.

Hilfreiche Grundhaltungen für den Veränderungsprozess

Woran kann man sich orientieren?

Um die 1:1-Ausstattung auf Schulebene erfolgreich zu initiieren, bedarf es eines Führungsstils, der darauf ausgerichtet ist, das Kollegium aufgrund der eigenen Überzeugung, Motivation und Zuversicht mitzunehmen. Für diesen Schritt haben sich die drei folgenden Grundhaltungen für Führungskräfte als sehr bedeutsam herausgestellt:

Führung in diesem Kontext bedeutet, eine grobe Vorstellung/Vision über Unterricht/Schule der Zukunft zu entwickeln. Auf der Basis der zentralen Handlungsfelder und den daraus abgeleiteten Priorisierungen/Zielen kann dann eine gemeinsame Sinnstiftung für den Digitalisierungsprozess im Kollegium geschaffen werden.

Positive Energie entsteht zumeist dann, wenn Menschen Möglichkeiten des Gestaltens haben. Zum einen ist es wichtig, dass Menschen in Entscheidungsprozesse eingebunden und ihre Stimmen und Argumente gehört werden (Involvement). Zum anderen hat sich gezeigt, dass Energie bei Mitarbeitenden dann freigesetzt wird, wenn Verantwortung abgegeben wird (Empowerment).

Ausgehend von den Handlungsfeldern und priorisierten Zielen geht es dabei u. a. darum, die Kräfte zu bündeln und sich auf die Stärken und Potentiale zu fokussieren, die das Kollegium im Kontext der Digitalisierung einbringen kann.

Weiterführende Hintergründe und Informationen zu dieser Thematik finden Sie in den folgenden Angeboten der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (ALP):

Im Hinblick auf die bevorstehenden Neuerungen stehen folgende Überlegungen zu einer klaren und transparenten Kommunikation im Fokus.

Spezifische Veränderungen mit den Beteiligten reflektieren

Wie werden die geplanten Veränderungen zielführend kommuniziert?

Viele Fragestellungen, z. B. auf der Ebene der Unterrichtsentwicklung, können nicht von der Schulleitung allein, sondern beispielsweise von der Steuergruppe formuliert werden. Eine Beantwortung der aufgeworfenen Fragen sollte dabei unter Einbezug des gesamten Kollegiums bzw. schulischer Gremien erfolgen. Mögliche Handlungsoptionen werden also allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft in geeigneter Form kommuniziert, bevor es zu konkreten Entscheidungen kommt. Auch kritischen Stimmen sollte Raum gegeben werden, damit Vorbehalte in einem offenen Diskurs geklärt und im Idealfall ausgeräumt werden können.

Die Erziehungsberechtigten und Lernenden im Blick

Um die geplante Einführung der 1:1-Ausstattung erfolgreich kommunizieren zu können, hilft es, die Sichtweise der Erziehungsberechtigten, die mit der anstehenden Veränderung konfrontiert werden, einzunehmen. Diese könnten sich beispielsweise folgende Fragen stellen:

  • Frage 1: Welche Vorteile entstehen aus der angestrebten Veränderung für mein Kind?

  • Frage 2: Was bedeutet die Einführung von Tablet-/Laptopklassen konkret für mich? Welche Aufgaben kommen auf mich zu?

  • Frage 3: Wo erhalten wir Unterstützung?

  • Frage 4: Welche Rahmenbedingungen gelten für die Einführung der 1:1-Ausstattung?

Im Hinblick auf die Einbindung der Erziehungsberechtigten und Lernenden in den Veränderungsprozess ergeben sich zwei Kommunikationsebenen:

  • Reine Information: Die Erziehungsberechtigten werden mittels Informationsschreiben, Homepagebeiträgen oder Elterninformationsabenden in Bezug auf Gerätebestellung, veränderten Unterricht und Medienerziehung informiert.

  • Aktive Beteiligung: Die Erziehungsberechtigten und/oder Lernenden werden unmittelbar in Entscheidungsfragen eingebunden, z. B. im Hinblick auf medienerzieherische Fragen, Nutzungsregeln oder den Gerätebeschaffungsprozess. Auf diese Weise werden weitere Potenziale offenkundig, die eine gelingende Erziehungspartnerschaft verbessern können.

In der Praxis greifen diese Ebenen ineinander. Anhand der folgenden Grafik wird deutlich, dass die Erziehungsberechtigten nicht nur zu Beginn, sondern regelmäßig und zu geeigneten Zeitpunkten in den Veränderungsprozess einbezogen werden sollten.

Wie unterschiedlich Schulen dies umsetzen, erfahren Sie hier:

  • „Die Umsetzung des Pilotversuchs erfolgt an unserer Schule in enger Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten. Schon in der ersten Phase der Entscheidungen wurden diese mittels Abfragen in Überlegungen zur Geräteauswahl und -bestellung einbezogen. Darüber hinaus wird regelmäßig im Arbeitskreis „Das Tablet zu Hause und in der Schule“ darüber diskutiert, wie man Jugendliche auf ihrem Weg zum verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien begleiten kann. Gemeinsam werden unter anderem medienpädagogische und technische Informationsveranstaltungen für interessierte Eltern geplant und durchgeführt. Der kontinuierliche Austausch über medienerzieherische Fragen ist ein wichtiger Teil unserer Erziehungspartnerschaft.“

    (Anca, Lehrerin am Gymnasium)

  • „Als es darum ging, Regeln für den Umgang mit Tablets festzulegen, war es uns wichtig, die Schülerinnen und Schüler frühzeitig in die Konzeptentwicklung mit einzubeziehen. Wir nahmen deshalb bereits vor dem Bestellprozess Kontakt mit den Schülersprecherinnen und -sprechern auf und baten sie darum, gemeinsam mit den Mitgliedern der SMV, Regeln zu formulieren, die aus ihrer Sicht besonders wichtig sind. Es war schön zu sehen, wie bereitwillig die Schülerinnen und Schüler Verantwortung für ihren Lernprozess übernommen und mit welcher Ernsthaftigkeit sie sich an die Arbeit gemacht haben.“

    (Peter, Lehrer am Gymnasium)    

  • „Wir starten bereits in der 5. Jahrgangsstufe mit Tablets, weil die Lernenden noch recht unbedarft hinsichtlich der Nutzung mobiler Endgeräte sind und auf diese Weise ein gemeinsames Herantasten an die Arbeitsweise erfolgreich umgesetzt werden kann. Erste allgemeine Informationen über den Einsatz von Tablets in den Eingangsklassen erhalten die Erziehungsberechtigten bereits auf dem Übertrittsinformationsabend. Praktische Einblicke und erste Handhabungsversuche werden ihnen und ihren Kindern schließlich am „Tag des offenen Schulhauses“ in entsprechend thematisch gestalteten Räumen ermöglicht. Weitere Informationen (z. B. Bestellprozess, Zeitpläne etc.) werden auf der Homepage zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus erhalten die Erziehungsberechtigten die erforderlichen Informationen zur Gerätebestellung bei der Einschreibung in schriftlicher Form.“

    (Julia, Lehrerin an einer Realschule)

Das Kollegium im Blick

Eine 1:1-Ausstattung löst einen Veränderungsprozess aus, welcher den Unterrichtsalltag nachhaltig prägt. Diese Weiterentwicklung der Lernkultur hat daher nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn alle Betroffenen die Neuausrichtung rational und emotional mittragen.

Um die geplante Einführung der 1:1-Ausstattung erfolgreich kommunizieren zu können, hilft es, die Sichtweise einer Lehrkraft, die mit der anstehenden Veränderung konfrontiert wird, einzunehmen. Diese könnte sich beispielsweise folgende Fragen stellen:

  • Frage 1: Warum soll eine 1:1-Ausstattung an unserer Schule implementiert werden? Was wird sich dadurch an unserer Schule verändern? Betrifft mich diese Veränderung?

  • Frage 2: Was bedeutet die Einführung von Tablet-/Laptopklassen konkret für mich? Wie läuft der Prozess der Implementierung der 1:1-Ausstattung ab?

  • Frage 3: Wie wird das 1:1-Ausstattung den Unterricht und die dafür benötigte Vorbereitung konkret ändern?

  • Frage 4: Welche neuen Anforderungen kommen auf mich zu und wo erhalte ich Unterstützung?

  • Frage 5: Kann ich diese Veränderung aktiv mitgestalten? Wo kann ich mich einbringen?

  • Frage 6: Ist die Entwicklung nachhaltig? Stellen Tablet-/Laptopklassen den Unterricht der Zukunft dar?

Die Beantwortung dieser Fragestellungen kann Ausgangspunkt für den gemeinsam gestalteten Veränderungsprozess sein. Dazu bietet sich eine Lehrerkonferenz an. Die nachfolgende Präsentation stellt eine mögliche Grundlage für die Gestaltung eines gewinnbringenden Auftakts dar.

Tipp 1: Stärken und Ressourcen erkennen durch Begegnung

Letztlich erfordert die erfolgreiche Implementierung der 1:1-Ausstattung, dass der oder die Einzelne eine persönliche Entscheidung trifft, sich zu beteiligen und diese Veränderung zu unterstützen. Gelegenheiten des Informationsaustausches sind hierbei förderlich. Dabei können vor allem Impulse von außen einen entscheidenden Schub für die eigene Entwicklung im Kontext Schule geben:

  • „Unsere Nachbarschule arbeitet schon seit zwei Jahren im 1:1-Setting. Bevor wir damit gestartet sind, haben wir eine Kollegin aus dem Nachbarort eingeladen, die uns erzählt hat, wie das Projekt an ihrer Schule umgesetzt wurde. Von diesem Erfahrungsbericht konnten wir sehr profitieren. Kolleginnen und Kollegen konnten offen Fragen stellen und so manche Bedenken wurden im Vorfeld ausgeräumt.“

  • „Dank eines Experten des Referentennetzwerks erhielten wir im Rahmen einer Fortbildung einen Einblick in die Praxis an einer Schule, die den digitalen Wandel bereits vollzogen hat. So wurde uns aus erster Hand vermittelt, welche Lösungen im Unterrichtsalltag sinnvoll und effektiv sind. Ich erfuhr zum Beispiel, dass durch etablierte Nutzungsregeln der digitale Unterricht reibungslos gelingen kann. Dadurch weiß ich bereits im Vorfeld, wie ich in entsprechenden Situationen reagieren kann. Das gibt mir Sicherheit.“

  • „Vor ein paar Wochen durfte ich bei meiner Kollegin im Sportunterricht hospitieren und konnte so miterleben, wie insbesondere die Kamerafunktion gewinnbringend eingesetzt werden kann. So erhielten die Lernenden die Möglichkeit, ihre Bewegungsabläufe zu filmen und anschließend zu sichten. Durch die damit verbundene visuelle Rückmeldung konnten sie ihre Leistungen unmittelbar optimieren. Das hat mich sehr beeindruckt und motiviert, es selbst auszuprobieren.“

Tipp 2: Einfluss gewähren

Binden Sie Lehrkräfte und weiteres schulisches Personal so früh wie möglich in den Veränderungsprozess mit ein. Denn über die Möglichkeit zur Beteiligung entsteht Offenheit gegenüber den geplanten Neuerungen, wobei selbst kritische Beiträge eine wertvolle Ressource darstellen können. Fühlen sich Lehrkräfte in ihrem Anliegen gehört und ernst genommen, entsteht ein konstruktives Teamklima.

  • „Die erste Idee für die geplante Veränderung wurde uns im Rahmen einer Lehrerkonferenz vorgestellt. In den Wochen darauf hatten wir Zeit, im Kollegium darüber zu diskutieren. So konnte ich die Stimmen der anderen hören und mir schließlich meine eigene Meinung bilden. Zu einem späteren Zeitpunkt fand eine Abstimmung statt. Das daraus resultierende Stimmungsbild diente der Steuergruppe als Orientierung bei der weiteren Planung. Dadurch hatte ich das Gefühl, dass jeder in gewisser Weise den Wandel mitgestalten konnte und ernst genommen wurde.“

    (Lehrerin an einer Realschule)

  • „Im Plenum schaukelt sich die Stimmung manchmal hoch und Diskussionen können dann unsachlich werden. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mit kritischen Kolleginnen und Kollegen direkt das Gespräch zu suchen. Im Einzelgespräch erfährt man meist erst, welche individuellen Bedürfnisse der Betroffenen dahinterstecken. Oft hilft es schon, den Kolleginnen und Kollegen zuzuhören und Verständnis zu zeigen, um individuelle Vorbehalte und Ängste auszuräumen.“

    (Schulleiter eines Gymnasiums)

  • „Wir haben den pädagogischen Tag für den Austausch mit dem Kollegium genutzt. Dabei wurden wir bei der Konzeption und Gestaltung des Tages als Steuergruppe von einem externen Referenten aus dem Referentennetzwerk und einer Schulentwicklungsmoderatorin unterstützt. Mithilfe der externen Expertise ist es uns gelungen, sowohl inhaltlich als auch strukturell den Entwicklungsprozess systematischer und transparenter zu gestalten.“

    (Mitglied einer Steuergruppe der Förderschule)

Tipp 3: Sinn vermitteln und Bedeutsamkeit des Anliegens sichtbar machen

Wichtig erscheint es, die Selbstverpflichtung zum Wandel regelmäßig zu bekräftigen. Zielsetzungen sollen gelebt werden, indem Anerkennung und Transparenz geschaffen werden. Dadurch wird die Bedeutung des Anliegens unterstrichen.

  • „Wir haben bei der Kommunikation darauf geachtet, weniger den technischen Aspekt als vielmehr die didaktischen Möglichkeiten in den Fokus zu rücken. Wir haben immer kommuniziert, dass stets das Lernen im Mittelpunkt steht. Zu viele technische Fachbegriffe und Details zum Gerät verunsichern manche Lehrkräfte und Eltern.“

    (Mitglied der Steuergruppe eines Gymnasiums)

  • „An unserer Schule wurden bereits zwei Umfragen durchgeführt. Die Ergebnisse aus diesen Befragungen zeigen, was wir bereits erreicht haben und welches Entwicklungspotenzial besteht. Ich war erstaunt darüber, wie viel sich innerhalb kürzester Zeit verändern kann und wie positiv die 1:1-Ausstattung im Kollegium wahrgenommen wurde.“

    (Lehrer an einer Mittelschule)

  • „Es ist uns besonders wichtig, die Digitalisierung auch gewinnbringend für die schulische Organisation zu nutzen. Dazu haben wir zum Beispiel eine Struktur für die Dateienablage ausgearbeitet, in der das gesamte Kollegium Unterrichtsmaterial austauschen und alle wichtigen Unterlagen zum Schulbetrieb finden kann. Zur Verfügung stehen auch geeignete Programme, die kollaboratives Arbeiten ermöglichen (Messenger, Videokonferenz-Tools, Textverarbeitung). Davon profitiert jeder.”

    (Mitglied der erweiterten Schulleitung einer Realschule)

Argumentationshilfen aus der Forschung

Lernen mit mobilen Endgeräten – Was sagt die medienpädagogische Forschung?

Die 1:1-Ausstattung von Lernenden mit digitalen Endgeräten ist weder Selbstzweck noch losgelöst von pädagogischen Prämissen, sondern eine aus der Kultur der Digitalität resultierende Notwendigkeit, um die Jugend von heute auf die Welt von morgen vorzubereiten. Empirische Erkenntnisse der (medien-)pädagogischen Forschung belegen in diesem Kontext:

  • einen klaren Zusammenhang zwischen der Anzahl der mobilen Schülergeräte und der Häufigkeit von deren Einsatz zu Lernzwecken,

  • einen Konnex zwischen der Nutzungsfrequenz digitaler Medien für schulische Zwecke mit den computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler,

  • eine Steigerung des Lernerfolgs bei Lernmethoden, in denen digitale Medien von Schülerinnen und Schülern aktiv in kollaborativer und interaktiver Weise eingesetzt werden,

  • eine intensivere Zusammenarbeit, auch über das Klassenzimmer hinaus, innerhalb von Tablet-/ Notebook-Klassen sowie

  • eine nachhaltige Motivationssteigerung bei Schülerinnen und Schülern mit personalisiertem Zugang zu einem in ihrem Besitz befindlichen mobilen Gerät.

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